Ähnlich anschmiegsam turtelt das wundervolle "Picture In A Frame" mit dem Hörer, ein Song aus der Feder von Tom Waits und Kathleen Brennan. Auf "The Great Divide" sang Nelson noch komplett unerwartete Coversongs wie "Time After Time", an dem schon 80's Popgöre Cindy Lauper und die Jazzlegende Miles Davis gewirkt hatten - diesmal ist er nicht so mutig. Vielleicht, weil Cash mit seinen hochcrediblen Versionen von Nine Inch Nail- und Depeche Mode Songs auf Jahre vorgelegt hat und hier fürs erste alles gesagt ist. Nelson singt stattdessen "Midnight Rider" von Lynyrd Skynyrd und Toby Keiths Hymne auf den ehrlichen Arbeiter, "Tired". Herzergreifend und mit der Zeile: "In zwanzig Jahren Arbeit war ich gerade sechs Tage krank. Und das Geld ging ans Finanzamt." Das hat er ja nun selbst schmerzlichst erfahren, in seiner Karriere, als die Steuerbehörden plötzlich 16 Millionen Dollar nachforderten.
Die schöne Tradition der Duette (auf "The Great Divide" gab es gleich sechs Stück) setzt Nelson auch auf "It Always Will Be" fort: "Be That As It May" singt mit der etwas schnippisch klingenden Paula Nelson. Es klingt, als würden sich gleichzeitig ratlos und besorgt mit den den Schultern zucken: "Wie immer das auch sei - uns rennt die Zeit davon". Das schwelgerische "Overtime" teilt sich Nelson mit einer überentspannten Lucinda Williams (die diesen Song auch schrieb) und der wohl schönste Duettmoment auf "It Always Will Be" ist "Dreams Come True": Eingesungen mit dem jungen Jazz-Country-Shooting Star Norah Jones. Möge die Anhängerschar des populären Jazz diesen Song zum Anlass nehmen, Willie Nelson in ihr Herz schließen, er hätte es eh verdient. Zu schmirgelnder Orgel seufzt Nelson "Love's The One And Only Thing" (wundervoll, wenn er gerade noch singt, als würde er fast schon lesend vortragen), shuffelt sich durch den kleinen Tex-Mex-Schmeichler "Texas", eine Hymne auf seine Heimat. Nelson schließt das Album überraschend mit einem echten Outlaw-Kracher: "Midnight Rider." Als wolle er uns sagen: Okay, es ist ein unter dem Strich ruhiges, melancholisches Album - aber glaubt ja nicht, dass die Jahre mich weicher und ruhiger gemacht hätten.
Fazit: Langsam heißt es Abschied nehmen, bei den "lebenden Legenden" des Country. Um so schöner, dass auf den langgedienten Outlaw Willie Nelson weiterhin Verlass ist - auch wenn mittlerweile schon über 70 Erdenjahre auf dessen schmalen Schultern ruhen. "It Always Will Be"ist eine herzerwärmede 14-Song-Collektion mit einigen schönen Duetten, über weite Strecken sehr entspannt gehalten, aber ohne Ermüdungserscheinungen.
Label: Lost Highway (Universal) | VÖ: 9. November 2004 |
Titelliste
Links
01 | It Always Will Be | 08 | My Broken Heart Belongs To You |
02 | Picture In A Frame | 09 | Dreams Come True |
03 | The Way You See Me | 10 | Overtime |
04 | Be That As It May | 11 | Tired |
05 | You Were It | 12 | Love's The One And Only Thing |
06 | Big Booty | 13 | Texas |
07 | I Didn't Come Here.... | 14 | Midnight Rider |
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