Tony Bennett - Duetts II

Nicht zum ersten Mal geben ihm also illustre Gäste die Ehre. Schon 2006 ging dieses Konzept mit "Duets- An American Classic" prima auf. Und auch dieses Album wird hohe Wellen schlagen- in den Charts, bei allen möglichen Awards. Gut möglich, dass der grauhaarige Charmeur mit dieser CD seine bislang 17 Grammys zählende Trophäen-Sammlung erneut aufstocken kann.

Der Mann kann also etwas. Er hat was zu bieten, er ist eine Ikone und der einzige, der in etwa die Lücke, die Frank Sinatra hinterließ, schließen kann. Damit ist aber auch schon etwas über die musikalische Ausrichtung gesagt. Denn trotz so manchem Country-Gast, den sich Bennett ins Studio lud, hat der Tonträger mit Country- im engeren Sinne- absolut nichts zu tun.

In den 17 neu aufgenommenen Tracks schreitet der Sänger die erfolgreichsten Stationen seiner nunmehr über 60jährigen Karriere ab: Jazz-Songs, Standards, Swing, etwas Latin, Kabarett- Perlen des American Songbooks also. Wie: "The Lady Is A Tramp" (mit einer überraschend stark singenden Lady Gaga), "Body And Soul" (das trauriges Vermächtnis der verstorbenen Amy Winehouse- die hier alle an die Wand singt) oder das immer wieder wundervolle "How Do You Keep The Music Playing" (mit Soul-Diva Aretha Franklin als Tonys Duett-Partnerin).

So weit so gut. Nur: Wie schlagen sich in diesem Umfeld unsere Country-Recken? Klasse- wie auch sonst? Denn dass renommierte Country-Ladies wie k.d. lang,mit der Tony Bennett schon 2002 ein Album aufnahm und hier bei "Blue Velvet" prächtig harmoniert, Sheryl Crow ("The Girl I Love"), Faith Hill ("The Way You Look Tonight") alle musikalischen Facetten drauf haben, ist längst bewiesen. Erstaunlicherweise klingen sie alle hier so frei von jeglichem Country-Twang, als ob sie mit Swing und Soul groß geworden wären. Das gilt auch für die junge Carrie Underwood, die bei "It Had to Be You" eine mehr als gute Figur im Zweigesang mit dem Veteranen abgibt. Keine Frage, sie könnte- wenn sie nur wollte- in die Fußstapfen von Norah Jones oder Diana Krall treten.

Als einziger der hier vertretenen Nashville-Delegation hält Willie Nelson die Country-Fahne hoch. Natürlich, möchte man sagen. Denn Willie ist nun mal Willie. Egal ob mit Wynton Marsalis oder mit Tony Bennett im Duett mit "On The Sunny Side of The Street"- er muss nur den Mund aufmachen, schon sprudelt Countryfeeling heraus. Zur Belohnung darf er auch eines seiner putzig fingerlahmen Gitarrensoli beisteuern.

Fazit: Wer es opulent und jazzig macht, ist mit dieser CD gut bedient. Country-Puristen sollten- trotz großer Nashville-Namen - die Finger davon lassen. Phil Ramone (Paul Simon) produzierte die CD perfekt und im großen Stil. Eine knapp halbstündige DVD bietet ein launiges "Making Of".