Durch "Convoy" wurde Kris Kristofferson und seine Rolle Rubber Duck zum Kult
Kris Kristofferson wird als Trucker Rubber Duck widerwillig zum Anführer eines Protest-Convoys. Dieser Western auf Rädern von Sam Peckinpah riecht nach Diesel, Schweiß und Freiheitsliebe und war einer der letzten Filme des rebellischen Regisseurs. C.W. McCalls gleichnamige Hymne lieferte die Vorlage für die Story und begleitet die rastlos rollenden Revoluzzer auf ihrem ziellosen Weg ins Nirgendwo.
Die Ausgangssituation erinnert stark an die ein Jahr zuvor gestartete Actionkomödie "Ein ausgekochtes Schlitzohr": Rubber Duck, schon zu Beginn des Films als Trucker-Legende eingeführt, gabelt die Highway-Schönheit Melissa (Ali MacGraw) auf und legt sich ungewollt mit Sheriff Lyle Wallace (Ernest Borgnine) an. Der kann Trucker schlicht und ergreifend nicht ausstehen und schikaniert sie, wo es geht. Als er in einem Truck Stop eine wüste Schlägerei provoziert, vermöbeln ihn Duck und seine Kollegen Pig Pen (Burt Young) und Spider Mike (Franklyn Ajaye) und lassen ihn gefesselt zurück, während sie sich aus dem Staub machen. Wallace mobilisiert eine ganze Armada an Gesetzeshütern und die Jagd beginnt. Doch Duck und seinen Mitstreitern schließen sich immer mehr Trucks an, die über Funk von dem Vorfall erfahren haben. Der Convoy unzufriedener Fahrer wächst unaufhörlich, die Protestaktion entwickelt sich zu einem nationalen Medienereignis, das jeder auf seine Weise interpretiert. Nur Duck sieht immer weniger Sinn in dieser Eskalation und will sich nicht als Anführer vereinnahmen lassen: "Die anderen folgen mir nicht. Ich bin nur an der Spitze.", kommentiert er lässig. Doch so einfach kann er sich nicht aus der Affäre ziehen…
Die Legende von Rubber Duck ist und bleibt der definitive Truckerfilm, ein immer noch mitreißender Klassiker mit allem, was Sam Peckinpahs Kino auszeichnete: actionreiche und poetische Zeitlupen-Sequenzen, Outlaw-Romantik, die karge Landschaft an der Grenze zu Mexiko, der Konflikt zwischen Individualitätsanspruch und Konformismus, und natürlich ein gebrochener Held, der spürt, dass seine Zeit vorbei ist, aber trotzdem unbeirrbar seinen Weg geht. Ein moderner Cowboy, von Gleichgesinnten zum Märtyrer stilisiert, der sich hier jedoch geschickt aus der Affäre zieht, wo bei Peckinpah sonst zwangsläufig der Tod lauert. "Convoy" ist unbestritten Peckinpahs nettester und positivster Film.
Die Produktionsgeschichte war schwierig – wie so häufig bei dem streitbaren Regisseur. Mit Kris Kristofferson, seinem Star aus "Pat Garrett jagt Billy The Kid", verstand er sich nicht mehr so besonders, weil der mittlerweile das Trinken aufgegeben hatte. Außerdem mussten die verschleppten Dreharbeiten wegen seinen Tourneeverpflichtungen für zwei Monate unterbrochen werden (Kristoffersons damalige Band ist übrigens als Besatzung des Jesus-Busses zu sehen). Darüber hinaus beeinträchtigte Peckinpahs Kokainsucht die Dreharbeiten, die logistischen Anforderungen überforderten ihn, das Budget wurde überzogen und den Filmschnitt nahm man ihm und seinem Cutter weg, weil sie zu lange brauchten. Zwei der spektakulären Actionszenen des Films waren gar echte Unfälle: Als die Fahrerin Black Widow in einer Kurve mit ihrem weißen Truck umkippt, kann man die heranstürmenden Crewmitglieder sehen, wie sie zur Hilfe eilen. Und Ernest Borgnines Wagen, der durch die Werbetafel fliegt, sollte eigentlich im Dach der Scheune enden. Doch der Stuntman unterschätzte das Tempo und krachte auf den dahinterliegenden Rasen.
Zeit seines Lebens war der trinkfeste Sam Peckinpah selbst ein Außenseiter in Hollywood. Mit Meisterwerken wie "The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz" ist er unsterblich geworden, aber "Convoy" wurde einer seiner kommerziell erfolgreichsten Filme. Hier zelebriert er zum letzten Mal den Kampf des Einzelnen gegen das Establishment. Dabei transportiert er eher eine Stimmung, als dass er eine logische oder glaubwürdige Story erzählt. Alle fahren mit, aber keiner weiß Bescheid: "Der Sinn des Convoys ist, einfach weiterzurollen", raunt Duck den begleitenden Reportern zu. Man könnte auch sagen: Der Weg ist das Ziel. Und genauso sollte man auch den Film betrachten: als eine Abfolge lyrischer Momente. Über das Gemeinschaftgefühl der Trucker. Über Giganten auf 18 Rädern. Über endlose Highways und weite Landschaften.
Fazit: "Convoy" ist der Klassiker unter den Truckerfilmen - ein Muss für Dieselknechte aller Art.