Kris Kristofferson - Live at Gilley's - Pasadena, TX: September 15, 1981

CD Cover: Kris Kristofferson - Live at Gilley's – Pasadena, TX: September 15, 1981

"Live at Gilley's - Pasadena, TX" nimmt die Hörer mit in das Jahr 1981 und präsentiert Kris Kristofferson in Höchstform

Das ist alles schon eine ganze Weile her. Gut 40 Jahre. Vier Jahrzehnte, in denen sich so vieles verändert hat. In manchen Bereichen ist, wie es so schön heißt, kein Stein auf dem anderen geblieben. So hat sich in diesen 40 Jahren beispielsweise die Country Music nicht nur verändert, sie hat sich neu erfunden. Doch dann gibt es ja auch noch diese berühmten Felsen in der Brandung. Die Menschen und Dinge, die ihren Wert behalten. Da kann die Welt noch so verrückt spielen. Einer dieser Monolithe der Beständigkeit heißt Kris Kristofferson und er präsentiert jetzt, gut 40 Jahre nach Aufzeichnung, den Mitschnitt "Live at Gilley's - Pasadena, TX".

Es muss schon ein toller Abend gewesen sein, dieser 15. September 1981. Ein toller Abend in einer tollen Location: Das Gilley's, ist schließlich ein legendärer Live-Club im texanischen Pasadena. Betrieben wird der zu Film-Ruhm gekommene Schuppen ("Urban Cowboy") von dem nicht minder legendären Mickey Gilley, seines Zeichens selbst Grammy-dekorierter Country-Star.

40 Jahre alt und dennoch zeitlos: "Live at Gilley's - Pasadena, TX"

Kein Wunder, dass sich Kris Kristofferson an jenem Abend voll ins Zeug legte. Er wollte eine bella Figura vor seinem prominenten Kollegen machen - und das ist ihm auch gelungen. Kristofferson, der wunderbare Songschmied, der sensible Poet und Hollywood-Haudegen, reiste damals mit einer stark besetzten Band durch die Lande. Mit an Bord waren Stephen Bruton, Donnie Fritts und - den kennt man von seinem Klassiker "I Can't Help" - Billy Swan. Mit diesem All-Star-Ensemble machte sich Kristofferson im Gilley's auf zu einem Streifzug durch seine besten Songs. Kann da noch was schiefgehen? Ach woher!

Erstaunlicherweise steigen Kris Kristofferson & Mannen gleich mit einem seiner populärsten Songs in die Show ein. Mit "Me and Bobby McGee". Klar, den Titel kennt man vor allem in der Interpretation der wilden Blues-Lady Janis Joplin. Doch geschrieben hat ihn freilich Kris Kristofferson. Eine Weisheit, die man gestandenen Country-Fans natürlich ersparen kann. Logo, das weiß man. Das muss man wissen! Ist schließlich ein Song, den man ins Weltkulturerbe aufnehmen sollte. Ob aber in dieser Live-Version? Eher nicht. Kris und Co. gehen den eigentlich sehr ruhigen und nachdenklichen Song mit einer ungewohnt rockigen Vehemenz an. Man hört, dass die Herren Spaß beim Gasgeben hatten. Ein bisschen aber leidet der inhaltsschwere Track aber dann doch unter dieser robusten, hemdsärmeligen Interpretation. Auffallend, und leider eher unangenehm, ist, dass die 80er Jahre einige sehr spezielle Sounds hervorgebracht haben. So klingen Drums und Gitarre schon manchmal etwas zu spacig, mit zu viel Effekten und Kompressoren versehen.

Schrieb Songs für die Ewigkeit: Kris Kristofferson

Aber was soll man machen? Diese Sounds gehörten damals einfach buchstäblich zum guten Ton. Egal. Es sind Schönheitsflecken. Kleine Details, die den Gesamteindruck des Albums nicht gravierend beeinträchtigen. Beim Durchhören der 15 Titeln werden einem unwillkürlich ein paar Dinge wieder ins Gedächtnis gerückt. Zum Beispiel, was für ein begnadeter Songschreiber und Textdichter dieser Kris Kristofferson war und immer noch ist. Ein Poet, der Bilder findet und diese mit herrlichen, gar nicht mal abgehobenen Metaphern ausschmückt. Eine Wortgewalt, die eigentlich jeden dieser Tracks auszeichnet. Angefangen von der wunderbaren Ballade "Here Comes That Rainbow Again" (zweiter Song der Setlist), die im Tourbus entstandene Koproduktion mit Billy Swan "Nobody Loves Anybody Anymore", dann natürlich vor allem die Klassiker: "For the Good Times", "Sunday Mornin' Comin' Down", "The Silver Tongued Devil And I" und das gegen Ende der Show kraftvoll präsentierte "Loving Her Was Easier (Than Anything I'll Ever Do Again)". Mit der Zugabe "Why Me" beenden Kris Kristofferson und seine Mitstreiter diesen denkwürdigen Abend im texanischen Musik-Club. Klar, da wäre man gerne dabei gewesen.

Etwas wehmütig wird man, wenn einem klar wird, dass es so etwas nie wieder geben wird. Bruton und Fritts sind bereits vor Jahren gestorben, Mickey Gilley im Mai 2022. Tja und Billy Swan ist 80 und Kris Kristofferson ist sage und schreibe schon 86 Jahre alt. Dann also nochmal seine Hymne auf die gute, alte Zeit: "For The Good Times".

Fazit: Kris Kristofferson ist bei dem Mitschnitt "Live at Gilley's - Pasadena, TX” in bestechender Form - und er erinnert uns in den 15 Tracks, dass er einer der größten Songwriter aller Zeiten ist.

Label: New West (H'Art) VÖ: 2. September 2022
01 Me and Bobby McGee
02 Here Comes That Rainbow Again
03 Casey's Last Ride
04 You Show Me Yours (And I'll Show You Mine) / Stranger
05 Nobody Loves Anybody Anymore
06 Darby's Castle
07 If It's All the Same to You
08 The Pilgrim
09 For the Good Times
10 Sunday Mornin' Comin' Down
11 The Silver-Tongued Devil and I
12 Smile at Me Again
13 Same Old Song
14 Loving Her Was Easier (Than Anything I'll Ever Do Again)
15 Why Me
vgw
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