So relaxt gehen die Country-Rabauken auch die nächsten Song-Hürden an. "Stay A Little Longer" von Tommy Duncan, gefolgt von einigen seiner größten Hits: "Good Hearted Woman", "Funny", "Crazy" und "Night Life". Die letzteren drei in einer eigenwilligen Medley-Version. Dazwischen stellt er mal, ganz der charmante Gastgeber, die Musiker seiner Band vor. Tja, keine Frage, das ist mehr als eine Band, das ist eine eingeschworene Gemeinschaft. Oder eine Familie. Oder eine verwegene Bande von Western-Outlaws. Wer jemals in seinem Leben ein Instrument gespielt hat (oder immer noch spielt), würde vermutlich viel dafür geben, Teil einer solchen Truppe zu sein. So spürt man in jedem der 17 Tracks das geradezu blinde Verständnis untereinander. Jeder der Herren ist überdies mit einem Höchstmaß an kreativer Bewegungsfreiheit ausgestattet. Fehler werden dabei nicht nur billigend in Kauf genommen, sie erscheinen sogar als erwünschte Draufgabe. Was ist schon Perfektion? Kalt, seelenlos, mechanisch.
Vor so einer coolen Arbeitseinstellung kann man nur den Hut ziehen. Zumal es Willie Nelson & Co. trefflich drauf haben, die Pferde trotzdem im Zaum zu halten. Songs wie "Nothing Can Do About It Now" von Beth Nielsen Chapman, das Kris Kristofferson-Trio "Help Me Through The Night", "Me And Bobby McGee" und "Loving Her Was Easier (Than Anything I'll Ever Do Again)" und weitere Klaissiker aus eigener Song-Werkstatt - "On The Road Again", "Always On My Mind" - erblühen deshalb in höchst originellen Klangformen. Dass die Band bei aller Lässigkeit fleißig übt, beweist sie beispielsweise in dem dynamischen, prima durcharrangierten und mit vielen dynamischen Wendungen ausgestatteten "Bloody Mary Morning". Hier kann die Band um Drummer Paul English, den langmähnigen Pianisten Bobbie Nelson und Gitarrist Jody Payne zeigen, was sie drauf hat.Gegen Ende der Show umgibt sich der knuddelige Willie noch mit der damals noch sehr jungen und dazu sehr schüchternen Shelby Lynne. Mit ihr stimmt er "Still Is Still Moving To Me" und den unverzichtbaren "Milk Cow Blues" an.
Die Cover-Optik ist ansprechend, die Extras der DVD allerdings bescheiden: Außer Setlist und Sound (HD PCM/Stereo, DTS 5.1) gibt's nichts zu Stöbern. Vielleicht das einzige Manko der DVD.
Fazit: Willie Nelson & Co. in Bestform: lässig, locker, liebenswert. Ein ruhig und intim gefilmter Konzertmitschnitt ohne Firlefanz. Willie Nelson pur.
Label: New West (Soulfood) | VÖ: 12.Mai 2006 |
Titelliste
Links
01 | Whiskey River | 10 | Me & Bobby McGee | ||
02 | Stay A Little Longer | 11 | Loving Her Was Easier (Then Anything I'll Every Do Again) | ||
03 | Good-Hearted Woman | 12 | Bloody Mary Morning | ||
04 | Funny How Time Slips Away | 13 | Blue Eyes Crying In The Rain | ||
05 | Crazy | 14 | On The Road Again | ||
06 | Night Life | 15 | Always On My Mind | ||
07 | If You've Got The Money I've Got The Time | 16 | Still Is Still Moving To Me (mit Shelby Lynne) | ||
08 | Nothing I Can Do About It Now | 17 | Milk Cow Blues (mit Shelby Lynne) | ||
09 | Help Me Make It Through The Night |
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