Um welches Kaliber von Sängerin es sich bei Amy Grant handelt, wird deutlich, wenn man sich ihre Awards vor Augen hält: sechs Grammys, 22 Dove Awards stehen genauso zu Buche wie die Gospel Music Hall of Fame, in deren erlauchten Kreis sie 2003 aufgenommen wurde. Viele Millionen Alben hat die 1960 in Augusta, Georgia, geborene Sängerin und Songschreiberin in ihrer langen Karriere verkauft; zunächst als ungekrönte "Königin des christlichen Pop"; später als sanfte Stimme und Hit-Lieferantin des Audult Contemporary Radiosformats.
Ihre weiße christliche Weste bekam erste Flecken, als bekannt wurde, dass ihre Ehe mit dem Musiker Gary Chapman unter keinem so guten Stern stand. Es folgten: Ehekrise. Scheidung. Und - die braven Fans waren schockiert - schon bald die Ehe mit Vince Gill. Aber auch eine ganze Reihe von Top-Hits wie "Saved By Love", das wundervolle "House of Love" und - ihr bislang größter Treffer - "Baby, Baby", geschrieben für ihre Tochter Millie.
"Tennessee Christmas" bietet Weihnachtsfeeling
Eines stand jedenfalls fest: Auch ein Engelsgesicht wie Amy Grant ist keine Heilige. Himmlisch ist ihre Stimme dennoch, wie sie bei ihrem neuen Weihnachtsalbum "Tennessee Christmas" unter Beweis stellt. Mit dem Opener und Titeltrack zitiert sich Amy Grant selbst, denn den Song hat sie bereits in den 80er Jahren veröffentlicht. Eine bloße Wiederholung ist das Remake auf "Tennessee Christmas" aber nicht, ganz im Gegenteil. Mit einem neuen, herrlich wattigen Arrangement versehen, erstrahlen die prächtigen Gitarren- und Akkorde in einem neuen Glanz. Genau wie die warme, einschmeichelnde Stimme der 55-jährigen Sängerin. Nicht ganz mithalten kann da das anschließende, dezent mit New-Age-Harmonien ausgestattete "To Be Together". Gut, aber für einen gut gelaunten Weihnachtssong typisch fällt der dritte Track "Christmas For You And Me" aus - der ideale Song für eine Schneeballschlacht.
Weihnachten ist aber auch die Zeit für Ruhe und Besinnung. Und auch für wehmütige Momente. Diese Stimmung transportiert "Melancholy Christmas" aufs Schönste. Ein traumhaft schöner, mit sphärischer Bassmelodie, dezentem Groove und jazzigen Klavier-Akkorden gefühlvoll zusammengesetzter Song, der noch den kältesten Schneemann dahin schmelzen lässt. Bevor sie mit dem unvermeidlichen "White Christmas" den ersten Christmas-Klassiker auf "Tennessee Christmas" ins Song-Rennen schickt, bietet sie mit "December" erneut träumerische New-Age-Klänge an.
So ähnlich geht es auch für den Rest der mit 13 Titeln bestückten "Tennessee Christmas"-CD weiter. Gefühlvoll arrangierte Weihnachts-Evergreens wie "Joy to The World" und "O Come, All Ye Faithful" schmiegen sich an neues Season-Song-Futter wie das beschwingt jazzige "Still Can't Sleep" oder das verhalten folkige "Another Merry Christmas". Die vielleicht schönste Song-Wunderkerze zündet aber das Ehepaar Amy Grant und Vince Gill mit dem jazzigen Oldie "Baby, It’s Cold Outside" aus den 1940er Jahren, ein Song, den die beiden seit Jahren im Live-Repertoire haben.
Fazit: "Tennessee Christmas" ist eine schöne Zusammenstellung aus klassischen Weihnachts-Songs und neuem Material - stets geschmackvoll und erfreulich zurückhaltend arrangiert. Amy Grant singt (mal wieder) wie ein Engel.
Label: Sparrow /Capitol Christian (hier nicht veröffentlicht) | VÖ: 21. Oktober 2016 |
01 | Tennessee Christmas |
02 | To Be Together |
03 | Christmas For You And Me |
04 | Melancholy Christmas |
05 | December |
06 | White Christmas |
07 | Joy to The World |
08 | I've Got My Love to Keep Me Warm |
09 | Baby, It's Cold Outside (mit Vince Gill) |
10 | Christmas Don't Be Late |
11 | Still Can't Sleep |
12 | Another Merry Christmas |
13 | O Come, All Ye Faithful |