Iann Brennan - Start as You Mean to Go On

CD Cover: Iann Brennan - Start as You Mean to Go On
 

Mit "Start as You Mean to Go On" legt Iann Brennan sein Debütalbum vor

Schon das Cover hat etwas U2-haftes. Ein Schwarz-Weiß Foto, das einen Jungen um eine Hausecke flitzen zeigt. Sehr dynamisch, sehr ästhetisch und eben an U2 erinnernd. Und: Surprise, Surprise. Für das Artwork von Iann Brennans Debüt-Album "Start as You Mean to Go On" ist tatsächlich Steve Averill verantwortlich - bestens bekannt von einigen U2-Motiven. Natürlich, ein bisschen Namedropping darf schon sein. Vor allem bei einem Newcomer. Einem Neuling, der es dazu unbedingt wissen will und dafür volles Risiko geht.

Beleg für musikalische Leidenschaft: "Start as You Mean to Go On"

Immerhin hat er vor sieben Jahren seine feste Anstellung gecancelt, um es als Full-Time-Musiker zu versuchen. Hop oder top. Diese Frage muss irgendwann jeder Künstler für sich beantworten. Für Iann Brennan gab es aber offenbar keine Zweifel, dass er dem inneren Ruf der Musik folgen musste. Wie es heißt, gibt es heute auf der gesamten grünen Insel kaum einen Club, kein Folk-Festival, das Brennan in den letzten Jahren nicht mit seiner Musik beehrt hätte. So etwas macht einen Künstler stark. Das härtet ab. Das sorgt für ein solides Selbstbewusstsein. Dazu ist jeder einzelne Live-Auftritt gleichzeitig auch ein Test, welcher Song beim Publikum gut ankommt. Für sein Erstlingswerk hat er nun zehn Song-Eigengewächse gewählt, die das Profil eines modernen Folk-Poeten skizzieren.

Dass dabei Brit-Pop- und stadiontaugliche U2-Rock-Klänge den Ton angeben, muss sich nicht ausschließen. Nicht bei einem irischen Künstler. Denn Acts wie eben U2, Clannad, The Cranberries, die Chieftains oder Altan gehören in Irland ganz klar zur nationalen Folklore. Beim Opener "Getaway" ist es aber die Brit-Pop-Legende Oasis, die für den Song und die transportierte Atmosphäre Pate stand. Ähnlich wie einst die Gallagher-Brüder verknüpft auch Iann Brennan hier romantische Vokal-Linien mit hymnischen Melodien, druckvollem Beat und einer gewissen Unberechenbarkeit. Vor allem in der zweiten Strophe erinnert er im Vortrag an Liam Gallagher - natürlich ohne dessen arrogante Attitüde. Nein, nein, Brennan bleibt auch beim musikalischen Höhenflug mit beiden Beinen auf dem Boden.

Bodenhaftung dürfte - neben der legendären Gastfreundschaft und der Vorliebe für dunklen Gerstensaft - ohnehin eine für Iren typische Charaktereigenschaft sein. Ein grundsympathischer Wesenszug, der sich auch in dem nachfolgenden, ebenfalls mit Brit-Pop-Ausdrucksmitteln ausgestatteten "You & I" artikuliert. Bodenhaftung: ja, Träumen ist dennoch erlaubt und erwünscht. Selbst wenn es sich, wie bei "Game Over" eigentlich ausgeträumt hat. Musikalisch aber setzt Brennan hier geschickt einen hymnisch-euphorischen Kontrapunkt zum eher deprimierenden Inhalt. Wer dabei erneuet an einen U2-Stadionknaller denkt, liegt sicher nicht ganz falsch.

Iann Brennan: Newcomer mit Talent und Bodenhaftung

Iann Brennan ist dennoch ein Künstler mit eigenem Profil. Er kann rocken, er kann Bombast, aber er kann auch leise und subtil. Das deutet er in der sehr gelungenen Folk-Rock-Ballade "Circles" noch an um die sanftere Gangart beim anschließenden "Can We Let it Go?" genüsslich zu zelebrieren. Zumindest die ersten zwei Minuten. Dann gesellen sich zur ganz im Stile von Bob Dylan gespielten Akustik-Gitarre noch weitere Instrumente dazu. Dennoch bleibt das Arrangement sparsam und transparent und sorgt so für stimmige Handmade-Atmo.

Das lässt sich freilich nicht ganz für "Wait for Me" sagen. Denn hier ergänzt er sein Folk-Rock-Outfit um einen wuchtigen, synkopierten Groove und um glitzernde Synthesizer-Effekte. Sparsam dosiert - und deshalb auch okay.

Neben einem weiteren an Bono & Co. denken lassenden Song ("Heart to Heart"), einem flotten Rock-Pop-Shuffle ("Our River") und einem wuchtigen, mit komplexer Rhythmik versehenen Alternative-Rocker ("In the End") hält er noch ein kleines Epos parat: "My Friend", der finale, knapp fünfminütige Track. Ein Song, wie die Quintessenz seiner musikalischen Identität und seines Debüt-Albums "Start as You Mean to Go On" - ein kleines, durcharrangiertes Meisterwerk mit allen oben beschriebenen Zutaten.

Fazit: Dem irischen Newcomer Iann Brennan gelingt mit "Start as You Mean to Go On" ein bemerkenswertes Debüt: Folk-Rock, Brit-Pop, U2-mäßige Hymnen - und subtile Akustik-Klänge. Alles da.

vgw
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