Und nach ihren jüngsten Bluegrass-orientierten Alben geht es denn auch in der Eröffnungs-Nummer gleich Pop-Country-kompatibel und radiofreundlich voran und wie sich das für ein Fleisch gewordenes Kunstwerk wie Dolly gehört, geht es in dem Titel gleich mal um sie selbst. Besser gesagt, sie leistet als erfahrene Frau Lebenshilfe - ohne jedoch dabei überheblich zu wirken: "Well, I'm not the Dalai Lama/But I'll try to offer up a few words of advice", heißt es in "Better Get to Livin'" und gleich hat sie uns beim Schlafittchen und wir sind gefangen in der Dolly-Welt aus knalligen Polyester-Kleidern, Turbofrisur und Oberweite. Der Titeltrack "Backwoods Barbie", der für Dolly Partons Musical "9 to 5" geschrieben wurde,schlägt in dieselbe selbstreferentielle Kerbe. In der traditionellen Folk-Ballade erzählt sie ihre ureigene Geschichte: Wie sie als armes, zerlumptes Country-Girl aufwuchs und eigentlich nur hübsch sein wollte, so schön wie die Barbie aus dem Katalog. Auch da muss sich der Hörer schon eine Träne im Knopfloch verdrücken und lächeln über das Bild, dassdie Queen of Countrymusicvon sich selbst da in die Welt setzt.
Den Chart- beziehungsweise Airplay-Erfolg im Auge hatten die gewiefte Dolly und ihr Produzent Kent Wells (Reba McEntire, Kenny Rogers, Brooks & Dunn oder The Oak Ridge Boys) mit einer Coverversion des Fine-Young-Cannibals-Klassikers "She Drives Me Crazy". Dolly nennt ihn kurzerhand in "Drives Me Crazy" um und verschreibt ihm eine leichte Country-Behandlung, die das Original eigentlich nur um eine schöne Fiddle erweitert. Warum sollte man ein funktionierendes Rezept auch über Gebühr verändern? Weitaus besser gelingt die Coverversion von Smokey Robinsons "The Tracks of My Tears". Hier kommt auch die Klasse von Dollys Organ richtig schön zur Geltung. Selbes gilt für die wunderbare Jazz-Nummer "The Lonesomes". Das Piano von Pig Robbins klimpert und Dolly verführt mit Bardamen-Charme. Für Abwechslung ist also gesorgt auf diesem Dolly-Potpourri, das wahrlich keine Wünsche offen lässt für Fans der Grande Dame des Country-Pops. Und auch wenn die Songs oftmals den entscheidenden Funken vermissen lassen, der das Herz entzündet, stellt "Backwoods Barbie" eines der besseren Alben Dollys dar.
Fazit: Knallbunter Songreigen, der kaum Genrewüsche offen lässt und Dolly Partons Fangemeinde einmal mehr mit neuem Suchtstoff versorgt. Ein gelungenes Album, das Spaß macht.
Label: Dolly Records (Universal) | VÖ: 19. September 2008 |
Titelliste
Links
01 | Better Get to Livin' | 07 | Tracks of My Tears |
02 | Made of Stone | 08 | Lonesomes |
03 | Drives Me Crazy | 09 | Cologne |
04 | Backwoods Barbie | 10 | Shinola |
05 | Jesus & Gravity | 11 | I Will Forever Hate Roses |
06 | Only Dreamin' | 12 | Somebody's Everything |
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