Willie Nelson - Countryman

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Redaktionswertung CD von der Redaktion nicht bewertet
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Sachen gibt's: Da hat der alte Country-Haudegen Willie Nelson doch glatt das rote Bandanna-Kopftuch gegen eine Jamaika-Rastamütze getauscht. Überraschend kam das nicht, die Aufnahmen zu dem Album "Countryman" begannen schon irgendwann in den 90er Jahren. Überraschend nur, dass Nelson das Werk nach ewigem Aufschieben tatsächlich noch fertig gestellt hat. Seinerzeit organisierte Chris Blackwell, der legendäre Betreiber des Island-Labels und stets Reggae-Förderer und -Mitverdiener, den Soundtrack zu dem Reggae-Film "Countryman". Zusammen mit Produzentenlegende Don Was machte sich Willie Nelson an die Arbeit - doch dann lenkte ihn die Arbeit zu seinen Alben "Spirit" und "Teatro" zu sehr ab. Das Projekt "Countryman" verstrickte sich zudem im Aufkauf- und Plattenfirmenmergerwirrwar der späten 90er Jahre. Es ist nicht zuletzt der Verdienst des Toots & The Maytals-Produzenten Richard Feldman, dass "Countryman" nun wirklich erscheint: Und dass es eine wirklich angenehme Überraschung ist. Don Was hatte übrigens keine Zeit: Der musste mit den Rolling Stones eine CD aufnehmen.

Aber verträgt sich das, Reggae und Country, Whisky und Gras? Stetson und Häkel-Käppi? Steel Guitar und Fiddle mit Reggae-Rhythmen. Eines darf man nicht vergessen: Reggae ist die Countrymusic Jamaikas. Beide Genres sind hervorragende Untermalung, wenn ein guter Erzähler jene scheinbar schlichten Geschichten vorträgt, die das Leben so schreibt. Sehr entspannt näselt sich Nelson durch die 13 Tracks auf "Countryman": Oftmals nahm er eigene Songs wie sein altbewährtes "One In A Row", sein verhaltenes Duett mit Branda Lee, "Darkness On The Face Of The Earth" oder einen Song wie "Undo The Right" und arrangierte sie countrystyle mit spröder Mundharmonika, Steel-Guitar, seinen unverkennbaren Akkustikgitarrensoli und teilweise sogar Fiddle. Dann wurde der Song mit einem bunten Reggae-Rhythmus unterlegt. Manchmal scheint Nelson völlig unbehelligt von der ihn umgebenden Musik seinen Stiefel zu singen. Dann wiederum sieht man ihn vorm geistigen Auge fröhlich in der Sängerkabine im Reggae-Takt mitwippen. Und breit grinsen. Sehr breit.

Im Gegensatz zu der Herangehensweise mit seinen eigenen Songs, wagte Nelson auch den umgekehrten Weg: Er nahm sich einiger Reggae-Klassiker an. Darunter Songs wie Toots Hibberts "Sitting Here In Limbo" oder Jimmy Cliffs "The Harder They Come" - unterstützt von Toots Hibberts Tochter Lieba Thomas und der jamaikanischen Sängerin Pam Hall. Merke: Kein Willie Nelson-Album ohne tolle Frauen. Lakonisch wie selten besingt er im zweiten Teil des Albums in direkte Folge zwei Mal die Momente persönlicher Weltuntergänge: "I've Just Destroyed The World" ("Ich habe gerade meine Welt zerstört") und "You Left Me A Long, Long Time Ago" ("Du hast mich schon vor langer Zeit verlassen") und beide klingen so: Na egal, ich kann das nicht ändern. Anstatt mich in der Truckerkneipe Volllaufen zu lassen oder mir was anzutun geh ich jetzt erst mal an den Strand. Die seltsamste Begegnung aber bietet "I'm A Worried Man": Da duettiert Nelson mit ebenjenem Toots Hibbert für einen Johnny Cash-Song. Sachen gibt's...

Fazit: Was lange wärt, wird endlich gut: Willie Nelsons Ausflug nach Jamaika erlaubt einen ganz neuen und sehr entspannten Blick auf die Songschätze des Country und des Reggae gleichermaßen. Da wird der Stetson strandmode-kompatibel.

Label: Lost Highway (Universal) VÖ: 12. Juli 2005


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