Vince Gill - Down to My Last Bad Habit

CD Cover: Vince Gill - Down to My Last Bad Habit

Viel sanfter Pop, etwas Blues, wenig Country: Vince Gill gibt auf "Down To My Last Bad Habit" gekonnt den Schmusesänger.

Zwischen dem an die Rolling Stones erinnernden Opener "Reasons For The Tears I Cry" und dem finalen Retro-Country-Song "Sad One Comin' On (A Song For George Jones)" liegen zehn neue Gill-Songs - und musikalische Welten. Für einen Ausnahmekönner wie Vince Gill kein Problem. Er ist: der Mann für alle Sound-Fälle.

ist ein Meister der Ballade. Ein Crooner von Gottesgnaden und dazu ein seelenvoller Musiker, der seiner Gitarre zum Weinen schöne Melodien entlocken kann. Gelegentlich aber mag es der 58-Jährige auch etwas rockiger und bluesiger, da haut er Riffs raus, um die ihn Keith Richards sicher beneidet. Man denke nur an seinen zwar betagten, dennoch unverändert frischen Klassiker "Liza Jane", Jahrgang 1991. 25 Jahre später lodert immer noch das blues-rockige Feuer in dem 190 Meter großen Musik-Riesen - wie "Reasons For The Tears I Cry", der Opener seines 16. Studioalbums "Down to My Last Bad Habit" belegt: knochentrockener, kompromissloser Beat (für den übrigens Blues-Brothers- und Keith Richards-Drummer Steve Jordan sorgt), Stones-typische Gitarrenriffs und eine Melodie, die innerhalb weniger Takte für eine entspannte Grundhaltung sorgt. Tja, er hat's einfach drauf, dieser gutmütige, supernette, megatalentierte Vince Gill aus Norman, Oklahoma.

Vince Gill überzeugt in jeder Sparte...

Über 24 Millionen verkaufte Alben sowie schier unglaubliche 20 Grammys weist sein Karriere-Konto aus. Mit "Down to My Last Bad Habit" dürfte er diese eindrucksvolle Bilanz weiter verbessern, denn die von ihm gemeinsam mit Justin Niebank produzierte CD erfüllt erneut höchste Gill-Standards. Auch wenn er bei dem neuen Song-Dutzend den Schwerpunkt eindeutig auf Rock und Pop, vielleicht sogar Easy Listening oder Chill-Out-Klänge gelegt hat. Wundern muss einen das aber nicht. Vince Gill ließ sich noch nie nur auf Country reduzieren. Am deutlichsten hat er das 2006 mit seiner 4-fach-CD "These Days" klar gemacht: vier CDs, vier verschiedene Stilrichtungen, von supertraditionellem Country über Bluegrass und Country-Rock bis hin zum jazzigen Pop. Natürlich bestand Gill nicht nur in jedem Genre - er brachte es in jeder Stilistik auch zur Meisterschaft.

...was er mit "Down to My Last Bad Habit" erneut beweist

Auch mit "Down to My Last Bad Habit" wandelt Vince Gill durch verschiedene Sounds, Terrains und Stimmungen: In der gleichen Blues-Rock-Spur wie der Auftakttitel ist "Make You Feel Real Good" angelegt; strammen, schnörkellosen Country-Rock bieten "Me And My Girl" und die Vince Gill / Richard Marx-Komposition "When It's Love", und bei "One More Mistake I Made" serviert das musikalische Chamäleon Smooth-Jazz-artige Klänge, unterstützt von Sting-Trompeter Chris Botti.

In den restlichen Songs von "Down to My Last Bad Habit" spielt Vince Gill seine vielleicht größte Stärke aus: die Interpretation von Balladen, von gefühlvollen Songs und Themen. Neben dem grandiosen, gemeinsam mit Al Anderson komponierten Titelsong sind auch das autobiografische, im Folk angesiedelte "Like My Daddy Did", das mit jazzigen Popmelodien ausgestattete "I Can Do This" und die Koproduktion mit Ashley Monroe, "My Favorite Movie", mit balladesken Noten versehen.

Wie schön Country mit Pop harmonieren kann, zeigt er bei der Gill/Marx/Jacqueline-Komposition "Take Me Down", bei dem Little Big Town einen prominenten Backing-Chor beisteuern. Sie sind nicht die einzigen Stargäste der CD: Sheryl Crow mischt mit, Cam, die erwähnte Ashley Monroe, Charlie Worsham und - im einzigen echten Country-Song - Bluegrass-Königin Alison Krauss. Das dem verstorbenen George Jones gewidmete "Sas One Comin' On" bietet Retro-Klänge reinsten Wassers. Ein trauriger Walzer - und gleichzeitig grandioser Schlusspunkt.

Fazit: Auf dem Cover ist Mister Gill mit schwarzer Lederjacke zu sehen - und recht bluesig und rockig ist auch die Musik von "Down to My Last Bad Habit". Doch egal ob Blues-Rock, Country, Pop oder sanfter Jazz: Vince Gill bürgt in jedem Fach für hohe Qualität.

Label: MCA Nashville (Universal) VÖ: 12. Februar 2016
01 Reasons For The Tears I Cry
02 Down to My Last Bad Habit
03 Me and My Girl
04 Like My Daddy Did
05 Make You Feel Real Good
06 I Can't Do This
07 My Favorite Movie
08 One More Mistake I Made (mit Chris Botti)
09 Take Me Down (mit Little Big Town)
10 I'll Be Waiting For You (Cam)
11 When It's Love
12 Sad One Comin' On (A Song For George Jones)
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