Willie Nelson & Family

Willie Nelson & Family

Willie Nelson & Family ist eine vierteilige amerikanische Dokumentation der Filmemacher Oren Moverman und Thom Zimny aus dem Jahr 2023. Die Serie wurde gemeinsam von MTV Entertainment Studios und 101 Studios produziert und feierte am 21. Dezember 2023 auf Paramount+ Premiere. Im Vorfeld der Serienpremiere wurde der Dokumentarfilm auf dem Sundance Film Festival 2023 in einer Vorpremiere gezeigt.

 

"Willie Nelson & Family" - Das Leben einer Country- Legende

Am 29. April feiert Willie Nelson seinen 91. Geburtstag. Damit gehört er inzwischen zu den ältesten Country-Legenden der Welt. Mit der Doku-Serie "Willie Nelson & Family" wird dem gebürtigen Texaner ein würdiges Geschenk überreicht. In fünf Episoden von einer Länge von etwa 50 Minuten wird fast sein gesamtes Leben mit allen Höhen und Tiefen eingefangen. Mit "Family" sind dabei nicht Ehefrau, Kinder und Verwandte gemeint, sondern auch Freunde und Weggefährten, somit also die ganze Country-Community.

Ein Leben für die Musik

Gleich zu Beginn erzählt Willie Nelson wie er zur Country Music kam. Schon als Kind liebte er Western; singende Cowboys wie Roy Rogers oder Tex Fletcher wurden seine großen Helden. Ein Pferd reiten und Gitarre spielen - mehr Wünsche hatte er als Junge nicht. Für acht Dollar kaufte ihm sein Großvater die erste Gitarre. An dieser Stelle erfahren wir, dass Willie bei seinen Großeltern aufwuchs, die er Mama and Daddy Nelson nannte, und dass er schon als Siebenjähriger seine ersten Songs schrieb. Erstes Vorbild in diese Richtung wurde für ihn Django Reinhardt wegen seines eigenwilligen Gitarrenspiels. Trotz seines Talents trat Willie Nelson zunächst in die Air Force ein, nur um festzustellen, dass er keiner ist, der gern Befehle entgegennimmt. Nicht sein Ding und somit hatte ihn der Country wieder. Er gründete eine Familie, doch der Erfolg sollte noch lange auf sich warten lassen, finanzielle Nöte plagen ihn. Dennoch verfolgt er weiter seinen Weg.

"Willie Nelson & Family" - Ein Biopic von Anfang bis Ende

Tatsächlich werden in dieser Doku-Reihe chronologisch und ganz brav alle Stationen aus dem Leben von Willie Nelson abgefahren. Zwischen Glücksmomente wie sein erster Nummer-1-Hit "Blue Eyes Crying in the Rain" und Schicksalsschlägen wie der Brand seines Hauses kommen immer wieder Menschen aus seinem Umfeld zu Wort. Country-Größen wie Dolly PartonBill Anderson und Brenda Lee ebenso wie Ehefrau Annie, seine Kinder und Neffen. Am meisten kommentiert der Star aber selbst die Ereignisse, die ihn prägten. Ein ehrliches Porträt, in der kein Hehl daraus gemacht wird, dass Willie Nelson auch Ecken und Kanten hat. So rauchte er schon immer gern Marihuana, um runterzukommen, was ihn eine Zeit lang aber auch mit dem Gesetz in Konflikt brachte. Was diese Dokumentation aber besonders sehenswert macht, ist die Vielfalt aus alten Fotos, Film- und Fernsehaufnahmen, die dem Ganzen einen authentischen Touch gibt und Vergangenheiten wiederbelebt, die bei älteren Zuschauern nostalgische Gefühle auslösen können.

Willie Nelson on the Road Again

Gewiss ist es dabei die Aufgabe eines jeden Künstlerporträts, den Hauptdarsteller stets sympathisch rüberzubringen. Doch in diesem Fall gelingt das besonders gut, was allein an Willie Nelson selbst liegt. Es gibt wohl kaum einen Country-Star, der eine solche Metamorphose durchlebte. In seiner Anfangszeit ist er mit feinem Sakko und braver Kurzhaar-Frisur nicht wieder zu erkennen. Der Willie Nelson, wie man ihn bis heute liebt, musste sich erst noch finden. Lange Haare mit Zöpfen, Cowboy-Kluft und ein lockeres Auftreten - erst so wurde der einstige Songschreiber in den Siebzigern selbst zum Star und kreierte sein einzigartiges Image. In dieser Zeit verwirklichte sich aber auch sein eigentlicher Kindheitstraum. An der Seite von Robert Redford betrat Willie Nelson in "Der elektrische Reiter" (1979) erstmals als Schauspieler die Kinoleinwand. Daran fand Willie Nelson so viel Gefallen, dass er bis heute in mehr als 130 Filmrollen zu sehen war, unter anderem 1986 neben Johnny Cash und Kris Kristofferson in "Stagecoach - Höllenfahrt nach Lordsburg" und ein weiteres Mal in "Die letzten Tage von Frank und Jesse James".

Während der Dreharbeiten lernte Willie seine heutige Frau Annie kennen, die ihn als Maskenbildnerin den dringenden Rat gab, sich für seine Rolle als Doc Holliday in "Stagecoach" bloß nicht die langen Haare abschneiden zu lassen. Auch diese Anekdote kommt in der Dokumentation auf herzliche Weise vor. Zweifellos sind es aber die vielen Konzertmitschnitte mit Songs von "On the Road Again" über "Always on My Mind" bis hin zu "My Heroes Have Always Been Cowboys", die Fans von Willie Nelson sehen und hören wollen. Da kommen sie voll auf ihre Kosten.

Fazit: Noch im hohen Alter strahlt Willie Nelson eine charismatische Aura aus, die sich auf die gesamte Dokumentation überträgt. Man spürt nur zu gern die Stationen seines wilden Leben nach und wünscht ihm noch viele weitere Jahre.

vgw