Gleich im ersten Song stellt sie klar, dass sie ein "All American Bluegrass Girl" ist. Autobiografische Züge dieses Songs, den sie selbst schrieb, sind durchaus beabsichtigt. Weder die großen Heroen des Bluegrass noch ihre "Sponsoren" bleiben unerwähnt und man fühlt sich dem Bluegrass wieder ein Stück näher. Die Auswahl der Themen auf "All American Bluegrass Girl" sind weit gefächert.
Mit "Forever Ain't That Long Anymore" und "Heartbreaker's Alibi" bedient sie die Verlassenen einer Liebe auf unterschiedliche Weise. In dem von Blake Williams und Wayne Southards geschriebenen "Forever Ain't That Long Anymore" muss man erkennen, dass die Ewigkeit in einer Ehe kürzer ausfallen kann als geplant. Getragen und ruhig die Vortragsweise um den Schmerz dieser gescheiterten Ehe über Rhonda Vincents exzellente Stimme dem Hörer näher zu bringen. Ganz anders dagegen ist "Heartbreaker's Alibi" von Honey Brassfield. Dynamisch und voller Energie besingen Rhonda und Dolly Parton (Harmony Vocals) die Situation einer Frau, deren Mann lügt betrügt und Fremdgeht.
Mit "God Bless The Soldier" und "Till They Come Home" finden zwei Songs über den Krieg und ihre Soldaten gehör. Mit diesen Songs ist es ihr gelungen ohne große patriotische Ausführungen die Soldaten und ihre Familien in den Mittelpunkt zu rücken. "God Bless The Soldier" soll die Scheu vor Soldaten nehmen, da sie es sind, die für dich ihr Leben geben würden ohne dich zu kennen. In "Till They Come Home" ist es die Angst der Eltern, Mütter Ehepartner, Geschwister und die Ungewissheit, ob ihre Lieben aus dem Krieg wieder kehren. Eine zum Nachdenken anregende Zeile lautet: "Einige werden wieder kommen als Helden - stolz wieder zu Hause zu sein - andere werden wieder kommen als Helden - bedeckt mit einer Flagge".
Auch den guten alten Trainsongs nimmt sich Rhonda Vincent an und bedient sich an einem alten Titel von Al Wood: "Rhythm Of the Wheels". Auch für die Freunde christlicher Countrymusic, aber nicht nur für die, hat sie zwei Songs zu bieten. "Don't Act" handelt vom Handeln als Christ, der nicht nur Sonntags seinen Kirchgang machen, sondern auch an den übrigen Tagen nach christlichem Vorbild handeln sollte. "Jesus Built A Bridge To Heaven" kommt nur mit drei Gitarren aus sowie den unterstützenden Harmony Vocals von Rhondas Bruder Darrin und Dawn Sears. Gospelnummern gehören nun einmal zum Bluegrass dazu.
Bluegrassveteran Bobby Osborne im Duett mit Rhonda Vincent mit seinem Titel "Midnight Angel". Das besondere daran ist eine zusätzliche Strophe, die von Rhondas Bruder Brian stammt und mit Zustimmung von Bobby erfolgte. Des Weiteren sind zwei Walzer auf der 12-Track Silberscheibe enthalten, die einem das Herz erweichen. "Prettiest Flower There" von Val Johnson und "Precious Jewel" (1943) von Roy Acuff.
Fazit: Nicht zu Unrecht nennt man Rhonda Vincent "Queen of Bluegrass", was sie mit "All American Bluegrass Girl" eindrucksvoll bestätigt. Ausgewogenes Verhältnis der Tempi, von der Ballade bis zur Abgeh-Nummer, Gastsänger, weit reichendes Themenfeld von Liebe bis Krieg, von Nächstenliebe bis Tod sowie hervorragende Musiker (ihre Band: The Rage). Ein weiterer Meilenstein ihrer Karriere, die hoffentlich noch lange Dauern wird.
Label: Rounder (in-akustik) | VÖ: 23. Juni 2006 |
Titelliste
Links
01 | All American Bluegrass Girl | 07 | Till They Came Home |
02 | Forever Ain't That Long Anymore | 08 | Don't Act |
03 | Heartbreaker's Alibi | 09 | Jesus Built a Bridge to Heaven |
04 | Good Bless The Soldier | 10 | Prettiest Flower There |
05 | Rhythem of The Wheels | 11 | Ashes of Mt. Augustine |
06 | Midnight Angel | 12 | Precious Jewell |
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