Zehn Songs - vier davon stammen allein aus der Feder von Kenny Chesney, bei vier weiteren Liedern war der Sänger als Co-Autor tätig - keine Frage, wenn der Künstler im Beiheft von einer sehr persönlichen Platte spricht, ist das kein Verkaufsgerede, sondern Realität. Mit seinen 45 Jahren hat der Fan der Virgin Islands viel erlebt. Einige dieser Geschichten teilt Chesney innerhalb der 42 Minuten Spielzeit mit seinen Anhängern.
Die vielseitige musikalische Reise auf dem 14. Album beginnt in gewohnten Gefilden. "Pirate Flag" ist ein typischer Up-Tempo-Song aus der Schmiede von Hit-Produzent Buddy Cannon. Doch schon mit "Spread The Love” rückt Nashville in weite Ferne und die Karibik ist erreicht. Zusammen mit The Wailers und deren aktuellen Sänger Elan geschrieben und eingespielt ist diese Reggae-Nummer ein schwüle Liebeserklärung an die Liebe und ein Aufruf, alle Probleme mal an den Rand zu legen oder in diesem Fall besser in den Sand zu stecken. Solide Kost für den Aufenthalt in der Hängematte, aber die erste Zusammenarbeit, aus der das Lied "Everybody Wants to Go to Heaven" resultierte, besaß mehr Potential.
Die traurige Ballade "Lindy” handelt von einem Obdachlosen und erinnert wieder mehr an Chesneys sonstige Gangart. Bedächtig wird dem Konsumenten bei dem schon 1996 verfassten Stück das Bild eines Mannes vor Augen führt, der, wenn er alleine ist, sogar in der Kirche Orgel spielt. Eine melancholische Nummer, die auch ohne die klassische Pedal-Steel-Beschallung aus dem Hintergrund funktioniert. Dafür sorgen hier sanfte Mandolinen-Einsätze und akustische Gitarren für das Song-Gerüst.
Mit Willie Nelson mischt auch ein alter Bekannter mit. "Coconut Tree" ist wohl die simpelste Nummer der Platte, dennoch bereitet es Spaß, den beiden Profis bei ihrem Wechselgesang mit den doch sehr unterschiedlichen Stimmen zu lauschen. Mit dem Titeltrack beamt sich Chesney zwischendurch noch einmal zurück auf die große Bühne eines Rock-Konzerts. "Life On A Rock" ist gleichzeitig der letzte, wenn auch sehr gelungener Mainstream-Beitrag.
Der übrige Teil der Produktion siedelt sich wieder im deutlich entspannten Bereich an. "It's That Time Of Day" oder "Must Be Something Missing” profitieren dabei von ihrem akustischen Grundfundament, in das karibische Klänge wie Steel Drums integriert worden sind.
Emotional wird es beim Finale. "Happy On The Hey Now (A Song For Kristi)” ist ein packendes Tribut an eine verstorbene Freundin, die der Sänger auf den Virginia Islands kennengelernt hatte. Der persönlichste Track des Albums, dessen Aussage, dass mit dem Tod niemand vergessen ist, können sicher viele nachempfunden, die ebenfalls viel zu früh einen guten Freund verloren haben. Weil Chesney und Cannon das Ganze ohne Pathos und Streichorchester umgesetzt haben, ist der Song noch besser.
Fazit: Kenny Chesney hat eine gute Mischung aus Radio-Hits und introspektivem Songwriter-Matrial gefunden. Eine CD für alle, die im kommenden Sommer nicht nur feiern, sondern einfach mal die Seele baumeln lassen wollen.
Label: Blue Chair / Columbia Nashville (Sony) | VÖ: 3. Mai 2013 |
Titelliste
01 | Pirate Flag | 06 | It's That Time of Day |
02 | When I See This Bar | 07 | Life On A Rock |
03 | Spread The Love (mit The Wailers with Elan) | 08 | Marley |
04 | Lindy | 09 | Must Be Something I Missed |
05 | Coconut Tree (mit Willie Nelson) | 10 | Happy On The Hey Now (A Song For Kristi) |