Wie sonst hätte sie zehn absolute Hochkaräter zum musikalischen Paarlauf gewinnen können? Wobei "Hochkaräter" schon fast ein Understatement ist. Immerhin teilt sich die kleine Mary Sarah das Mikro mit Größen wie - man höre und staune - Dolly Parton, Willie Nelson, Merle Haggard, Ray Price und Vince Gill. Eine Gästeschar, die kaum zu toppen ist. Doch der Reihe nach ...
In den Liner-Notes schreibt sie, dass die Duette mit ihren "heroes and mentors" eine Brücke von ihrer zu deren Generation bilden sollen. Gute Idee. Doch wie klingt es? Der Auftakt gebührt natürlich der Königin des Country, Miss Dolly Parton. Wie das Booklet-Foto beweist, sind beide Sängerinnen gleich groß (beziehungsweise gleich klein). Dass sie auch stimmlich auf Augenhöhe sind, darf man bezweifeln. Doch: Kaum gehen zwei Strophen des Dolly-Meilensteines "Jolene" ins Land, muss man erfreut feststellen, dass sich keine nennenswerten gesanglichen Unterschiede aufdrängen. Im Gegenteil. Was die eine mit Routine und Glamour (Dolly) auszeichnet, macht die andere (Mary) mit hingebungsvoller Interpretation und Temperament recht. Mehr noch: Die beiden Sängerinnen zeichnet zwar ein Altersunterschied von rund 50 Jahren aus, dennoch harmonieren sie prima.
Das gilt auch für "Crazy" und ihrem Partner Willie Nelson. Doch hier ist man weniger überrascht. Der gute, alte Willie konnte schon immer gut mit niedlichen, kleinen Mädchen. Das beweist er auch bei dieser netten, ganz und gar auf Nostalgie und Romantik gebürsteten Version. Wie zu erwarten, gibt Willie Nelson den Gentlemen und rollt ihr vor dem Mikro den roten Teppich aus. Mary Sarah nutzt die Gelegenheit gekonnt - ohne natürlich die Verehrung vor Patsy Cline zu verleugnen. Dass das Mädel Country im Blut hat, wird auch beim Duett mit Raubein Merle Haggard und "Fightin' Side of Me" deutlich: eine starke Version des Haggard-Songs.
So gut die Newcomerin bei der Gäste-Wahl beraten war, so ein glückliches Händchen hat sie auch bei der Songauswahl. Neben Klassikern und Meilensteinen wie die bereits erwähnten Titel und Songs wie "Heartaches By The Number" mit Oldtimer Ray Price, "(I Never Promised You A) Rose Garden" mit Lynn Anderson präsentiert sie auch weniger bekannte Tracks. "Go Rest High On That Mountain" mit Muttis-Liebling, Vince Gill; "Dream On" mit den Oak Ridge Boys und - als Zugeständnis an die Neuzeit - "My Great Escape" im Duett mit Big & Rich.
Ein Glanzlicht der CD setzt das Duett mit der schon lange ziemlich verschollenen Tanya Tucker. Bei dem temperamentvollen, von Ed Bruce einst komponierten "Texas, When I Die" zeigt Miss Tucker, dass sie immer noch gut im Saft steht. Das gilt auch für einen weiteren, schon lange von der Bildfläche mehr oder weniger Verschwundenen - dem großartigen Sänger und Komponisten Neil Sedaka. Bei der Fifties-Ballade "Where The Boys Are" kommt herrliches Petticoat-Feeling auf - Schmalz, Geigen und so manche Träne inklusive.
Fazit: Eine 18-jährige Sängerin bittet zum Paarlauf - und die Legenden treten an. Darunter: Dolly, Willie, Vince und Merle. Ein gelungener Schulterschluss der Generationen, musikalisch mit den Könnern Nashvilles kompetent und stimmungsvoll umgesetzt.
Label: AGR Television (Soulfood) | VÖ: 28. März 2014 |
01 | Jolene (mit Dolly Parton) |
02 | Crazy (mit Willie Nelson) |
03 | The Fightin' Side of Me (mit Merle Haggard) |
04 | Heartaches By The Number (mit Ray Price) |
05 | Go Rest High On That Mountain (mit Vince Gill) |
06 | Dream On (mit The Oak Ridge Boys) |
07 | Texas (When I Die) (mit Tanya Tucker) |
08 | (I Never Promised You A) Rose Garden (mit Lynn Anderson) |
09 | What A Difference You've Made In My Life (mit Ronnie Milsap) |
10 | Where The Boys Are (mit Neil Sedaka) |
11 | My Great Escape (mit Big & Rich) |
12 | All I Wanna Do Is Sing My Song (mit Freddy Powers) |
13 | I'm Sorry (Bonustrack) |