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Dass ein gerade mal 31-jähriger Brite für das schönste Country-Album des Jahres sorgt, damit konnte wohl niemand rechnen. Ist aber so. Und natürlich ist es auch nicht so verwunderlich, denn Teddy Thompson ist genetisch und kulturell in Sachen Country nicht ganz unbelastet. Seine Eltern, Linda und Richard Thompson, spielten bei der Folk-Formation Fairport Convention und zogen ihren Sohn zudem in einer Kommune groß: Teddy hörte nach eigenen Angaben bis er 16 war keine Musik, die nach 1956 entstanden war. So stürzte er sich auf Country-Musik: "In meiner Jugend war ich von Country-Musik geradezu besessen, und sie hatte definitiv einen riesigen Einfluss darauf, wie ich Songs schreibe", bekennt Thompson. Und dass er hervorragende Songs schreiben kann, bewies er mit seinem hoch gelobten Album "Seperate Ways". Bei "Upfront & Down Low" lässt er dieses Talent jedoch brach liegen und fokussiert auf seine zweite Stärke: Den Gesang. Die 13 Songs auf seinem neuen Album sind nämlich bis auf eine Ausnahme allesamt Klassiker des Country-Genres - bekannt gemacht von so legendären Interpreten wie George Jones, Merle Haggard oder Dolly Parton.
Wie sich einige Besucher bei seinem Showcase Ende Juli in Berlin bereits überzeugen konnten, fanden auch weniger bekannte Songschreiber Gnade vor Thompsons geschultem Ohr, wie zum Beispiel Boudleaux Bryant (gemeinsam mit seiner Frau Felice schrieb er Hits wie "Love Hurts" oder "Wake Up Little Susie"), dessen Song "Change of Heart" Thompson als Opener für "Upfront & Down Low" erkor. Eine Country-Ballade im klassischen Sinn mit wunderbaren Streichern. Für deren Arrangement zeichnete niemand Geringeres verantwortlich als der britische Arrangeur Robert Kirby, der bereits mit Nick Drake zusammenarbeitete. Kirby ist natürlich nicht der einzige musikalische Vollprofi, der sich auf "Upfront & Down Low" betätigt: Neben Vater Richard unterstützenTeddy Thompson Pedal-Steel-Gott Greg Leisz, Multi-Instrumentalist David Mansfield an Dobro, Mandoline, Gitarre und Viola, Tom-Waits-Gitarrist Marc Ribot und an den Background-Vocals Iris DeMent, Tift Merritt und Jenni Muldaur, ihres Zeichens Tochter von Maria Muldaur. Und noch ein Kind berühmter Eltern wirkt mit: Rufus Wainwright arrangierte die Streicher bei dem Dolly Parton-Cover "My Blue Tears". Diese lassen den Song förmlich schweben, in andere Sphären, irgendwohin jenseits von Nashville gleiten.
Doch keine Sorge, "Upfront & Down Low" ist kein verkopftes Cowboy-Kunst-Experiment. Dafür sorgt neben der klassischen Country-Instrumentierung vor allem Thompsons wunderbare Stimme, die bei jedem der Stücke gekonnt die Oberhand behält, sei es nun bei Ernest Tubbs "Walking The Floor Over You", bei Elvis Presleys "I'm Left, You're Right, She's Gone" oder "She Thinks I Still Care" von George Jones. Vor allem gelingt es Teddy Thompson, die jeweilige Gefühls-Gemengelage perfekt zu transportieren und die Essenz der Texte gesanglich perfekt herauszuarbeiten.
Ebenso erstaunlich wie erfreulich ist, dass Thompsons einzige Eigenkomposition neben den Country-Klassikern keinen Deut abfällt. "Down Low" überzeugt mit eben jenem augenzwinkernden Fatalismus, wie er großen Country-Songs so richtig gut zu Gesicht steht.
Fazit: Hervorragendes Album, bei dem ein äußerst talentierter Genre-Fan seiner Country-Leidenschaft Tribut zollt. Eine hervorragende Songauswahl, eine kunstvolle Instrumentierung und ein einzigartig schöner Gesang machen das Album zu einer der besten Veröffentlichungen des Jahres 2007.
Label: Verve Forecast (Universal) | VÖ: 14. September 2007 |
Titelliste
Links
01 | Change Of Heart | 08 | My Blue Tears |
02 | Touching Home | 09 | Down Low |
03 | Walking the Floor Over You | 10 | You Finally Said Something Good (When You Said Goodbye) |
04 | From Now On All My Friends Are Gonna Be Strangers | 11 | She Thinks I Still Care |
05 | I'm Left, You're Right, She's Gone | 12 | Let's Think About Living |
06 | My Heart Echoes | 13 | Don't Ask Me To Be Friends |
07 | The Worst Is Yet to Come |