Den Anfang auf seinem neuen Werk macht der Opener "From Here to The Moon and Back". Ein romantisch feinfühliges Liebeslied, das aus der Feder von keiner Geringeren als Country-Urgestein Dolly Parton stammt. Jene Parton ist es dann auch, mit der Willie Nelson dieses Stück zusammen singt. Fast ein wenig zart und zerbrechlich klingen ihre Stimmen, wenn Willie und Dolly sich gegenseitig musikalisch die Liebe gestehen. Mit den Worten "She was a good-looking woman", gesungen von - wie könnte es anders sein - einer gut aussehenden Frau, beginnt der Song "She Was No Good For Me". Grammy-Preisträgerin Miranda Lambert überzeugt im Duett mit Nelson. Das Lied schrieb einst Waylon Jennings, langjähriger Freund und Musikerkollege des 80-jährigen Texaners.
Dass er keine Berührungsängste mit anderen musikalischen Genres hat, beweist Nelson in Sam Cookes souliger Komposition "It Won't Be Very Long". Gemeinsam mit dem harmonischen Gesang der Secret Sisters aus Alabama und der countrytypischen Mundharmonika gelingt dem Sänger mit der markanten grauen Haarpracht eine Neuinterpretation des Stückes. Doch nicht nur Fremdkompositionen schaffen es auf Nelsons neue Platte. "Bloody Mary Morning" nahm der Countrystar bereits Anfang der 1970er Jahre auf. 40 Jahre später wagt er gemeinsam mit Wynonna Judd ein Remake. Judds kräftige Stimmfarbe fügt sich mühelos in den schnellen Beat des Stückes ein.
Braucht es wirklich noch eine Interpretation von "Always On My Mind", dem etwas ausgelutschten Klassiker, an dem sich so viele Stars wie Sternchen versuchten? Klare Antwort: Ja! Jedenfalls dann, wenn wie in diesem Fall die Interpreten Willie Nelson und Carrie Underwood heißen. Noch gefühlvoller und ausgeglichener geht es nur in Merle Haggards "Somewhere Between" mit der gestandenen Country-Sängerin Loretta Lynn zu. Es scheint, als würden sich die beiden Künstler, deren Stimmen perfekt miteinander harmonieren, wahrhaft auf gleicher Augenhöhe begegnen. Perfekt klingen auch das leicht nachdenkliche Duett "Walkin'" mit der mehrfach preisgekrönten Soul- und Jazzsängerin Norah Jones sowie "Will You Remember Mine" mit der erst 18-jährigen Newcomerin Lily Meola.
Doch auch alle anderen Songs auf dieser Platte sind mehr als hörenswert und mit nicht weniger prominenter Beteiligung. Emmylou Harris ("Dry Lightning") singt ebenso ein Duett mit dem kernigen Sympathieträger wie Country-Rocksängerin Sheryl Crow ("Far Away Places"), Country-Größe Alison Krauss ("No Mas Amor"), Tina Rose ("After The Fire Is Gone") oder Paula Nelson. Paula Nelson, ist das nicht? Ja, genau, das ist die talentierte Tochter des Texaners, die in dem melancholischen "Have You Ever Seen The Rain" zeigt, dass sich ihre Stimme keineswegs hinter der ihres berühmten Vaters verstecken muss.
Fazit: Man nehme den schier unglaublichen Willie Nelson und kombiniere seine einmalig warme Stimme mit den Klängen seines treuen Freundes Trigger und füge den Gesang von 18 talentierten Sängerinnen hinzu. Und herauskommt "To All The Girls...", eine Hommage an die Frauen.