"Höllenfahrt nach Lordsburg" (manchmal auch "Stagecoach - Höllenfahrt nach Arizona" oder "Doc Holliday und der Häuptling Geronimo") ist ein amerikanischer Western-Fernsehfilm aus dem Jahr 1986 unter der Regie von Ted Post und dem Drehbuch von James Lee Barrett. Er ist ein Remake des gleichnamigen Films von 1939, der wiederum auf einer Kurzgeschichte von Ernest Haycox basiert. Es ist die zweite Neuverfilmung des Films nach dem Spielfilm von 1966.
Kris Kristofferson spielt die Rolle des Ringo Kid. Willie Nelson stellt den berühmten Revolverhelden und Zahnarzt Doc Holliday dar, Johnny Cash den Marshal Curly Wilcox und Waylon Jennings den Spieler Hatfield. Alle vier Stars waren als Mitglieder der Country-Music-Supergruppe The Highwaymen bekannt. In den Nebenrollen spielen Elizabeth Ashley, Anthony Newley, Tony Franciosa, Mary Crosby, June Carter Cash und Jessi Colter.
1985 gründeten die Country-Sänger Johnny Cash, Kris Kristofferson, Willie Nelson und Waylon Jennings die Gruppe The Highwaymen. Alle vier waren zuvor schon als Solo-Künstler erfolgreich und die Liebe zur Country Music verband sie auch freundschaftlich. "Highwaymen" hieß auch das Album und der Song, mit dem sich die Band 20 Wochen lang in den US-Country-Charts hielt.
Dieser Erfolg beflügelte die vier Sänger, gemeinsam einen Film drehen zu wollen. Bereits 1986 war es soweit. Unter der Regie von Ted Post, der zuvor mit Clint Eastwood in der Hauptrolle "Hängt ihn höher" und "Calahan" inszenierte, entstand der Western "Höllenfahrt nach Lordsburg", der in der USA im Fernsehen, international dachte man jedoch an eine Kinoauswertung. Leider kam der Film erst viele Jahre später auf den deutschen Markt als VHS und schließlich auf DVD heraus. Unbegreiflich, wenn man bedenkt, wie viele große Namen hier mitgewirkt haben und dass wir es hier mit einem Remake eines ganz großen Westerns zu tun haben.
1880 macht sich eine Postkutsche in Arizona auf dem Weg nach Lordsburg. Zu den Passagieren von Kutscher Buck (John Schneider) gehören der legendäre Revolverheld Doc Holliday (Willie Nelson), die Prostituierte Dallas (Elizabeth Ashley), der Spieler Hatfield (Waylon Jennings), die hochschwangere Lucy Mallory (Mary Crosby), der Bankier Gatewood (Tony Franciosa), der Whiskey-Händler Peacock (Anthony Newley) sowie Marshal Wilcox (Johnny Cash) mit seinem Gefangenen Ringo (Kris Kristofferson).
Dass sie durch feindliches Apachen-Land fahren, stört trotz etlicher Warnungen zunächst keinen der Reisenden. Denn der Kutsche wurde eine Kavallerie-Eskorte zugesagt. Doch diese begleitet sie nur einen Teil der Strecke, obwohl Apachen-Häuptling Geronimo gegen die Weißen gerade das Kriegsbeil ausgegraben hat. Bevor die Kutsche aber ins Indianergebiet fährt, stoppt sie an der Station von Mrs. Pickett (June Carter Cash) und ihrem Sohn Billy (John Carter Cash), wo Wilcox alle nochmals auf die Gefahren hinweist. Die Fahrt geht weiter und es dauert nicht lange, bis die Postkutsche von den ersten Apachen ins Visier genommen wird.
Stagecoach ist der englische Begriff für Postkutsche und unter diesem Titel drehte John Ford 1939 einen der bedeutendsten Western aller Zeiten, mit dem ein junger John Wayne seinen Durchbruch feierte. In Deutschland kam dieser Film 1950 unter dem Titel "Höllenfahrt nach Santa Fé" ins Kino. Das erste Remake von "Stagecoach" gab es 1966 unter anderem mit Bing Crosby, Ann-Margaret und Van Heflin (deutscher Titel: "San Fernando"), und "Stagecoach" heißt auch ein Western von 2016 mit Country-Sänger Trace Adkins ("Among Wolves") in der Hauptrolle.
Aber bleiben wir bei der Verfilmung von 1986, die als solide Umsetzung auf Fernsehniveau gilt, es aber keineswegs mit dem Original von 1939 aufnehmen kann. Dafür fehlen hier schon mal die epischen Aufnahmen etwa vom Monument Valley. Nur John Ford konnte die amerikanische Landschaft dermaßen dramaturgisch in die Handlung integrieren. Ted Post muss sich allein auf seine Darsteller verlassen, um die Erzählung voranzutreiben. Aber das gelingt nur bedingt, denn "Stagecoach" 1986 fällt ziemlich dialoglastig aus. Oft haben die Gespräche der Protagonisten aber nur wenig Gehalt oder sind gar belanglos. Der Versuch, den Figuren damit einen psychologischen Unterbau zu geben, funktioniert jedenfalls nicht.
Der befürchtete Indianerüberfall, auf den alles hinführt, kommt relativ spät und ist schnell vorbei. Immerhin kommt damit ein wenig Action auf, wenn Johnny Cash bei schneller Fahrt angeschossen zwischen die Pferde landet. Kris Kristofferson turnt auf dem Dach der Kutsche herum und zielt dabei mit dem Gewehr in alle Richtungen. Aber so cool er sich als Ringo auch herausputzt, mit der Lässigkeit und Unverfrorenheit von John Wayne vor nunmehr 85 Jahren kann er es nicht aufnehmen.
Ursprünglich sollte Waylon Jennings die Rolle des Ringo spielen, aber die Produzenten hielten ihn für zu blass für diesen tragenden Part und besetzten stattdessen den schauspielerfahrenden Kristofferson. Jennings wurde zu Hatfield, der als Spieler stets undurchsichtig bleibt, sich im Laufe der Handlung aber auch nicht weiterentwickelt.
Der Freundschaft zwischen den beiden hat diese Umbesetzung nicht geschadet. Überhaupt wirkt der Film wie ein Star-Vehikel für das Quartett aus vier Country-Musiker, die damals gerade als The Highwaymen auf der Bühne für Furore sorgten. Johnny Cash als zielstrebiger Gesetzeshüter entpuppt sich als der eigentliche Hauptdarsteller der Story. Als Führungsfigur hält er die Zügel in die Hand und bietet den Zuschauern die größte Identifikationsfläche. Seine Ehefrau June Carter Cash und ihr gemeinsame Sohn John Carter Cash absolvieren in "Stagecoach" immerhin einen kleinen Gastauftritt. Willie Nelson bleibt der bedachte Zahnarzt und Revolverheld, der sich als Freund der Indianer bekennt und seinen größten Augenblick hat, als er Mary Crosby ("Dallas") in ihrer Rolle hilft, ihr Kind auf die Welt zu bringen.
Auch privat verhalf "Stagecoach" Nelson zum Glück. Bei den Dreharbeiten lernte er seine vierte Ehefrau kennen, die Maskenbildnerin Annie D'Angelo, mit der er noch heute verheiratet ist. Der einzige Song zum Vorspann des Films wird ebenfalls und nur von Willie Nelson gesungen und heißt "Stagecoach". Im gleichen Jahr drehten. Nelson, Cash und Kristofferson übrigens noch einen weiteren Western: "Die letzten Tage von Frank und Jesse James".
Fazit: Wenn sich vier der größten Country-Stars aller Zeiten für einen Film zusammentun, kann daraus nur ein Western werden. Aber das Star-Potential reicht nicht aus, um eine Story mit nur wenig Spannung zu halten. "Höllenfahrt nach Lordsburg" - ein Remake, dass es nicht mit dem Originalfilm von 1939 aufnehmen kann.