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Tja, öfter mal was Neues von Mister Rogers. Jetzt also "Faith". Und Titel und Coveroptik deuten schon mal an, dass sich der schmusestimmige Graubart vorerst vom Country-Mainstream verabschiedet hat - um brave, spirituelle Lieder einzusingen. Kurz: ein Gospel-Album.
Vielleicht ist es seinen nahezu 74 Lenzen geschuldet. Vielleicht hat er sich nach einer etwas übertrieben ausgeführten Schönheits-OP entschlossen, einfach in Würde zu altern. Wer weiß. Jedenfalls kommt "Faith" auf einem kleinen Label. Statt Dann Huff produzieren Warren Hartman und Kyle Leming die 13 Titel, die mit jedem Takt friedvolle Schaukelstuhl-Atmosphäre verbreiten.
Kleine Preisfrage, geschätzter Leser: Welches Lied darf auf einem Gospel-Album unter keinen Umständen fehlen? Richtig, "Amazing Grace". Klar schiebt das der gute Kenny auch gegen Ende der CD hinterher. Es ist nicht die einzige Überraschung bei der Songauswahl. Auch "Will The Circle Be Unbroken", "In The Sweet By And By", "What A Friend We Have In Jesus" und "Leaning On The Everlasting Arms" sind alles Evergreens des spirituellen Songbooks, "Public Domain", als Teil der amerikanischen Kultur und Öffentlichkeit.
Natürlich singt kaum ein anderer diese Klassiker mit so viel Herzenswärme und Stimm-Charisma wie der Kenny Rogers. Keine Frage, man hört ihm immer noch sehr gerne zu. Andererseits können diese gediegenen Lieder nicht das große Potential des Sängers fordern. Das gilt leider auch für die andere Hälfte der CD - für die Songs jüngeren Datums.
Wunderbar klingt natürlich "Peace", aus der Feder von Beth Nielsen Chapman und Michael McDonald. Und auch "The Rock of Your Love" kann mit gezügeltem Temperament punkten. Kein Wunder, schließlich hat sich Vince Gill diese prächtigen Melodien und Textzeilen ausgedacht. Schwieriger verhält es sich schon mit "Grace2, komponiert von Michael W. Smith, einem Star der christlichen Musikszene. Geigen, Kirchenchor, Pathos - alles da, alles satt. Wenn die Ohren Sodbrennen kriegen könnten ...
Weniger dick aufgetragen und dadurch weitaus bekömmlicher kommt die Marty Funderburk-Komposition "Circle of Friends" daher: eine im Grunde typische Kenny Rogers-Ballade.
Das Nashville-A-Team (Brent Mason, Paul Franklin & Co.) sorgt dafür, dass mit Kennys rhythmischer Messe handwerklich alles Roger ist. Immerhin ...
Fazit: Zu brav, zu gediegen, zu viel Pathos: Kenny Rogers spirituelles Album geht irgendwo im Weihrauch verloren. Stimmlich ist der alte Knabe natürlich immer noch auf der Höhe der Zeit.
Label: John 3:16 (Helikon Harmonia Mundi) | VÖ: 15. Juni 2012 |
Titelliste
01 | Will the Circle Be Unbroken | 07 | Grace |
02 | Peace | 08 | What a Friend We Have in Jesus |
03 | I'll Fly Away | 09 | Circle of Friends |
04 | The Rock of Your Love | 10 | For the Love of God |
05 | In the Sweet By and By | 11 | Amazing Grace |
06 | He Showed Me Love | 12 | Leaning on the Everlasting Arms |