Völlig zu Recht, wie gleich der vielsagende Opener "Swiss American Yodel" klar macht: bei dem Titel machen sie gemeinsame Sache mit der Volksmusikkapelle Oesch’s die Dritten. Ergebnis: ein verwegener Mix aus Country-Schlager und Bierzelt-Schlager. Kann man mögen, muss man nicht mögen. Dass sich die beiden Bellamys in der schönen Schweiz offenbar pudelwohl fühlen, wird im Verlauf der CD noch deutlich. Beispielsweise gleich beim zweiten Titel "The Rock", bei dem sich die Brüder mit einem dem Schweizer Gölä zusammen tun um einen an CCR erinnernden Country-Rocker anzustimmen. Nicht schlecht! Zumal das alles in einem Thuner Studio aufgenommen wurde, Randy Hiebert spielte alles fast im Alleingang ein. Respekt!
Beim nächsten Track, "Tear", präsentieren sie dagegen eine weltbekannte Freundin: Crystal Gayle. Die Lady mit der warmen Stimme interpretiert die einfühlsame Ballade aus der Feder von Florian Ast. Das Arrangement klingt allerdings arg nach Computer und Low Budget - und damit mehr nach Schlager als es sein müsste. Ähnliches Konzept bei "Butterfly". Die schöne, einfühlsame, wieder von Florian Ast geschriebene Rocknummer hat Carlene Carter als gesangliches Aushängeschild. Der Beitrag der Bellamy Brothers ist, man wird stutzig, auch hier nicht offensichtlich. Sie agieren hinter den Kulissen, als Produzenten (mit Randy Hiebert) in ihrem Heimstudio in Florida.
Neben ein paar weniger bekannten Freunden wie Natacha, die Bacon Brothers oder Kristin Ash zaubern sie so Mitte der CD auch Legende Kris Kristofferson aus dem Hut. Mit ihm stimmen sie seinen ersten großen Hit an: "Me And Bobby McGee". Nun ja, die Bellamys und der große Kris haben ein gewisses Alter erreicht, in dem man es schon mal etwas gemütlicher angehen kann. Also packen sie den Janis-Joplin-Klassiker in ein relaxtes Südsee-Hawaii-und-Reggae-Kostüm. Aloha! Und noch einen Sundowner bitte!
Wer sich jetzt wundert, wen die Bellamy Brothers da alles antanzen lassen, muss erkennen: das Musikbusiness ist längst ein globaler Markt. Man schickt sich die Audio-Dateien hin und her und nimmt im eigenen Studio die Overdubs auf. Alles kein Problem, alles billig und schnell machbar. So hat Kris Kristofferson beispielsweise seine Vocals und seine Hawaii-Steel-Gitarre in einem Studio in Maui, Hawaii aufgenommen. Die Backing-Vocals kamen in verschiedenen Schweizer Studios aufs digitale Band und die Bellamy Brothers steuerten ihre Stimmen im heimischen Florida-Studio bei.
Alles ist zwar möglich, aber ein bisschen nach Reissbrett klingt das dann leider meist doch. Vielleicht noch am wenigsten in der herzigen Ballade "The Other Side of The World", bei der die beiden Bellamys wenigstens die Leadvocals übernehmen und Flaco Jimenez ein rührseliges Akkordeon spielt. Gegen Ende der CD kommt noch ein recht bekannte, und seit langem verschollener Schweizer zum Zuge: Mister Phil Carmen ("On My Way to L.A.". Er legt gemeinsam mit den Bellamys seinen Hit aus den frühen 90er Jahren "Borderline Down" neu auf (peinlich: sowohl im Cover und Booklet wird "Boderline Down" geschrieben).
Fazit: die Florida-Cowboys mit Schweizer Zungenschlag. Kurzweilig aber auch nicht mehr - was bei dieser Gästeliste dann schon leicht enttäuschend ist.
Label: Universal Music Switzerland (nur in der Schweiz veröffentlicht (Universal)) | VÖ: 24. Mai 2013 |
Titelliste
01 | Swiss American Yodel (Bellamy Brothers & Oesch's die Dritten) | 09 | The Other Side Of The World (Bellamy Brothers & Flaco Jimenez) |
02 | The Rock (Bellamy Brothers & Gölä) | 10 | Kiss Me Now (Carlene Carter) |
03 | Tear (Crystal Gayle & Nina Reber) | 11 | Dela Dawn (Bellamy Brothers & Kristin Ash) |
04 | Butterfly (Carlene Carter & Florian Ast) | 12 | Coming Home to You (Jesse Bellamy, Nina Reber & Noah Bellamy) |
05 | 36 Cents (Kristin Ash & The Bacon Brothers) | 13 | Boderline Down (Bellamy Brothers & Phil Carmen) |
06 | The Light Is Shining On You (Jesse Bellamy & Noah Bellamy) | 14 | Bahama Mama (Bellamy Brothers & Peter Reber) |
07 | Me And Bobby McGee (Kris Kristofferson & Swiss All Star Choir) | 15 | I'll Be Missing You (Crystal Gayle) |
08 | Banderas (Bellamy Brothers & Natacha) | 16 | Achy Breaky Heart (Bellamy Brothers & Gölä) |