Dolly Parton ist ein "Rockstar"
Mit "Rockstar" ist natürlich nicht jemand anderer, dieser Zunft gemeint. Nein, nein, sie selbst ist es. Schon auf dem Covermotiv macht sie das mit einem, selbst für ihre Maßstäbe, schillerndem Makeup deutlich. Dolly gibt auf dem Album also den Rockstar. Selbstverständlich augenzwinkernd. Aber, und das versteht sich bei ihr genauso, mit Verve, Drive und Power. Und: mit einer unvorstellbaren Gästeliste. Ihre Duett-Partner und -Partnerinnen bei den 30 (!) Songs lesen sich wie ein Rocklexikon: nur die Crème de la Crème. Nur die ganz, ganz großen Namen. Auch dieses Kunststück dürfte in der Musikszene wohl kaum jemand anderem gelingen, als der unwiderstehlichen Dolly Parton. Kleiner Appetizer: sogar Ringo Star und Paul McCartney sind bei diesem All-Star-Projekt mit an Bord.
Auch die Entstehungsgeschichte des Albums ist irgendwie typisch für die Country-Königin: Man wollte sie im letzten Jahr in der Ruhmeshalle des Rock, in der "Rock And Roll Hall Of Fame" aufnehmen - was sie mit der lapidaren Begründung ablehnte, da sie ja eine Country-Künstlerin sei. Aber: Was nicht ist, kann ja noch werden, dachte sie sich da wohl. Und beschloss, ein Album aufzunehmen, um diese Ehrung ohne Gewissensbisse entgegennehmen zu können - "Rockstar".
Als erste Single unter neuer musikalischer Flagge veröffentlichte sie den von ihr (und Kent Wells) geschriebenen Track "World on Fire", gefolgt von mehreren Auskopplungen, wie: "Magic Man" (mit Ann Wilson von Heart), "Bygones" (mit u.a. Rob Halford von Judas Priest und Nikki Sixx von Mötley Crüe), die Queen-Hymnen "We Are The Champions" und "We Will Rock You", "What's Up" (mit Linda Perry) und "Let It Be" (mit Starr und McCartney). Alle diese Tracks finden sich jetzt auch auf "Rockstar" und sie zeigen eine Frau, die eindeutig (auch) Rock im Blut hat. Die Lederjacke steht ihr also fast genauso so gut, wie das Jeanshemd.
"Rockstar": 30 Tracks aus der Rockmusik-Geschichte
Auf jeden einzelnen Song einzugehen, würde den Rahmen einer Besprechung sprengen. Nur so viel: Dolly Parton ist mit diesem Album offenbar angetreten, um eine Bestandsaufnahme der Rockmusik, genauer: des Classic Rock, zu erstellen. Sie serviert mit ihrer unverkennbaren Stimme Meilensteine wie Led Zeppelins "Stairway to Heaven", die Prince-Hymne "Purple Rain", den Stones-Evergreen "(I Can't Get No) Satisfaction" (mit P!nk und Brandi Carlile, Anmerkung: Mick Jagger wollte mitmachen, klappte aber terminlich nicht), die wunderbare Elton John-Ballade "Don't Let the Sund Go Down on Me" (mit dem Meister als Duett-Partner) oder den Lynyrd Skynyrd-Jahrhundert-Track "Free Bird" (mit den Lynyrds im Schlepptau).
Nicht weniger prominent sind die Paarläufe mit Sting ("Every Breath You Take"), Journeys Steve Perry ("Open Arms"), Stevie Nicks ("What Has Rock 'n' Roll Ever Done For You") und Doobie-Brother Michael McDonald ("Bittersweet"). Auch wenn Dolly hier rockt, dass sich die Balken biegen - so ganz auf Country-Input will sie auch auf "Rockstar" nicht verzichten. So macht sie bei dem Bob-Seger-Signature-Song "Nightmoves" gemeinsame Sache mit Chris Stapleton (Bob Seger hatte leider Stimmprobleme), bei "Long as I Can See the Light" teilt sie sich das Mikro mit Ex-CCR-Shouter John Fogerty und bei "You're No Good", dem unverwüstlichen Linda Ronstadt-Klassiker, tritt sie mit Sheryl Crow und Emmylou Harris an. Top!
Fazit: Dolly Parton zieht sich die Lederjacke über und gibt in 30 Songs den "Rockstar". Mit dabei: das Who-is-Who der Rockmusik-Szene.