In dem Film geht es um Bree, eine konservative transssexuelle (Fast-)Frau. Die letzte entscheidende Operation zur Geschlechtsumwandlung steht noch aus, als Bree ein Anruf von einem längst verschollenen Highschool-Freund bekommt. Die Folge ist ein Trip quer durch Amerika - und durch sämtliche Gefühls- und Bewußtseins-Regionen der Akteure.
Diese Reise durch die amerikanische Provinz untermalt Regisseur Duncan Tucker mit größtenteils amerikanischen Roots-Music-Klängen. Ganz bewußt, denn die Bluegrass- und Folk-gefärbten Songs sollten die Darsteller, so Tucker, "im Inneren Amerikas erden. Ich wollte, dass die Musik dieses mystische und allgemeingültige Leitmotiv von Reise, Verwandlung und Heimkehr heraufbeschwört."
Soweit zur Theorie. In der Praxis hört sich dieses Anliegen - wie die vorliegende CD beweist - überhaupt nicht verkopft, vergeistigt oder auch nur intellektuell an. Im Gegenteil. Die Songs strahlen vom ersten bis zum 17 Take (die Textsequenzen nicht mit gerechnet) eine enorm gefühlvoll vertraute, heimelige und wohl temperierte Atmosphäre aus. Ein Soundtrack wie aus einem Guss. Das ist umso erstaunlicher, da die mitwirkenden Interpreten nicht unbedingt der gleichen Generation, teilweise nicht einmal dem gleichen Genre zugehören. Dennoch fügen sich die herrlich traditionellen Bluegrass-Perlen von Larry Sparks nahtlos an die modernen, Alternative-Folk-Klänge des New Yorkers Duncan Sheik, gleiten die Beiträge von beispielsweise Jim Lauderdale, Ralph Stanley & The Clinch Mountain Boys ("Lost In The Lonesome Pines") wie auf Butter in die rustikalen Country-Klänge der guten, alten Nitty Gritty Dirt Band ("I Find Jesus"). Am deutlichsten wird das homogene Konzept in den Tracks 16 und 17, wo erst Schauspieler Graham Greene, dann die Bluegrass-Score-Formation den Song "Beautiful Dreamer" anstimmen - erst in A-Cappella-, dann in Instrumental-Version. Einzige echte Stil-Ausreisserin ist die Miriam Makeba. Mit dem Opener "Jol'Inkomo" beweist die legendäre Südamerikanerin aber, dass sie nicht nur ihren Klassiker "Bata Bata" im Repertoire hat.
Zu den weiteren Roadtrip-Begleitern gehören die Old Crow Medicine Show, Larry Sparks (mit jeweils zwei Bluegrass-Songs), die Comedy-Cowboys von Wylie & The Wild West, die Königin der kritischen Countrymusik Lucinda Williams und die mit modernen, poppigen Sounds überzeugende Heather Myles. Nur drei Mal kommt das Score-Musik-Ensemble zum Zuge. Fast zu wenig, denn die subtilen Film-Klänge erinnern in ihrer geduldigen Erhabenheit an Bluegrass-Stars wie Alison Krauss & Union Station. Eine weitere Genre-Größe beendet schließlich den Selbstfindungstrip durch den Kontinent: Dolly Parton, mit dem extra für den Film komponierten Song "Travelin' Thru", der in der Amerika für reichlich Gesprächstoff sorgte. Ein glanzvoller Schlußakkord für eine höchst gelungene Soundtrack-Zusammenstellung.
Fazit: Unter die Haut gehende Bluesgrass-Songs, Neo-Folk, prächtige, intime Score-Musik und ein brandneuer Dolly Parton-Titel. Country-Herz, was willst Du mehr?
Label: Nettwerk (Soulfood) | VÖ: 14. Oktober 2005 |
Titelliste
Links
01 | Jol'Inkomo - Miriam Makeba | 09 | I Find Jesus - Nitty Gritty Dirt Band |
02 | Headin' West - Score | 10 | You're Gonna Love Me One Day - Heather Myles |
03 | Take 'em Away - Old Crow Medicine Show | 11 | We're All In This Together - Old Crow Medicine Show |
04 | Lay My Burden Down - Larry Sparks | 12 | High Plains - Score |
05 | I Am A Pilgrim - Duncan Sheik | 13 | Beautiful Dreamer - Score |
06 | Fish Song - Nitty Gritty Dirt Band | 14 | Odessa Yodel - Wylie & the Wild West |
07 | There's A New Moon Over My Shoulder - Larry Sparks | 15 | Like A Rose - Lucinda Williams |
08 | Lost In The Lonesome Pines - Jim Lauderdale, Ralph Stanley & the Clinch Mtn Boys | 16 | Travelin' Thru - Dolly Parton |