Für ein Nummer-eins-Album hat es für die Band um Adam Rupp, dem einzig verbliebenen Gründungsmitglied, zwar nicht gereicht, aber etliche Top-10- und sogar Top-5-Erfolge konnte das Ensemble einfahren.
"As Seen on TV": ein A-Cappella-Potpourri an Country- und Pop-Hits
Klar, es ist nicht so ganz Mainstream. A-Cappella ist immer etwas Spezielles, eine Art vokales Gewitter, in dem es brummt und jauchzt und in dem Harmony-Vocals den Ton vorgeben. Inmitten des zweiten Jahrzehnts des neuen Jahrtausends konnten sie damit viele, viele Fans begeistern. Zwischen 2015 und 2019 veröffentlichten sie ihre vier erfolgreichsten Alben.
Alle landeten sie zwischen Platz zwei und Platz vier der Country-Charts und dazu auch in den Top 50 der Hot 200-Bestenliste. Seit 2020 ging es mit drei Alben die Karriereleiter leider etwas hinunter: zweimal kein Eintrag in den Top 200 (und dann auch nur einmal Platz 132) und auch in der Country-Hitparade war für zwei Alben um Platz 40 Schluss. Das letzte Album aber, "So Long Dixie" aus dem Jahr 2022, nahm wieder Fahrt auf und erklomm immerhin einen respektablen 17. Platz in der Genre-Liste. Ist die Country-Gemeinde also wieder bereit für die Power-Vocals von Home Free? "As Seen on TV" wird es zeigen.
Das Konzept ihres neuen, zehn Tracks umfassenden Albums dürfte erfolgversprechend sein. Schließlich interpretieren die fünf hier ausschließlich bestens bekannte, mitunter legendäre Songs und Evergreens. Gleich zum Einstand erweisen sie ihren Kumpels von Florida Georgia Line mit deren Top-Hit "Cruise" die Ehre, um den Track in ein gefälliges Gesangs- und Pop-Kleid zu verpacken. Für den Rhythmus ist zum einen ein Drum-Computer und zum anderen Tenor und Beatboxer Adam Rupp zuständig. Er treibt "Cruise" voran, die anderen legen ihre samtweichen Stimmen darüber - wie eine flauschige, kuschelige Decke aus Noten und Wohlklang.
Flauschig, weich und ganz auf Pop-gewöhnte Ohren zugeschnitten, sind auch alle weiteren Tracks von "As Seen on TV" arrangiert: "Life is a Highway" von Rascal Flatts kommt ohne Gitarren-Riff aus, "Oh, Pretty Woman" von Roy Orbison ohne dessen zuckersüßen Schmelz und "I'm Alright", der temperamentvolle Klassiker von Kenny Loggins, sorgt auch in der Home Free-Version für gute Laune. Ob sich das auch von "Ring of Fire" behaupten lässt? Hm, eher weniger. Traditionalisten und eingefleischte Cash-Fans werden sich bei dieser sansoweichen Version des ikonischen Country-Tracks sogar mit Grauen abwenden. Weniger fundamentalistische Country-Fans und Freunde des modernen Country-Pops könnten aber Gefallen an dieser Interpretation finden. Vielleicht. Womöglich sollte man so manchen Monolithen der Country-Geschichte nicht zu sehr verrücken und verändern. Das Risiko des Scheiterns ist einfach zu groß. Immerhin beschert der Song einen höchst bemerkenswerten Moment: Ganz am Ende drückt Tim Foust seine Stimme so tief in den Keller, dass das Grummeln wohl nur noch junge Hunde so richtig wahrnehmen können. Keine Frage, der Mann hat einen Bass von Gottes Gnaden.
Home Free: ein sansoweicher, flauschiger Country-Pop-Sound
Trotzdem erweist sich ein Song wie "Colder Weather", die herrlich melodiöse Ode der Zac Brown Band an mieses Wetter, als bessere Wahl. Hier funktioniert die Transformation. Hier singen sie dem Track neue, bemerkenswert passende Facetten ein. Für "Stand By Me" (Ben E. King) gelingt das auch, bei "Bye Bye Bye", ein Song, als Justin Timberlake bei der Boygroup NSYNC für Girls-Hysterie sorgte, ebenfalls.
Zum Ausklang von "As Seen on TV" nehmen sie sich noch einen echten Rock-Klassiker vor: "Listen to the Music", der unverwüstliche, zeitlos schöne Evergreen der Doobie Brothers. Nun, die Melodie des Songs ist so genial, dass sie auch in dieser Version zu gefallen weiß. In erster Linie aber löst die Home Free-Interpretation den Impuls aus, wieder mal das Original zu hören. Denn das ist einfach um etliche Lichtjahre besser als diese Neuauflage. Ehrlich gesagt, gilt das aber mehr oder weniger für jeden der zehn Songs, sorry.
Fazit: Für "As Seen on TV" haben sich Home Free zehn wetterfeste Klassiker aus Country, Pop und Rock ausgesucht, um sie mit ihren tollen Stimmen neu zu interpretieren. Gefällig - viel mehr aber auch nicht.