Ein Biografie also, die zur Legendenbildung förmlich einlädt. Seit er mit 64 Jahren 2002 an Diabetes gestorben ist, erschienen reihenweise Tributalben. Dennoch nimmt diese neuerliche Verneigung vor dem Country-Rauhbein eine Sonderstellung ein. Das sieht auch sein Sohn Shooter Jennings so. In den Linernotes schreibt er: "I miss you every day, dad and I'm really proud that we’ve all been able to give this to the world as proof of the wide reach of your musical gifts." ("Ich vermisse Dich jeden Tag Dad und ich bin wirklich stolz darauf, dass wir alle der Welt hiermit beweisen können, wie weit Deine musikalische Gabe reicht")
Emotional bewegend fällt dann auch Shooters Song "Belle of The Ball" aus. Eine wunderbare Drinking-Ballade, 1992 von Waylon geschrieben und ein weiterer Beleg dafür, dass Shooter dem Namen "Jennings" mit jedem Jahr seiner Karriere mehr Ehre macht. Dennoch nimmt der Titel nur familiär einen Sonderstatus in dieser von Witt Stewart produzierten Zusammenstellung ein. Der Grund: Jeder Track – ein Highlight.
Den Auftakt bestreitet Jamey Johnson mit "This Time", gefolgt von einer neuen Aufnahme (!) von Alabama: "Are You Shure Hank Done It This Way" – ein grandioser Song, mit dem Waylon Jennings 1975 auf Platz eins der Country-Charts landete. Randy Owens vollkehlige Interpretation wird Waylon, falls er diese neue Version im Country-Himmel hören kann, viel Freude bereiten.
Auch Randy Houser dürfte dann seine Zustimmung finden. Der gehört, verglichen mit den Herren von Alabama, einer neuen Generation von Countrysänger an. Doch er knüpft an die alten Traditionen an. So auch hier, mit seiner superben Interpretation von "I'm A Ramblin' Man". Der stramme Blues-Track stammt aus der Feder von Ray Pennington, Waylon erklomm damit 1974 die Country-Charts.
Dass die 1937 in Littlefield, Texas geborene Legende das Zwölftakt-Schema des Blues genauso in seinen Genen hatte, wie Country, wurde in vielen seiner Songs deutlich. Wer weiß, vielleicht kommt man an Blues nicht herum, wenn man – wie Waylon Jennings – schon als Kind auf den Baumwollfeldern arbeitete. Fest steht jedenfalls, dass sich Tracks wie "Don't You Think This Outlaw Bit's Done Got Out of Hand" und "Rose in Paradise" – hier wunderbar vorgetragen von James Otto beziehungsweise von Kris Kristofferson & Patty Griffin – auch auf jeder John Lee Hooker- oder Muddy Waters-CD gut gemacht hätten. Für die ruhigen Momente sorgen später noch Trace Adkins mit seiner Version der Ballade "You Asked Me To" und Chanel Campbell mit dem skurrilen "The Wurlitzer Prize (I Don't Want To Get Over You)".
Der große Waylon darf natürlich selbst nicht fehlen. Bei dem rockingen "Just to Satisfy You", lässig-nölig von Folky John Hiatt gesungen, taucht er als Duett-Partner auf; "Go Down Rockin'" aus dem Jahr 2000 gehört zu seinen letzten Glanztaten.
Fazit: Er war einer der Größten des Genres – wer wissen will warum, muss sich nur diese CD anhören. Die rustikalen, keineswegs überladenen Arrangements runden diese Tonträgerperle stimmig ab.
Label: Scatter Records (in Deutschland nicht erschienen) | VÖ: 8. Februar 2011 |
Titelliste
01 | This Time (Jamey Johnson) | 07 | Just To Satisfy You (John Hiatt mit Waylon Jennings) |
02 | Are You Sure Hank Done It This Way (Alabama) | 08 | Rose in Paradise (Kris Kristofferson & Patty Griffin) |
03 | I'm A Ramblin' Man (Randy Houser) | 09 | You Ask Me To (Trace Adkins) |
04 | Belle of the Ball (Shooter Jennings) | 10 | Go Down Rockin' (Waylon Jennings) |
05 | Good Hearted Woman (Sunny Sweeney & Jessi Colter) | 11 | The Wurlitzer Prize (I Don't Want To Get Over You) (Chanel Campbell) |
06 | Don't You Think This Outlaw Bit's Done Got Out of Hand (James Otto) |