Michael Feinstein - Gershwin Country

...und sind spontan angetan. Der Opener "Love Is Here to Stay" bietet nicht nur märchenhafte Melodien, subtile akustische Instrumentierung, ein schmuckes Geigen-Arrangement, sondern auch die Feen-Stimme von Dolly Parton. Sicher, die Melodieführung sprengt mit seinen vielen Wendungen den Rahmen eines typischen Country-Songs. Aber das rustikale Arrangement - bei dem eine Geige sensibel die Übergänge moderiert - sorgt dann doch für vertraute Klänge.

"Gershwin Country": Country trifft auf Klassik

Beim nachfolgenden "I've Got a Crush On You" dürfte vielen Hörern auch die Melodie nicht völlig neu sein. Der Titel gehört schließlich zu den bekanntesten Songs aus der Feder des genialen Komponisten. Ein Titel, den es in zahllosen Interpretationen gibt, aber noch in keiner, wie ihn hier Michael Feinstein interpretiert. Sicher, auch bei diesem Track bewies Gershwin einst seine klassische Ausbildung mit hochanspruchsvollen Harmoniewechseln. Da der Melodie aber etwas Leichtes und Luftiges innewohnt, hat der Titel gleichzeitig das Zeug zum Gassenhauer. Fest steht, dass dem Klassiker die Country- beziehungsweise Bluegrass-Behandlung gut zu Gesicht steht - was auch an der erstklassigen Gesangs-Performance von Rosanne Cash liegt.

Spätestens vorbei ist es mit der klassischen oder musicalhaften Aura bei "I Got Rhythm". Duett-Partner von Feinstein ist schließlich Brad Paisley. Der weiß in dem sehr flott im Zwei-Viertel-Rhythmus vorgetragenen Track natürlich genauso als Sänger wie fingerflinker Gitarrist zu überzeugen: sehr viel Drive, jede Menge musikalische Klasse und damit auch irgendwie echter Country!

Um den Zauber von Rhythmus dreht sich auch alles in "Fascinating Rhythm". Eine süße, swingende Revue-Nummer, für die der warmkehlige Feinstein Honig-Stimme Vince Gill als Duett-Partner gewählt hat. Gute Entscheidung. Mister Gill, der mit seiner Nashville-Band The Time Jumpers ins Studio kam, sorgt - wie immer - für einen starken Auftritt. Macht Laune! Ganz andere Töne schlägt "Someone to Watch Over Me" an. Die sehr ruhige, langsame und nur sparsam arrangierte Ballade bietet eine köstliche Melodie, bei der sich die Gesangslinie gelegentlich in höchste Sphären schraubt. Nicht sehr viele würden dieser Trip ins hohe Register so mühelos gelingen wie: Alison Krauss. Die Bluegrass-Königin hat diese Herausforderung hörbar gerne angenommen und natürlich mit Bravour gemeistert. Ihr so sensibles wie virtuoses Geigenspiel rundet den Song virtuos ab.

Wie anspruchsvoll die Lieder von George Gershwin angelegt sind, zeigt sich auch in dem gut aufgelegten, höchst charmanten "Oh! Lady Be Good" - bei dem es ein Wiederhören mit einem guten, alten Bekannten gibt: mit Ronnie Milsap. Der Veteran hat sich in den letzten Jahren ja rar gemacht, hier läuft der Ausnahmesänger aber wieder mal zur Höchstform auf. Verständlich, denn der fingerschnippende, gute Laune machende Track passt zu Milsap wie ein Banjo zum Bluegrass.

Gershwin-Experte Michael Feinstein: sein Konzept ging wieder mal auf

Für den Abschluss von "Gershwin Country" hat sich Michael Feinstein noch etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Einen ganz besonderen Star-Gast: Liza Minelli. Gut, die Dame ist nicht gerade als Nashville-Act bekannt, aber was soll's? Zumal die 75-jährige Diva in diesem Umfeld zeigt, dass sie auch im eher hemdsärmeligen Country-Umfeld zu überzeugen weiß. Ein letztes Glanzlicht einer so überzeugenden wie überraschenden CD.

Fazit: Man nehme George Gershwin-Songs, verpacke sie in ein Country- und Bluegrass-Outfit und lade sich dazu einige der größten Nashville-Stars. Nach diesem Rezept ging Michael Feinstein bei "Gershwin Country" vor - und landete einen Volltreffer.