Dabei sah es lange so aus, als würde er trotz künstlerischer Ambitionen nicht im Showbiz landen, sondern konservativ Karriere machen. Der Sohn eines ehemaligen Generals der Air Force war ein US-Vorzeigesohn schlechthin: erfolgreicher College-Sportler (u.a. als Boxer), Gewinner von Kurzgeschichtenwettbewerben und Stipendiat der Englischen Literatur an der renommierten Oxford-Universität. Nach seiner Rückkehr in die USA ging Kristofferson zur Army. Doch da hatte er sich unter dem Namen Kris Carson bereits in England erstmals als Sänger versucht. Mit mäßigem Erfolg. Von 1962 bis 1965 war er als Hubschrauberpilot im deutschen Bad Kreuznach stationiert und trat nebenbei in Militärclubs auf. Zwei Wochen nachdem man ihn als Englischlehrer an die renommierte Kadettenschule von West Point im Bundesstaat New York versetzt hatte, verließ er die Army. Der Songwriter-Virus hatte ihn endgültig gepackt. Sein Ziel: Nashville, sein Traum: ein Karriere als Countrysänger.
Die Pilotenausbildung verschaffte der Countrymusik eine ihrer schönsten Anekdoten. Um seine Songs in Umlauf zu bringen, landete Kristofferson mit einem Hubschrauber direkt auf Johnny Cashs Anwesen in Hendersonville, Tennessee und drückte ihm ein Demo-Tape in die Hand. Das war der Beginn einer lebenslangen Freundschaft: Cash wurde zu Kristoffersons Förderer und hatte 1970 mit dessen "Sunday Mornin' Comin' Down" eine Nr. 1 in den Country-Charts. Anfangs musste sich Kristofferson jedoch wie so viele aufstrebende Talente mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten, u.a. als Hausmeister bei Columbia Records in Nashville. Angeblich schrubbte er dort den Boden, als Bob Dylan sein legendäres "Blonde on Blonde"-Album aufnahm. Dabei tauchte bereits 1966 die erste Kristofferson-Komposition in den Country-Charts auf: "Vietnam Blues", gesungen von Dave Dudley. Der Knoten platzte, als der extrem scheue und von Lampenfieber gebeutelte Kristofferson auf Druck von Johnny und June Carter Cash 1969 beim Newport Folk Festival auftrat. Das führte zu einem Support-Gig für die damals noch unbekannte Linda Ronstadt im "Troubadour" in Los Angeles. "Danach", erinnerte sich Kristofferson in einem Interview der "Washington Post", "musste ich für meinen Lebensunterhalt nie wieder arbeiten".
Roger Miller, Sammi Smith, Waylon Jennings, Johnny Cash - alle feierten mit Kristoffersons sensiblen Balladen über Liebe und Loser große Erfolge. Janis Joplins posthum veröffentlichte Version von "Me And Bobby McGee" von 1971 wurde zum Rock-Klassiker. Nur von Kristofferson selbst hatte die Öffentlichkeit bislang kaum Notiz genommen. Bis heute gilt Kristofferson mit seinem spröden Baß-Bariton auch nicht unbedingt als bester Interpret seiner eigenen Songs. Das Debütalbum "Kristofferson" und die dazugehörige Tournee waren 1970 jedenfalls gefloppt, während Ray Price gleichzeitig mit einer Coverversion daraus die Spitze der Country-Charts erklomm: "For The Good Times". Innerhalb von acht Monaten erreichten insgesamt vier Kristofferson-Kompositionen Platz 1 der Country-Charts. 1971 stammten drei der fünf für den Grammy als Bester Country-Song nominierten Stücke aus seiner Feder - "Help Me Make It Trough The Night" gewann. Der Durchbruch als Sänger gelang ihm schließlich mit dem zweiten Album "The Silver Tongued Devil And I" von 1971, das u.a. die Klassiker "The Pilgrim: Chapter 33" und "The Taker" enthält. Im zweiten Anlauf und unter dem Titel "Me and Bobby McGee" wurde daraufhin das Debütalbum als Re-Issue rückwirkend auch ein Chart-Hit.
Dann kam Hollywood - das "neue Hollywood", engagierte, junge Filmemacher, die dem aufgeblasenen Filmbiz mit innovativen Ideen die Luft rauslassen wollten. Wie sich schnell herausstellte, entpuppte sich der gut gebaute Texaner als ausgezeichneter Schauspieler. In "Cisco Pike" (1971) hatte er in der Rolle eines Musikers, der in Drogengeschäfte gezwungen wird, zudem die Gelegenheit, seine eigenen Songs unterzubringen. Unvergessen ist der Auftritt als Revolverheld Billy in dem Spätwestern "Pat Garrett jagt Billy The Kid" (1973) von Sam Peckinpah, der schon im "Troubadour" seine Fühler nach ihm ausgestreckt hatte. Für Peckinpah übernahm Kristofferson u.a. 1978 auch die Hauptrolle in dem Actionfilm "Convoy", der auf C.W. McCalls gleichnamigem Country-Hit basierte. Martin Scorsese besetzte ihn 1974 neben Ellen Burstyn in der melancholischen Frauenballade "Alice lebt hier nicht mehr". (Indirekt taucht Kristofferson sogar in Scorseses "Taxi Driver" von 1976 auf: Darin schleppt der gestörte Travis Bickle/Robert De Niro seine Lieblingsplatte "The Silver Tongued Devil And I" mit sich herum). Für das "A Star Is Born"-Remake mit Barbra Streisand von 1976 gewann Kristofferson schließlich den Golden Globe als Bester Schauspieler.
Ein zwiespältiger Erfolg, denn die Rolle des abgewrackten Musikers mit Alkoholproblemen spielte er auch privat. Der jahrelange Lebensstil als notorischer Partyhengst, Draufgänger und Gigolo mit Alkohol-, Drogen- und Sex-Exzessen gleichermaßen forderte seinen Tribut. Kristofferson hatte sich nicht mehr im Griff. Ende der 70er Jahre war er an einem Tiefpunkt angelangt: Rita Coolidge, mit der er drei erfolgreiche Duettplatten aufgenommen und zwei Song-Grammys gewonnen hatte (1973 für "From The Bottle To The Bottom" und 1975 für "Lover Please"), reichte nach sechs Jahre Ehe 1979 die Scheidung ein. Erst seine dritte Ehefrau und Mutter von fünf seiner acht Kinder, die Anwältin Lisa Meyers, sorgte ab 1983 dafür, dass Kristofferson seine Dämonen besiegte. Die Plattenverkäufe stagnierten trotzdem, und die Hauptrolle in dem Einwanderer-Western "Heaven's Gate - Das Tor zum Himmel" (1982) von Michael Cimino ruinierte nicht nur das Studio, dass den verschwenderischen Flop finanziert hatte, sondern auch Kristoffersons Filmkarriere für die nächsten Jahre.
Auch wenn er bis heute immer präsent geblieben ist und zu den einflussreichsten Country-Songwritern überhaupt gehört, war er nie wieder so erfolgreich wie in den 70ern. Da schrieb er seine größten Hits und drehte seine wichtigsten Filme. Der musikalische Output nahm von den 80ern bis heute kontinuierlich ab. 1985 polierten Kristofferson, Johnny Cash, Willie Nelson und Waylon Jennings gemeinsam als All-Star-Quartett "Highwaymen" ihren damals angekratzten Ruhm auf. Sie veröffentlichten bis Mitte der 90er drei erfolgreiche Alben. Kristoffersons Soundtrack zu dem Film "Songwriter", in dem er und Willie Nelson die Hauptrollen spielen, wurde 1985 für den Oscar nominiert.
Doch seine Soloalben (zwei in den gesamten 80ern, in den 70ern hat er teilweise zwei pro Jahr produziert) spielten keine große Rolle mehr. Während er in den 80ern vorrangig für das Fernsehen gearbeitet hat, kam aber Dank einer hervorragenden Nebenrolle als rassistischer Sheriff in "Lone Star" 1996 seine Filmkarriere wieder ins Rollen. Seitdem pendelt er zwischen anspruchsvollen Dramen wie "Die Zeit der Jugend" (1998), "Limbo - Wenn der Nebel sich lichtet" (1999) und purer Unterhaltung wie der "Blade"-Trilogie mit Wesley Snipes oder dem Kinderfilm "Dreamer - Ein Traum wird wahr" (2005) mit Dakota Fanning.
2006, pünktlich zu seinem 70. Geburtstag, gibt Kristofferson auch wieder musikalische Lebenszeichen von sich: "This Old Road", eine besinnliche, im American-Recordings-Stil nur mit Gitarre und Mundharmonika aufgenommene Rückschau, und die CD/DVD "Live from Austin, TX", ein Konzertmitschnitt von 1981. Außerdem ist das Tribut-Album "The Pilgrim" erschienen, auf dem u.a. Emmylou Harris, Rodney Crowell, Gretchen Wilson und Willie Nelson einmal mehr Kristoffersons bekanntesten Songs interpretieren. "The Road Goes On Forever" war nicht nur der Titel des dritten "Highwaymen-Albums: Es sieht ganz so aus, als ist auch Kris Kristoffersons Weg noch lange nicht zuende.
Am 11. März 2007 war Kris Kristofferson für ein Konzert in Deutschland. Präsentiert wurde das Hamburger-Konzert von CountryMusicNews.de. (Lesen Sie den Veranstaltungsbericht)
Cover | Jahr | Titel | Anmerkung |
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2006 |
CMT presents: American Revolutions (Capitol Nashville) |
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2006 |
Live from Austin, Texas (Soulfood) |
DVD-Besprechung |
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2004 | Breakthrough (Oh Boy) | |
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1994 / 2005 | His Life And Work (White Star) | |
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2006 | Highwaymen Live (Sony BMG) | DVD-Besprechung |
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2003 | On The Road Again (White Star) |
Jahr | Rolle | Film/Serie |
2008 | He's Just Not That Into You | |
2008 | Raymond | Jump Out Boys |
2008 | Ferlin Smith | For Sale By Owner |
2008 | Powder Blue | |
2008 | Talon (Stimme) | Snow Buddies |
2007 | Erzähler | I'm Not There |
2007 | Ray | Crossing The Heart |
2006 | Howard Davis | Room 10 |
2006 | Die 4. Dimension | |
2006 | Rudy | Fast Food Nation |
2006 | Quebec Bill | Disappearances |
2005 | Ned White (nur Stimme) | Gun |
2005 |
Pop Crane |
Dreamer: Inspired by a True Story (Dreamer - Ein Traum wird wahr ) |
2005 |
Chuck Whortle |
14 Hours (14 Stunden) |
2005 |
Nasher |
The Wendell Baker Story |
2005 |
Dr. Thomas Becker |
|
2004 |
Abraham Whistler |
|
2004 |
Matthew Bok |
Lives of the Saints |
2004 |
Wes Benteen |
|
2003 |
Older Billy Coleman |
Where the Red Fern Grows |
2003 |
Izzy Patterson |
The Break |
2002 |
Abraham Whistler |
Blade II |
2002 |
Doc |
D-Tox (Im Auge der Angst) |
2001 |
Shuck |
Wooly Boys |
2001 |
Bud |
Chelsea Walls |
2001 |
Karubi |
Planet of the Apes (Planet der Affen) |
2000 |
Lou Smit |
Perfect Murder, Perfect Town: JonBenét and the City of Boulder |
2000 |
|
Comanche |
1999 |
Eddie |
The Joyriders |
1999 |
'Smilin' Jack Johannson |
Limbo |
1999 |
Rudolph Meyer |
|
1999 |
Bronson |
Payback |
1999 |
Steve Day |
NetForce (TV) |
1999 |
Tarence |
Outlaw Justice (TV) |
1998 |
Doc (nur Stimme) |
The Land Before Time VI: The Secret of Saurus Rock (In einem Land vor unserer Zeit VI - Der geheimnisvolle Berg der Saurier) |
1998 |
Bill Willis |
A Soldier's Daughter Never Cries (Die Zeit der Jugend) |
1998 |
John Burnett |
Dance with Me |
1998 |
Abraham Whistler |
|
1998 |
Cody |
|
1998 |
Hugh Allison |
Two for Texas |
1997 |
Orin Hanner Sr. |
Fire Down Below |
1997 |
Erzähler |
Dead Man's Gun |
1996 |
|
Blue Rodeo |
1996 |
Sheriff Charlie Wade |
Lone Star |
1995 |
Capt. Jack Guthrie |
Inflammable |
1995 |
Abraham Lincoln |
Tad (TV) |
1995 |
Preacher |
Pharaoh's Army |
1995 |
Davis |
Brothers' Destiny |
1994 |
Destiny |
|
1994 |
Host |
The Songs of Six Families (TV) |
1993 |
Gabriel |
Knights |
1993 |
Stan Mather |
Trouble Shooters: Trapped Beneath the Earth (TV) |
1993 |
Joe Garvey |
No Place to Hide |
1993 |
Tom |
|
1992 |
Jefferson Jones |
|
1992 |
Jack Saunders |
Original Intent |
1992 |
Jericho Adams |
Miracle in the Wilderness |
1991 |
Rip Metcalf |
|
1990 |
Rip Metcalf |
Pair of Aces |
1990 |
Tom Holte |
Sandino |
1990 |
Stanley 'Stan' |
Night of the Cyclone (Die Nacht der Zyclone) |
1989 |
Jake |
|
1989 |
Bill Smith |
|
1988 |
Mace Montana |
Big Top Pee-wee |
1988 |
Noble Adams |
The Tracker |
1987 |
Devin Milford |
"Amerika" |
1987 |
Sich selbst |
I Am What I Am |
1986 |
Ringo aka Ringo Kid aka Bill Williams |
|
1986 |
Capt. Curtis 'Curt' Maddox |
Blood & Orchids |
1986 |
Jesse James |
The Last Days of Frank and Jesse James |
1985 |
Hawk |
|
1984 |
Bobby Logan |
|
1984 |
Master of Ceremonies (M.C.) |
Sunday Night Live (TV) |
1984 |
Ben Cole |
The Lost Honor of Kathryn Beck (TV) |
1984 |
Blackie Buck |
Songwriter |
1981 |
Hubbell Smith |
Rollover (Das Rollover Komplott) |
1980 |
James Averill |
Heaven's Gate (Heaven's Gate - Das Tor zum Himmel) |
1979 |
Abner Lait |
Freedom Road |
1978 |
Rubber Duck aka Martin Penwald |
|
1977 |
Marvin 'Shake' Tiller |
Semi-Tough |
1976 |
John Norman Howard |
A Star Is Born |
1976 |
Aaron Arnold |
Vigilante Force |
1976 |
Gastgeber |
"Saturday Night Live" - Episode #1.24 |
1976 |
Jim Cameron |
The Sailor Who Fell from Grace with the Sea |
1974 |
David |
Alice Doesn't Live Here Anymore (Alice lebt hier nicht mehr) |
1974 |
Biker |
Bring Me the Head of Alfredo Garcia (Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia) |
1973 |
Elmo Cole |
Blume in Love |
1973 |
William H. Bonney (Billy the Kid) |
|
1973 |
Vocalist |
Gospel Road: A Story of Jesus |
1972 |
Cisco Pike |
Cisco Pike |
1971 |
Minstrel wrangler |
The Last Movie |