"At Last" ist das finale Studio-Album von Lulu Roman
Das liegt vermutlich daran, dass die durch ihr jahrelanges Mitwirken in der Music-Comedy-Serie "Hee Haw" bekannt gewordene Künstlerin Lulu Roman erst recht spät zur Musik kam. Angetan haben es ihr christliche, spirituelle Motive. Und natürlich auch Country. Auf "At Last" lässt sich die stämmige Sängerin mit den knallroten Haaren allerdings nicht auf ein bestimmtes Genre festlegen. Sie nimmt und interpretiert, was gefällt. Was ihr gefällt. Dass die Dame Geschmack hat, belegt die Auswahl der zwölf Titel. Darunter finden sich: Das unverwüstliche "Summertime" aus George Gershwins Feder, das weniger bekannte aber kaum weniger bewegende "Get Here" von Jazz-Pianistin Branda Russell, das unzählige Male interpretierte "Fever" und die rare Beatles-Song-Perle "In My Life".
Lulu Roman gelingt es durch hingebungsvolle, dennoch aber clever dosierte Modulation, diesen Evergreens neue Klangseiten abzugewinnen. Auch die erfreulich transparenten Arrangements tragen ihren Teil dazu bei. Zur Höchstform läuft die sympathische Künstlerin in den Country-eingefärbten Titeln ein: Bei "You Needed Me", ein legendärer Anne-Murray-Hit, teilt sie sich das Mikrofon mit 90er-Jahre-Diva Linda Davis. Bei Tammy Wynettes "’Til I Can Make It On My Own" macht sie gemeinsame Sache mit deren Tochter, Georgette Jones, und bei "I Will Always Love You" kann sie sogar mit der Komponistin dieses gefühlvollen Meisterwerks als Duett-Partnerin aufwarten: der großen Dolly Parton. Wenn das keine Ehre ist ... Die dunkle Stimme von Lulu Roman schmiegt sich dabei herrlich an den glockenklaren Sopran von Dolly Parton. Ein Pärchen der ganz besonderen Art.
Das gilt auch für "You Are So Beautiful". Ein Song, den einst Joe Cocker zur Unsterblichkeit gesungen hat. Mit dem grandiosen T. Graham Brown bildet Lulu Roman allemal ein konkurrenzfähiges Doppel - und sorgt für ein Glanzlicht der CD. Ein weiteres setzt die langsam swingende Bar-Ballade "You Don’t Know Me" von Eddy Arnold. In dieser Jazz-Quartett-Umgebung zeigt Lulu Roman, was sie als Interpretin drauf hat. Wer weiß, was aus ihr geworden wäre, hätte sie sich schon früher in ihrer Karriere auf die Musik konzentriert. Vermutlich ein Gedanke, der dieser ganz auf Positiv gepolten Künstlerin gar nicht in den Sinn kommt ...
Fazit: Klassiker aus der Country-, Soul- und Jazz-Literatur - unspektakulär arrangiert und souverän und hingebungsvoll interpretiert. Eine CD die Laune macht.