So erfolgreich Nilsen mit seiner musikalischen Linie bisher auch war - auf seinem neuesten Album "Rise to the Occasion" schlägt der Sänger mit der markanten Zahnlücke eine ganz andere Richtung ein. Auf seiner mittlerweile vierten Platte, die am 23. Mai 2008 in Deutschland erscheint, hat Nilsen dem Pop Rock eindeutig den Rücken gekehrt. Heraus gekommen ist ein überraschend gutes Country-Album mit elf zum Großteil selbst geschrieben Songs und einem Bonus Track. Dass dies kein willkürlicher musikalischer Ausflug eines Möchtegern-Cowboys ist, beweist das auf dem Album enthaltene Duett "Lost Highway" mit Country-Legende Willie Nelson - übrigens das einzige Stück auf "Rise to the Occasion", das nicht von Kurt Nilsen geschrieben oder mitgeschrieben wurde. Ebenso wenig ließ sich der engagierte Musiker die Rolle des Co-Produzenten nehmen. Wie schon beim Vorgänger-Album "Push Push" arbeitete er wieder mit dem norwegischen Produzenten Jörn Dahl zusammen, der sich auf "Rise to the Occasion" streckenweise auch instrumental verewigte.
Mit dem Opener "Last Storm" findet "Rise to the Occasion", das mit Kurt Nilsen im Cowboyhut auf dem Cover gleich unmissverständlich die musikalische Richtung vorgibt, einen durchaus zarten Einstieg. Ganz sanft setzt Nilsens Stimme ein und prompt fühlt man sich in den Wilden Westen versetzt. Ein schöner, nachdenklicher Song, der in seinem Nachfolger "Lost Highway" eine stimmungsmäßige Fortsetzung erfährt. Allein dass Nilsen den großen Willie Nelson für einen gemeinsamen Song gewinnen konnte, spricht eigentlich Bände über dessen Country-Credibility. Das von Leon Payne geschriebene Hank-Williams-Cover hebt jedoch auch die Unterschiede zwischen der rauen und ausdrucksstarken Stimme des lebenserfahrenen Nelson und der dagegen klar und jungenhaft klingenden Stimme des jüngeren Nilsen hervor. Was ihm in puncto Rauheit abgeht, macht der charmante Blondschopf jedoch mit einer engelhaften Leichtigkeit in der Stimme wieder wett - wie zum Beispiel in dem poppig angehauchten "Stop the Time". Die Midtempo-Nummer "Second Chance" dagegen fühlt sich an wie ein wilder Ritt über die offene Prärie. Begleitet von Piano und Steel Guitar hört sich das Stück an wie ein Countryklassiker, bevor es dann ein recht rockiges Ende nimmt. Und auch das mit Nachdruck gesungene "Country Music" kommt wie eine Mischung aus Rock und Country daher.
Nur noch einmal unterbrochen von dem kraftvollen "Mother's World" mit seinem gleichmäßigen und stampfenden Rhythmus wird das Album mit dem Titelsong "Rise to the Occasion" und dem ergreifenden Liebeslied "Four Seasons" wieder etwas ruhiger. In den wehmütig-gefühlvollen Balladen "Working Man" und "Don't Have What it Takes" kommt Nilsens schöne Stimme voll zum Tragen, während Thomas Stenersens Dobro-Klänge den klagenden Ton der Songs ausdrucksstark unterstreichen. Mit "Soon it's Gonna Change" klingt die CD schließlich ruhig und unspektakulär aus: Das im Refrain wie ein Schlaflied klingende Stück ist das schwächste des ganzen Albums. Doch zum Glück beschert uns der nahtlos anschließende Bonus Track eine Wiederholung des wunderbaren Nelson-Duetts "Lost Highway", das "Rise to the Occasion" einen würdigen Nachhall verleiht und noch einmal in Erinnerung ruft, dass Nilsen trotz seines Country-Debüts kein Greenhorn auf diesem Gebiet ist.
Fazit: Ein schönes, größtenteils ruhiges und unaufgeregtes Album. Kein einziger schlechter Song hat sich auf diese Platte verirrt und auch Highlights sind durchaus vertreten. Ein würdiges und gelungenes Country-Debüt - da kann man ob Nilsens musikalischer Vorgeschichte skeptisch sein, wie man will.
Label: RCA (Sony) | VÖ: 23. Mai 2008 |
Titelliste
Links
01 | Last Storm | 07 | Four Seasons |
02 | Lost Highway (mit Willie Nelson) | 08 | Mother's Words |
03 | Stop The Time | 09 | Working Man |
04 | Second Chance | 10 | Don't Have What It Takes |
05 | Country Music | 11 | Soon It's Gonna Change |
06 | Rise to the Occasion | 12 | Lost Highway - World Headquarter Session (mit Willie Nelson) |
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