"Blade II" - Kris Kristofferson erwacht von den Untoten.
Kris Kristofferson - ein Vampir? Wir erinnern uns: In der Marvel-Comicverfilmung "Blade" (1998) spielte der Country-Star Abraham Whistler, Mentor des Vampirjägers Blade (Wesley Snipes), der dann gebissen wurde und seinem Leben ein Ende setzen wollte. Die Fortsetzung von 2002 beginnt mit Blades Suche nach Whistler, der immer noch lebt. Vampire haben ihn jahrelang gefangen gehalten und gefoltert. Blade befreit seinen Weggefährten aus einem gläsernen Sarg. Der fällt daraufhin halbtot zu Boden, und als er den Mund öffnet, ertönt nicht etwa "Why Me" (Kristoffersons erster Nr.1-Song von 1971), sondern nur ein Stöhnen und scharfe Eckzähne ragen hervor. Ist Whistler zum Vampir mutiert?
Ein Killervirus bedroht Menschen und Vampire
Eine Eröffnungsszene, die es in sich hat - nicht nur actionmäßig (Blade hat vorher Dutzende von Blutsaugern umgenietet), sondern auch emotional. Denn die Chemie zwischen den beiden knallharten Burschen war im ersten Teil so stimmig, dass der neue Regisseur Guillermo del Toro ("Hellboy") Kris Kristofferson unbedingt wieder an der Seite des Titelhelden sehen wollte und seine Figur diesmal sogar ausweitete.
Zeit zum Durchatmen bleibt nach der Rettungsaktion und Whistlers Heilung aber nicht. Vampire haben sich in Blades Unterschlupf eingeschlichen. Diesmal läuft es aber anders. Whistler, Blade und dessen zweiter Gehilfe Scud (Norman Reddus) begegnen dem Vampirfürsten Damaskinos (Thomas Kretschmann), der in großer Sorge ist. Denn ein neuartiger Vampir-Virus hat die sogenannten "Reapers" hervorgebracht. Eine blutsaugende Spezies, die nicht nur Menschen, sondern auch normale Vampire angreift.
Blade, selbst eine Mutation - halb Mensch, halb Vampir - und daher unempfindlich gegenüber Silber und Sonnenlicht, soll helfen, die Reapers aufzuspüren und zu vernichten. Als er sich auf eine Zusammenarbeit einlässt, folgt eine böse Überraschung. Die Vampire selben haben die Reapers als Killerwaffe gegen Blade erschaffen, verloren dann aber die Kontrolle über ihre Geschöpfe. Ein zweites Experiment wird angesetzt und diesmal scheint Blade seinen Erzfeinden hilflos ausgeliefert zu sein. Wäre da nicht Whistler, der sich für seine Befreiung durch Blade nun endlich revanchieren kann.
Noch mehr Blut für "Blade II"
Insgesamt entstanden zwischen 1998 und 2004 drei Teile von "Blade", sowohl Snipes als auch Kristofferson benennen den zweiten Teil als ihren Lieblingsfilm aus der Reihe. Damit stehen sie bei weitem nicht allein, denn selbst nach 18 Jahren kann sich "Blade II" mit den Marvel-Superhelden-Armada von heute messen lassen. Natürlich entsprechen nicht mehr alle CGI-Szenen dem heutigen Standard, etwa wenn die Vampire von Blade eliminiert werden und dabei in Feuerfunken zerfallen oder Blades computergenerierte Doubles als solche zu erkennen sind, ansonsten können sich die Computereffekte aber nach so langer Zeit noch sehen lassen.
Allein schon deshalb, weil sie nie zum Selbstzweck eingesetzt werden, sondern sich dem Gesamtactionpaket unterordnen, das noch so viel mehr zu bieten hat. Etwa die unfassbar genial inszenierten Martial-Arts-Kämpfe, für die der Donnie Yen ("Star Wars: Rogue One") verantwortlich war. Der chinesische Stuntkoordinator und Schauspieler, der im Film eine kleine Rolle übernahm, verlangte nicht nur von Wesley Snipes viel ab, sondern konnte auch einem Haudegen wie Kris Kristofferson noch ein paar Tricks beibringen. Der damals 66-Jährige musste sich zwar nicht flink um die eigene Achse drehen, sondern durfte auf altmodische Art Fausthiebe austeilen, aber er machte dabei eine gute Figur und durfte in seiner ersten Szene mit freiem Oberkörper auftreten, um zu zeigen, wie gut er noch in Schuss war.
An Coolness ist Kris Kristofferson auch diesmal nicht zu übertreffen, auch wenn Snipes Figur diesmal viel ausgefeilter ist und mit Ron Perlman ("Hellboy") als bärbeißiger Anführer der Vampir-Kampf-Elite namens Reinhardt auch noch ein echter Teufelskerl gecastet wurde. Der sorgt mit seinen makabren Sprüchen auch noch für einige Lacher, was oft befreiend ist, wenn einem bei den Gewaltszenen dann doch wieder so viel Blut entgegenschwappt.
Hardrock für harte Burschen
Hinter Titeln wie "Cowboy" oder "Child of the Wild West" könnte man gut und gern Country-Songs vermuten - zwei von 16 Stücken, die sich auf dem Soundtrack von "Blade II" befinden. Leider weit gefehlt, Hip-Hop, Soul und Hardrock bestimmen das musikalische Gesamtbild des Films, der um einiges temporeicher als sein Vorgänger ist, was wohl auch eine Entsprechung in der Musik finden sollte. Die meisten Songs werden üblicherweise nur an-, aber nicht ausgespielt, letztlich vermischen sie sich aber nur zu einem akustischen Einheitsbrei, der kaum Eindruck hinterlässt. Der düsteren Stimmung des Films wird der Score aus der Feder von Marco Beltrami da viel eher gerecht. Seine dramatischen Klänge aus Orchester und Synthesizer ziehen einen viel eher in die höllische Unterwelt, in die der Hauptteil von "Blade II" ausgetragen wird.
Fazit: Der beste Teil der "Blade"-Trilogie, der sich durch eine schaurige Story, erhöhtem Tempo, mehr Action und noch besserer Performance seiner Stars auszeichnet. Sehr unterhaltsam, aber auch nervenaufreibend!