"Stampede" von Orville Peck hat einen musikalischen Gast bei jedem Song
Orville Peck ist nicht gerade ein Rätsel, aber sein maskiertes Auftreten mag den Vorstellungen der Leute von einem Superstar widersprechen. Seit seinem Debütalbum von 2019 ist Pecks Ruhm exponentiell gewachsen. Er ist in TV-Shows wie "RuPaul's Drag Race" und "My Kind of Country" aufgetreten, hat mit Lady Gaga zusammengearbeitet und war auf einem Duett-Cover von Johnny Cash und June Carters "Jackson" zu hören. Jetzt, mit seinem dritten Album, "Stampede", hat er sich voll und ganz den Duetten verschrieben.
Ein Duett jagd das nächste auf "Stampede"
"Stampede" ist ein Album voller Gastsänger und es gibt keinen besseren Einstieg als den mit Willie Nelson. "Cowboys Are Frequently Secretly Fond of Each Other" legt auch die Themen des Albums fest, sowohl textlich als auch stilistisch: Orville Peck singt über die geheimnisvollen und oft verpönten Beziehungen zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern. Musikalisch ist es eine sanfte, schwerfällige Country-Ballade, komplett mit einem methodischen Schlagzeug-Beat, flirrenden Klavieren und einer Prise Mundharmonika.
Pecks Cover von "Saturday Night's Alright (for Fighting)" mit Elton John selbst ist ein Kracher, auch wenn es sich um eine Standardversion handelt, während "Death Valley High" mit Beck mit Drumloops und einer Bläsersektion aufwartet, die den Mix selbst durcheinanderbringt. Pecks Stimme ist durchweg exzellent, sie reicht von tiefen Baritonen bis zu Presley-esken Tönen. Sie glänzt bei Tracks wie "The Hurtin' Kind", bei denen die Instrumentierung zurückgenommen wird, so dass Pecks Stimme voll zur Geltung kommt.
"How Far Will We Take It?" mit Noah Cyrus ist eine reine Liebesballade, bei der beide Sänger glänzen können. "Miénteme" führt das Album in eine völlig neue Richtung und mischt nicht nur Country mit Reggaton, sondern tauscht auch die Sprachen. Orville Peck gibt sein Bestes in Spanisch, während Bu Cuaron mit ihren wunderschönen Tönen die Show stiehlt.
"Midnight Ride" kehrt in die Pop-Sphäre zurück, wo nicht nur Kylie Minogue, sondern auch Diplo als Produzent zu hören ist. Es ist ein spaßiger, wenn auch einfacher Song, der fast wie ein Augenzwinkern wirkt, besonders mit der Spoken-Word-Bridge. "You're An Asshole, I Can't Stand You (and I Want a Divorce)" scheint der komödiantischen Ader zu folgen, die sich durch das ganze Album zieht, aber es liegt eine ernste Stimmung in den Worten, die Peck und Margo Price perfekt vermitteln.
Orville Peck hebt sich das Beste bis zum Schluss auf
"Stampede" endet mit dem Song, der die meisten Features enthält und der es wohl auch am meisten verdient hat. "Rhinestone Cowboy" hält sich an die Struktur von Glen Campbells Original und erlaubt allen Beteiligten zu Glänzen.
Als eine Sammlung von Songs platzt "Stampede" aus allen Nähten vor musikalischer Vielfalt und Starbesetzung. Obwohl in jedem Stück jemand anderes als Orville Peck mitwirkt, fühlt sich keiner fehl am Platz und wurde mit großem Erfolg eingesetzt. Allein die Logistik, um diese Acts für einen Beitrag zu gewinnen, ist ein Rätsel, aber die Tatsache, dass die Songs durchweg stark sind, zeugt von Orville Pecks schierem Ehrgeiz und klarem Talent.
Fazit: "Stampede" ist ein Album voller Highlights und damit ein gelungener Einstand von Orville Peck bei Warner Bros. Nashville.