Diane Schuur - The Gathering

CD Cover: Diane Schuur - The Gathering
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Redaktionswertung Bewertung: 4,5 Sterne = sehr gut
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Die 59jährige, blinde Sängerin bringt der geneigte Musikkenner vor allem mit Jazz und Blues in Verbindung. Doch: die aus Washington stammende Künstlerin debütierte - bereits als Teenager - mit dem Country-Song "Dear Mommy And Daddy". Seit 1984 veröffentlichte sie 21 Alben, nahezu alle im lupenreinen Jazz angesiedelt. Zwei Grammys plus drei weitere Nominierungen belegen ihren Stellenwert und ihr Talent als Sängerin.

Das wirft die bereits für und mit B.B. King, Stan Getz, Ray Charles und Stevie Wonder singende Künstlerin auch bei "The Gathering" in die Waagschale. Und wie! Sie hat die Stimme, das Feeling, das Timing, die Phrasierung, die Erfahrung. Kurz: Sie hat's drauf.
Obwohl ihr bei ihren Sessions im Dezember 2010 Alison Krauss, Vince Gill sowie die Session-Musiker Michael Rhodes (Bass), Eddie Bayers (Drums), Steve Gibson (Gitarre) und Mike Rojas (Keyboards) zur Seite standen, darf man von ihr keinen reinrassigen Country erwarten. Selbst dann nicht, wenn sich die stimmstarke Lady Genre-Klassiker aus der Feder von Kris Kristofferson, Merle Haggard oder Willie Nelson zur Brust nimmt. Ihr musikalischer Background klingt einfach bei jeder Note durch.

Ein Nachteil ist das aber ganz gewiss nicht. Auch dann nicht, wenn sie bei der schönen Ballade "Today I Started Loving you Again" (mit einem wundervollen Gitarrensolo von Larry Carlton) eine Scat-Einlage gibt, muss kein Country-Freund gleich aus den Boots kippen. Ihre jazzigen Interpretationen der zeitlosen Country-Songs bleiben immer einfühlsam und stilvoll. Ähnlich wie Ray Charles gelingt ihr vielmehr, den rustikalen Nashville-Sound um eine gute Prise Soul und Blues zu verfeinern. Neben ihren stimmlichen Qualitäten ist dafür auch das immer wieder eingesetzte Fender Rhodes-Piano verantwortlich. Der Roger Miller-Klassiker "When Two Worlds Collide" bekommt alleine schon dadurch eine völlig neue aber auch sehr lässige Klangfarbe. Der neue musikalische Anstrich inspirierte Vince Gill offenbar zu einem grandios jazzigen Gitarrensolo.

Diane SchuurWie gut Jazz und Country zusammen passen, wird auch in der Kristofferson-Komposition "Nobody Wins" deutlich. Die recht simplen Akkordfolgen gewinnen in dieser facettenreichen, sensiblen Interpretation deutlich an Tiefgang. Ohne, und das ist das Erstaunliche und auch die Leistung von Produzent Steve Buckingham, dass der Charakter des Songs dabei verfälscht wird. Gleiches gilt auch für die wunderbare Willie Nelson-Perle "Healing Hands of Time". Natürlich ist der gute Willie für diesen weinerlichen Song prädestiniert, doch Diane Schuur gelingt hier die vermutlich zweitbeste Interpretation des Country-Rührstücks (und Saxophonist Kirk Whalum ein tolles Solo).
Ein Glanzlicht setzt sie auch mit Hank Cochrans "Don't Touch Me" - eine langsame, entspannte Ballade, mit Alison Krauss als Backgroundsängerin. Über sie sagt Diane Schuur: "Ihre Stimme ist einfach fabelhaft, wir beide harmonieren perfekt." Wer will ihr widersprechen?

Fazit: Selten gingen Jazz und Country eine harmonischere Beziehung ein. Angeblich alles in allem an einem Tag eingespielt, so lässig klingt’s auch. Jeder Country-Freund mit etwas Jazz im Blut darf getrost zugreifen.

Label: Vanguard (EMI) VÖ: 3. Juni 2011

  • Titelliste


01 Why Can't He Be You 06 Today I Started Loving You Again
02 Healing Hands of Time 07 Til I Get It Right
03 Beneath Still Waters 08 Am I That Easy To Forget
04 Til I Can Make It On My Own 09 When Two Worlds Collide (mit Vince Gill)
05 Don't Touch Me (mit Alison Krauss) 10 Nobody Wins


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