Ray Wylie Hubbard - Co-Starring Too

CD Cover: Ray Wylie Hubbard - Co-Starring Too

Ray Willie Hubbard gibt die Zugabe "Co-Starring Too", mit dabei eine illustre Gästeschar aus Country und Rock.

Der Mann ist schon ein spezieller Typ. Nein, er gehört nicht gerade zu den stimmgewaltigsten Sängern, ganz im Gegenteil. Vielmehr ist er gesanglich sehr, sehr limitiert. Andererseits ist sein Talent als Songschreiber unumstritten - und darüber hinaus umweht den 1946 in Soper, Oklahoma, geborenen Sänger eine Aura von Coolness und Rebellion.

Kein Wunder also, dass Ray Willie Hubbard zum Kritiker-Liebling avancierte - und auch kein Wunder ist es, dass der graubärtige Typ unter Kollegen und Kolleginnen große Sympathien genießt. Aus dieser Zuneigung hat Hubbard schon im Jahr 2020 mit dem Album "Co-Starring" geschickt Kapital geschlagen, indem er eine prominent besetzte Gästeschar aufbot. Dieses Modell strickt er für "Co-Starring Too" jetzt weiter. Ergebnis: ein unterhaltsames Album im Grenzbereich zwischen Country, Blues und Rock.

"Co-Starring Too" wartet mit einigen Überraschungen auf

In den meisten Songs sind die Stilgrenzen undefiniert. Sie gehen ineinander über. Country-Elemente fügen sich nahtlos an Rock- und Blues-Zutaten, dazwischen lassen sich - wer genau hinhört - auch Americana und Folk-Einflüsse ausmachen. Alles ist irgendwie da und gehört bei ihm, dem fast 75-jährigen Veteranen, zusammen. Grenzen? Nicht bei ihm! Selbst wenn er in dem kryptisch betitelten Opener "Stone Blind Horses" Country-Ikone Willie Nelson als Duett-Partner präsentiert, ist das nicht nur Country: Auch die Wehmütigkeit des Blues schwingt mit - und sorgt so für ein erfrischend unformatiertes Hörerlebnis.

Das gilt auch für das nachfolgende "Groove". In dem sehr souligen, im stampfenden Midtempo-Bereich angelegten Rhythm & Blues-Track stehen ihm Kevin Russell and the Shiny Soul Sisters zur Seite und machen dem Titel, in dem Hubbard seinen Hut vor seinen verstorbenen Coolness-Kollegen JJ Cale und Tony Joe White zieht, alle Ehre. Gute Performance. So stark das alles ist: Sein Gesangsstil ist, sagen wir mal, eher gewöhnungsbedürftig. Seiner Stimme fehlt nun mal jede Power, jedes Volumen. Kein Wunder, dass sein Vortrag häufig an eine Art Sprechgesang erinnert - so auch bei dem souligen, irgendwie an die Stones erinnernden "Only a Fool", bei dem ihn The Bluebonnets unterstützen.

Deutlich weniger fällt seine dünne Stimme ins Gewicht, wenn er sich 1. einen akustischen Blues-Folk-Song à la "Hellbent for Leather" vornimmt und sich 2. einen ebenfalls reduziert singenden Duett-Partner wie Steve Earle als Gast einlädt. Ergebnis ist ein raubeiniger, knarziger, stoppelbärtiger Song, den man nur zu gerne von den beiden in einem Live-Club hören würde. Okay, das gilt auch für den nächsten Track: das tatsächlich sehr wilde "Naturally Wild". Lzzy Hale und John 5 sind bei diesem rabiaten, schon fast in Hard-Rock-Manier angelegten Song-Feger mit von der Partie. Tja, Alter schützt vor Rocken nicht, wie man hier hört. Eine extra Erwähnung verdient sich in dem Song übrigens das exzellente Gitarrensolo.

Ray Willie Hubbard: Meister der Reduktion

Nächster Song, nächste Gangart, nächste - erstaunliche - Gästeriege: Bei dem getragenen Country-Folk-Rock "Fancy Boys" stellt er, dem Titel entsprechend, tatsächlich ein paar schicke Jungs vor. Namentlich: Hayes Carll, James McMurtry und Dalton Domino. Das Americana-Triumphirat hatte bei den Aufnahmen mit Ray Willie Hubbard hörbar Spaß.

Damit nicht genug: Bei dem coolen, im Bo-Diddley-Groove vorgetragenen Country-Soul "Till My Wheels Fall Off" geben ihm Randy Rogers, Cody Canada und Wade Bowen die Ehre, bei dem raunzigen Blues "Pretty Reckless" gibt es ein Wiederhören mit u.a. Wynonna Judd und Charlie Sexton und bei "Desperate Man" hat er sich die gerade sehr angesagte Band Of Heathens in Studio geholt, um jede Menge Feeling mit möglichst wenig Anstrengung zu verbreiten.

Was fehlt da noch? Beispielsweise "Ride or Die". In dem Song bringt Willie Ray Hubbard seine Vorstellungen von Musik und Musikmachen auf den Punkt, in dem er u.a. Beatles-Drummer Ringo Star, Toto-Gitarrist Steve Lukather und Heart-Sängerin Ann Wilson für einen spektakulär unspektakulären Blues-Track vor den Karren spannt. Klar doch, die hohe Kunst liegt im Weglassen. Und darin ist, das zeigt sich auch auf "Co-Starring Two", Willie Ray Hubbard ein Meister.

Fazit: Jede Menge Star-Power aus verschiedenen Genres möbelt "Co-Starring Too" gehörig auf. Da macht es auch nichts, dass Ray Willie Hubbard eigentlich keine zum Singen geeignete Stimme mitbringt.

Label: Big Machine (Universal) VÖ: 18. März 2022
01 Stone Blind Horses (mit Willie Nelson)
02 Groove (mit Kevin Russell and the Shiny Soul Sisters)
03 Only a Fool (mit The Bluebonnets)
04 Hellbent for Leather (mit Steve Earle)
05 Naturally Wild (mit Lzzy Hale & John 5)
06 Fancy Boys (mit Hayes Carll, James McMurtry, Dalton Domino)
07 Texas Wild Side (mit The Last Bandoleros)
08 Till My Wheels Fall Off (mit Wade Bowen, Randy Rogers, Cody Canada)
09 Pretty Reckless (mit Wynonna Judd, Jaimee Harris, Charlie Sexton & Gurf Morlix)
10 Ride or Die (mit Ringo Starr, Lucas Hubbard, Steve Lukather, Eliza Gilkyson & Ann Wilson)
11 Desperate Man (mit Band of Heathens)
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