Dafür sorgt jetzt auch der nicht minder großartige Jamey Johnson. Ähnlich wie Cochran gilt auch Johnson als Unangepasster, als Eigenbrötler, als Rebell im stromlinienförmigen Country-Mainstream. Kein Wunder, dass der bärtige, bärige Jungspund in Cochran einen Hero sieht. Mit "Living For A Song: A Tribute to Hank Cochran" würdigt er postum diesen Meister der Songschreibe-Kunst.
Gut möglich, dass ihn dieses aufwändige Projekt in noch höhere Star-Sphären katapultiert. Denn es ist Jamey Johnsons erster echter Flirt mit dem Country-Establishment. Dafür sorgt bei den 16 Hank Cochran-Interpretationen eine schier unvergleichliche Star-Riege, mit der sich Johnson das Mikro teilt.
Zum Auftakt lässt bei "Make The World Go Away" gleich mal Alison Krauss ihre Engels-Stimme erklingen. Beim anschließenden "I Fall to Pieces" gibt sich der große Merle Haggard die Ehre. "A Way To Survive" begrüßt als Johnson-Partner Leon Russel und Vince Gill, "Don't Touch Me" Emmylou Harris und bei "You Would't Know Love" ist es Ray Price.
Schon die ersten fünf Songs machen das Konzept deutlich: Die Songs von Hank Cochran ziehen Countrymusiker verschiedener Generationen in ihren Bann. Sie sind von zeitloser Schönheit, von betörender Schlichtheit und dazu von einer bisweilen schmerzhaften Wahrhaftigkeit. Als Co-Autor stand Cochran zu Lebzeiten bisweilen der nicht minder legendäre Harlan Howard zur Seite. Dessen Motto lautete bekanntermaßen "three chords and the truth". So sollte Country Music nach seinem Geschmack sein - und so lassen sie Johnson und seine zahlreichen Gäste hier auch erklingen.
Von der jungen, schicken Nashville-Garde lässt sich hier indes niemand blicken. Vermutlich aber hat sie Johnson auch nicht eingeladen. So fiel seine Wahl meist auf Sänger und Musiker, die ihre Authentizität längst nicht mehr unter Beweis stellen müssen. Leute wie George Strait ("The Eagle"), Bobby Bare ("I'd Fight The World"), Lee Ann Womack ("This Ain't My First Rodeo"), Ronnie Dunn ("A-11") und die alten Recken Willie Nelson ("Don't You Ever Get Tired of Hurting Me") und Kris Kristofferson ("Love Makes a Fool of Us All").
Wie schon die Songtitel andeuten, war Hank Cochran ein rauer, aber auch ein sentimentaler, mitunter arg melancholischer Zeitgenosse. Deshalb waren auch Balladen und Moll-gefärbte Songs sein bevorzugtes Metier.
Wie bei Jamey Johnson nicht anders zu erwarten, packt er - gemeinsam mit Produzent Buddy Cannon - den nostalgischen Song-Reigen in entsprechende Vintage-Töne. Nashvilles Studioelite um Brent Mason (Gitarre), Chad Cromwell (Drums) und Glenn Worf (Bass) geht dabei mit ausgesuchter Behutsamkeit zu Werke.
Fazit: Eine Würdigung eines grandiosen Song-Schmiedes - von einem der größten Country-Talente unserer Tage: Rückblick und Ausblick gleichzeitig.
Label: Mercury Nashville (Universal) | VÖ: 16. Oktober 2012 |
Titelliste
01 | Make The World Go Away (mit Alison Krauss) | 09 | The Eagle (mit George Strait) |
02 | I Fall to Pieces (mit Merle Haggard) | 10 | A-11 (mit Ronnie Dunn) |
03 | A Way to Survive (mit Leon Russel & Vince Gill) | 11 | I'd Fight The World (mit Bobby Bare) |
04 | Don't Touch Me (mit Emmylou Harris) | 12 | Don't You Ever Get Tired of Hurting Me (mit Willie Nelson) |
05 | You Wouldn't Know Love (mit Ray Price) | 13 | This Ain't My First Rodeo (mit Lee Ann Womack) |
06 | I Don't Do Windows (mit Asleep At The Wheel) | 14 | Love Makes a Fool of Us All (mit Kris Kristofferson) |
07 | She'll Be Back (mit Elvis Costello) | 15 | Everything But You (mit Leon Russel, Willie Nelson & Vince Gill) |
08 | Would These Arms Be In Your Way | 16 | Living For A Song (mit Hank Cochran, Kris Kristofferson, Willie Nelson & Merle Haggard) |