Linda Ronstadt - Duets

Die Songs entstanden zwischen 1972 und 2006. Eine Zeitspanne von 32 Jahren - und das hört man auch. Deshalb ist "Duets" auch alles andere als aus einem Guss. Es geht stilistisch, aber auch in Punkto Arrangements und Sounds quer durch den Gemüsegarten der Musikgeschichte. Zumal ihre Gesangspartner von Frank Sinatra bis Dolly Parton reichen. Einzige Konstante: ihre angenehme, kräftige, markante Stimme.

Die erste Duett-Partnerin dürfte noch die unbekannteste sein: Ann Savoy heißt die Dame. Sie übernahm bei dem letzten Album von Linda Ronstadt, 2006 erschienenen offiziellen Solo-Album "Adieu False Heart" eine tragende Rolle. Tatsächlich harmoniert Savoy mit Ronstadt außergewöhnlich gut, wie die ruhigen, sehr im Bluegrass angesiedelten Songs wie der Track, "I Can't Get Over You" und "Walk Away Renee" belegen.
Auch das nachfolgende "The New Partner Waltz" mit Carl Jackson verströmt noch relativ wenig Glamour. Wie es scheint, sparen sich Compiler John Boylan und Linda Ronstadt die Perlen für später auf.

Keine schlechte Entscheidung. Denn so legt die in jungen Jahren extrem hübsche Sängerin mit jedem Titel noch eine Schippe drauf. Mit Dolly Parton und dem Traditional "I Will Never Marry" knipst sie das erste Highlight an: toller Titel, gesungen von zwei tollen Sängerinnen. Noch dazu Anno 1977, also in der Blüte ihrer kreativen Schaffenskraft. Sehr Country und rustikal gibt sich die Dame, die einst die Eagles als Begleitband hatte, auch bei dem Hank Williams-Titel "I Can't Help It (If I'm Still In Love With You)". Zur Seite steht ihr dabei Emmylou Harris, eine ausgewiesene Expertin in Herzensangelegenheiten.

1976 veröffentlichte sie das Duett mit Don Henley, die Warren Zevon-Komposition "Hasten Down The Wind" - ein wunderschöner, ruhiger, dramatischer Song: Country-Pop vom Feinsten. Das gilt auch für "Prisoner In Disguise" im Duett mit J.D. Souther und "I Think It’s Gonna Work Out" mit James Taylor. Gegen Ende der 80er Jahre landete Ronstadt einige Hits mit Aaron Neville, dem wuchtigen Sänger mit der Falsett-Stimme. Neben dem Evergreen "I Don’t Know Much" - immer noch ein gern gehörter Gast bei vielen Radiostationen - präsentiert sie hier auch die Karla Bonoff-Komposition "All My Life". Der zu Herzen gehende Track mit den wundervollen Akkorden und diesen unglaublich harmonierenden Stimmen gehört zu den schönsten Tracks dieser CD. Auch weil sie bei diesen Songs nicht gänzlich ihre Country-Roots kappt - was man für die nachfolgenden Duette mit den Jazz-Größen James Ingram ("Somewhere Out There"), Bette Midler ("Sisters") und "Moonlight In Vermont" (mit Mr. Blue-Eye, Frank Sinatra) nicht behaupten kann.

Fazit: Ein schönes Album mit schönen Duetten aus unterschiedlichen Musikrichtungen – und dazu eine Erinnerung an eine der mittlerweile fast vergessenen Größen des Genres.