Neue CD "Pure & Simple" ist Folge von Auftritten in Nashville und Pigeon Forge
Mit mehr als 100 Millionen verkauften Alben und acht Grammys ist Dolly Parton die erfolgreichste Country-Sängerin der Welt. Eine Künstlerin, die niemandem mehr etwas beweisen muss. Vielleicht ein Grund für die vielseitig begabte Country-Barbie, alles beim neuen Album "Pure & Simple" etwas gemäßigter angehen zu lassen. Die Initialzündung zum Projekt erfolgte vor einem Jahr, als die Songschreiberin einige Konzerte Ryman Auditorium und anschließend in ihrem Dollywood-Vergnügungspark in kleiner Besetzung spielte.
Zwei Jahre nach der CD "Blue Smoke", bei der die Sängerin binnen zwölf Songs fast ihre ganze Bandbreite repräsentierte und sich dabei sogar mutig auf die Pfade von Hardrocker Jon Bon Jovi begab, zeigen die zehn neuen Kompositionen auf "Pure & Simple" eine andere Dolly Parton, die deutlich weniger am Mainstream orientiert ist. So dominieren auf "Pure & Simple" ruhige und schlichte Arrangements in einer bewusst unspektakulären Produktion.
Die Trumpfkarte setzt die Sängerin also fast allein mit ihrer unverkennbaren Stimme. Aber nur fast, denn das musikalische Gerüst bei "Pure & Simple" kommt von den Musikern, mit denen sich Dolly Parton im September 2016 auf ihre nächste Tour begeben wird. Das sind die beiden Gitarristen Tom Rutledge und Kent Wells sowie Keyboarder Richard Dennison. Während die "Pure & Simple"-Konzertreise auf der Bühne tatsächlich nur in Quartettform stattfinden soll, ist Paul Franklin an der Steel Guitar einer der wenigen zusätzlichen Musiker, mit denen Dolly Parton die Songs von "Pure & Simple" aufgenommen hat.
Bei der überschaubaren Besetzung ist es kein Wunder, dass Dolly Parton mit "Pure & Simple" ein eher zurückhaltendes Album vorlegt. Eins der Highlights der ruhigen Songs ist die gospelig angehauchte Ballade "Can't Be That Wrong", das auch wegen der Zeilen "I Guess I Should Be Singing", "Rock of Ages", "Amazing Grace", "Some of Those Good Songs" direkt im Gedächtnis bleibt.
Neue Dolly Parton-Songs führen zurück in die 80er Jahre
Etwas mehr Country-Vibes verbreiten die temporeicheren "Lovin' You" und "Outside Your Door" - zwei Titel, die so sehr nach den Achtzigerjahren klingen, dass vor allen Dingen langjährige Fans Freunde daran haben werden. Der Titeltrack "Pure & Simple" kommt dagegen etwas zeitloser daher - lässt sich die geschmackvolle Mischung aus Mandoline, Pedal Steel und akustischer Gitarre einfach gut anhören, ganz egal aus welcher Zeit man stammt. Drei gute Songs, aber echte Hits, wie man sie von den letzten Studio-Alben gewohnt ist, sind Dolly Parton damit nicht gelungen.
Neben den neuen Songs gibt es noch zwei Neuauflagen bekannter Oldies. Sowohl "Tomorrow Is Forever" von 1969 als auch das von 1971 stammende und vier Jahre später veröffentlichte "Say Forever You' ll Be Mine" waren Duette mit Porter Wagoner. Während die "Tomorrow Is Forever" besonders wegen des Einsatzes von Paul Franklin zum Genuss wird, hätte sich Dolly Parton die Neuauflage von "Say Forever You'll Be Mine" sparen können. Die von Jimmy Mattingly gespielte Fiddle ist zwar schön - aber das Lied - vor allen Dingen der Sprechpart - funktioniert einfach besser mit männlichem Gegenpart.
Bonus-CD mit zehn Best Of-Titeln komplettiert "Pure & Simple"
Nachdem das letzte Album in England mit einer zusätzlichen Scheibe mit den größten Hits bestückt wurde und am Ende Platin für 300.000 verkaufte Einheiten erhielt, gibt es als Zugabe die Best Of-CD mit zehn Songs diesmal für die hiesigen Käufer dazu. Und so schön es zweifellos ist, Hits wie "9 to 5", "Coat of Many Colors" und "Jolene" wieder zu hören, haben die Engländer mit ihrer Version erneut die Nase vorn, denn dort ist die zweite CD mit 14 Live-Tracks des Auftritts beim Festival in Glastonbury von 2014 bestückt, die in Deutschland nicht erschienen ist.
Fazit: Mit "Pure & Simple" hält Dolly Parton Wort und zeigt sich von ihrer zarten Seite. Das lässt sich gut anhören, aber herausragende Hits fehlen auf der Produktion. Die gibt es dafür auf der zweiten CD - die darauf enthaltenen Titel dürften Dolly-Fans allerdings längst im Regal stehen haben.
Label: Dolly / RCA Nashville / Masterworks (Sony) | VÖ: 19. August 2016 |
Disc 1 | |
01 | Pure and Simple |
02 | Say Forever You'll Be Mine |
03 | Never Not Love You |
04 | Kiss It (And Make It All Better) |
05 | Can't Be That Wrong |
06 | Outside Your Door |
07 | Tomorrow is Forever |
08 | I'm Sixteen |
09 | Head Over High Heels |
10 | Forever Love |
11 | Mama |
12 | Lovin' You |
Disc 2 | |
01 | My Tennessee Mountain Home |
02 | Coat of Many Colors |
03 | How Great Thou Art |
04 | Jolene |
05 | Light of a Clear Blue Morning |
06 | Here You Come Again |
07 | Help! |
08 | Islands In the Stream |
09 | 9 to 5 |
10 | I Will Always Love You |