Heute, knapp 60 Jahre später, haben nun Fok-Legende Bob Dylan und Produzentin Mary Martin ein Dutzend hochkarätige Stars aus der gegenwärtigen Americana-Szene um sich geschart, um dem "Drifting Cowboy" mit der Vertonung zwölf dieser unveröffentlichten Textfragmente erneut ein Denkmal zu setzen: "The Lost Notebooks" heißt die Platte und auf den ersten Blick auf die Tracklist fällt sofort auf, dass der Initiator des Projekts Bob Dylan nur mit einem Song vertreten ist und damit doch recht unerwartet stark in den Hintergrund tritt.
Den Einstieg hat kein geringerer als Alan Jackson mit dem gesund reduzierten und gleichzeitig herrlich traditionellen "You've Been Lonesome, Too". Als nächstes ist Großmeister Dylan selbst an der Reihe. "The Love That Faded" animiert augenzwinkernd trotz nur 2:33 Spieldauer, im 3/4-Takt mitzuschunkeln. Bei den nächsten zwei Nummern sind die Gefühle gemischt. Ob es nun daran liegt, dass die beiden Interpreten- Norah Jones, bekannt für ihre samtene Stimme im Soul und jazz und Ex-White Stripes Krawallmacher Jack White- nicht die erste sind, die man mit Country in Verbindung bringt, bleibt dahingestellt. Jedenfalls klingt Norah Jones in ihrer Version von "How Many Times Have You Broken My Heart" zwar technisch gewohnt stark, jedoch ein bisschen zurückhaltend und monoton. Jack Whites sehr spezielle Stimmlage ist in Kombination mit Bottleneck-Gitarre und Schlagzeugbesen in dem Song "You Know That I Know" zwar interessant aber durchaus gewöhnungsbedürftig.
Lucinda Williams überzeugt im Anschluss mit dem fröhlichen Titel "I'm So Happy I Found You", dem sie trotzdem noch die für sie charakteristische melancholische Note verpasst. Nach dem erwartet souveränen Auftritt der zwei Country-Altmeister Vince Gill und Rodney Crowell mit dem lässig-herzzerreißenden Walzer "I Hope You Shed A Million Tears" zieht Patty Loveless das Tempo wieder an und präsentiert den überaus tanzbaren Titel "You're Through Fooling Me".
Einer der Höhepunkte ist Levon Helm, der mit "You'll Never Again Be Mine" Americanakost vom feinsten liefert. In "Blue Is My Heart" und "Oh Mama Come Home" beweisen Hank Williams’ Enkelin und Bob Dylans Sohn, dass es außer einer Gitarre und einer guten Erbanlage nichts weiter für einen guten Country-Song braucht.
Nach "Angel Mine", einem langsamen Country Gospelà la Sheryl Crow setzt Merle Haggard mit "The Sermon On The Mount" einen überaus gelungenen Schlusspunkt hinter das Hank Williams Tribute.
Fazit: Obwohl die Songs niemals an die größten Hits des Country-Gurus Hank Williams heranreichen, haben alle Beteiligten eine durchweg gelungene Hommage an ihr Vorbild geschaffen und lassen jeden eingefleischten Williams-Fan nostalgisch in Erinnerungen an Hanks beste Zeiten schwelgen.
Label: Egyptian / Columbia Nashville (Sony) | VÖ: 30. September 2011 |
Titelliste
01 | You've Been Lonesome, Too (Alan Jackson) | 07 | You're Through Fooling Me (Patty Loveless) |
02 | The Love That Faded (Bob Dylan) | 08 | You'll Never Again Be Mine (Levon Helm) |
03 | How Many Times Have You Broken My Heart? (Norah Jones) | 09 | Blue Is My Heart (Holly Williams) |
04 | You Know That I Know (Jack White) | 10 | Oh, Mama, Come Home (Jakob Dylan) |
05 | I'm So Happy I Found You (Lucinda Williams) | 11 | Angel Mine (Sheryl Crow) |
06 | I Hope You Shed a Million Tears (Vince Gill& Rodney Crowell) | 12 | The Sermon on the Mount (Merle Haggard) |