Willie Nelson - Band of Brothers

CD Cover: Willie Nelson - Band of Brothers

"Band of Brothers" heißt das gefühlt 2.500ste Album von Willie Nelson. Kaum ein anderer Country-Star ist so produktiv wie der kiffende Zopfträger aus Texas. Und kaum ein anderer hält regelmäßig die Fahne der Traditionen und der Roots des Country hoch und höher als Willie Nelson. Das gilt auch ganz bestimmt für "Band of Brothers". Gemeinsam mit Produzent Buddy Cannon legt der legendäre Sänger und Songwriter 14 Titel vor, die so gut wie alle im nostalgischen Cowboy- und Lagerfeuer-Feeling angelegt sind. Freunde traditioneller Töne werden sich über das Album freuen.

Wie es sich für ein zünftiges Lagerfeuer gehört, muss natürlich jemand eine urige Harp blasen. Mickey Raphael heißt hier der Junge mit der Mundharmonika - und er schiebt, leider, leider, reichlich Überstunden. Kein Song ohne Harp. Mehr noch: Kaum eine Viertelnote Pause, ohne dass der Mann nicht in sein Instrument blasen würde. Auf Dauer geht einem dieses wehmütige Geschnaufe dann doch ganz gehörig auf die Nüsse. Dass ein so routinierter und anerkannter Produzent wie Buddy Cannon dieser einschläfernden Arrangement-Monotonie nicht den Riegel vorgeschoben hat, bleibt ein Rätsel. Auch wenn benannter Mickey Raphael mehr Solo-Zeiten erhält als jeder andere Mitmusiker der CD - inklusive - lässt der graue Meister natürlich regelmäßig seine heißgeliebte Trigger erklingen.

Schon beim romantischen Opener "Bring It On", neben weiteren acht Tracks geschrieben von Nelson und Cannon, entlockt er ihr eine herrlich unschuldige Kindermelodie. Ein Solo, wie es wohl nur Willie Nelson spielen kann. In jeden irgendwie unbeholfen angeschlagenen Ton legt er alles, was er an Seele und Gefühl aufzubieten hat. Und das ist bei ihm natürlich eine ganze Menge. Klar spielt Trigger auch bei dem ebenfalls vom Interpreten und Produzenten entworfenen "Guitar In The Corner" die Hauptrolle.

Beim Songwriting haben sich die beiden alten Hasen größtenteils auf Lovesongs spezialisiert. Mal nähern sie sich der Beziehungskiste keck und beschwingt ("Wives And Girlfriends"), meist aber nachdenklich und mit einer kleinen Träne im Augenwinkel ("I Thought I Left You", "Send Me A Picture"). Im euphorischen Honky-Tonk von "Used to Her" läuft Willie schließlich zur Höchstform auf.

Dennoch: Viele ihrer neu geschriebenen Titel ähneln sich im Aufbau. Deshalb freut man sich über die Abwechslung von so mancher Fremdkomposition. Von Songs wie "Whenever You Come Around" von Vince Gill und Pete Wasner, "The Songwriters" von Gordie Sampson und Bill Anderson oder über das munter rockende "Crazy Like Me" aus der Feder von Dennis Morgan, Shawn Camp und Billy Burnette. Perfekt zu Willie passt auch das von Billy Joe Shaver geschriebene "Hard to Be An Outlaw", bei dem er köstlich mit dem angesagten Country-Sound abrechnet ("sie singen über staubige Straßen, die sie nie befahren haben, sie nennen es Country, aber es klingt nicht danach..."). Das einzige Duett der CD setzt auch das vielleicht hellste Glanzlicht: Bei "The Git Go", geschrieben von Billy Joe Shaver und Gary Nicholson, teilt sich Willie das Mikro mit dem hochgeschätzten Jamey Johnson - und geben bei dem dezenten Rocker ein prächtiges Pärchen ab.

Zur "Band of Brothers" gehören übrigens neben Willie und Mickey u.a. die Drummer Eddie Bayers und Lonnie Wilson, Gitarrist Bobby Terry und Pianist Jim "Moose" Brown.

Fazit: 14 Titel, darunter neun neue Eigenkompositionen, nur ein Duett, jede Menge Roots- und Country-Feeling und - als Manko - eine Mundharmonika im Endlosschleifen-Modus. Dennoch ein starkes Willie-Album.

Label: Legacy (Sony) VÖ: 13. Juni 2014

  • Titelliste

01 Bring It On 08 Used to Her
02 Guitar in the Corner 09 The Git Go (mit Jamey Johnson)
03 The Wall 10 Band of Brothers
04 Whenever You Come Around 11 Hard to Be an Outlaw
05 Wives and Girlfriends 12 Crazy Like Me
06 I Thought I Left You 13 The Songwriters
07 Send Me a Picture 14 I've Got a Lot of Traveling to Do


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