Für das farbige Soul- und Blues-Urgestein, das 2001 Einzug in den erlauchten Kreis der "Rock & Roll Hall of Fame" hielt und zuletzt mit seinem in 2005 erschienenen Album "Make Do With What You Got" eine Grammy-Nominierung erlangte, ist "Nashville" dennoch nicht der Erstkontakt mit C&W. Bereits 1960 landete er mit "Down in The Valley" einen echten Country-Hit - weitere sollten folgen. Doch nach etlichen Studiotagen schlug sein damaliger Produzent - Legende Jerry Wexler - eine deutliche Kurskorrektur in Richtung R&B vor. "Ich wollte ein Pferd reiten, doch sie setzten mich in einen Cadillac", sagt Solomon Burke über seine damalige Erfahrung und ergänzt: "Mit 'Nashville' schließt sich jetzt der Kreis."
Und tatsächlich kommt dabei eine erstaunlich runde Sache heraus. Nicht, dass der altgediente Musik-Recke plötzlich den Country-Twang aus seinen strapazierten Stimmbändern hervorlocken würde. Nein, er bleibt in seiner Vortragsweise sich selbst unverrückbar treu. Als waschechter, für keinen Takt unglaubwürdiger Soul- und Bluesman macht er sich mit hörbarer Begeisterung an so manche Country-Perle. Keine abgehangenen Standards, sondern teils rare Titel aus der Feder von George Jones, Tom T. Hall, Jim Lauderdale, Kevin Welch und Paul Kennerly.
Zur Einstimmung geht die CD aber erst einmal urwüchsig mit einem akustischen Blues los. Nur Gitarre, Kontrabass und Stimme - und was für eine Stimme! Ein Reibeisen ist dagegen eine Teflon-Pfanne. Diesem Gegensatz aus subtilen Blues- und Folk-Klängen und der schieren Power eines über Jahrzehnte gestählten Performers kann man sich nicht entziehen - selbst wenn man normalerweise seine Probleme mit Blues haben sollte. Dabei klingt das Ganze so intim, als ob es in einem Wohnzimmer und nicht in einem Studio aufgenommen wurde. Der Witz ist: genau so war es auch. Die gesamte Musiker-Schar hat sich für acht Tage im Haus von Produzent Buddy Miller (Steve Earle, Emmylou Harris) eingeigelt und, so die Plattenfirma, im Wohnzimmer, in der Küche, im Esszimmer das Album aufgenommen.
Auch wenn Blues die tonangebende Klangfarbe der CD sein sollte, wird das Album seinem Titel jederzeit gerecht. Vor allem aber, wenn sich Burke das Mikro mit einer der verschiedenen Duett-Partnerinnen teilt. Wen wundert's, schließlich gehören zu den Star-Gästen Country-Königinnen wie Gillian Welch (bei der herrlichen Ballade "Valley of Tears"), Patty Griffin (bei dem rustikalen "Up The Mountain"), Dolly Parton (bei dem Bluegrass-Titel "Tomorrow is Forever") und Patty Loveless (beim rockigen "You're The Kind Of Troube"). Das schönste Pärchen gibt Solomon Burke aber gemeinsam mit Emmylou Harris ab: Bei "We're Gonna Hold You" treffen zwei Stimmen aufeinander, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten - und verschmelzen trotzdem zu einem großartigen Stück Musik, das alle Grenzen zwischen Blues, Gospel, Folk und Country vergessen lässt.
Fazit: Der "King of Rock 'n' Soul" nimmt 45 Jahre nach seinem ersten Country-Flirt erstmals in Nashville auf - und macht dabei eine exzellente Figur. Auch dank der vielen Star-Sängerinnen wie Dolly Parton und Emmylou Harris.Label: Snapper (SPV) | VÖ: 6. Oktober 2006 |
Titelliste
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01 | That's how I got to Memphis | 08 | Millionaire |
02 | Seems like you're gonna take me be | 09 | Up the mountain (mit Patty Griffin) |
03 | Tomorrow is forever (mit Dolly Parton) | 10 | Does my ring burn your finger |
04 | Ain't got you | 11 | Vicious circle |
05 | Valley of tears (mit Gillian Welch) | 12 | We're gonna hold you (mit Emmylou Harris) |
06 | Honey where's the money gone | 13 | You're the king of trouble (mit Patty Loveless) |
07 | Atta way to go | 14 | 'Til I get it right |
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