Joan Osborne - Pretty Little Stranger

CD Cover Joan Osborne - Pretty Little Stranger
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Redaktionswertung Bewertung: 4,5 Sterne = sehr gut
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Wer diese Stimme hört, fragt sich unweigerlich: Warum habe ich von Joan Osborne schon lange nichts mehr gehört - oder vielleicht sogar noch nie. Tja, das ist schon erstaunlich. Denn allzu viele Sängerinnen von der Güte der 1963 in Anchorage, Kentucky, geborenen Künstlerin gibt es garantiert nicht. Zum richtig großen Wurf hat es für die spröde Blondine dennoch nie so richtig gereicht. Bis auf das Jahr 1995. Da wurde sie für ihr Major-Debüt "Relish" und der Hit-Single "One Of Us" für sage und schreibe acht Grammys nominiert. Was danach folgte war: Funktstille. Zumindest aus kommerzieller Sicht.

Nach diversen Comeback-Versuchen, Experimenten mit Word- und Funkmusikern, einem Auftritt in einer Filmdokumentation über die Musikszene Motowns und etlichen Tourneen legt Joan Osborne jetzt ein neues Album vor: Das von Steve Buckingham (u.a. Ricky Skaggs, Dolly Parton, Shania Twain) produzierte "Pretty Little Stranger".

Der von Osborne selbst geschriebene Titeltrack ist gleichzeitig Opener der zwölf Songs starken CD. In dem moderat rockigen, kantigen Titel, in dem eine wummernde Orgel und ein von Drummer Eddie Bayers knochentrockener Beat die Akzente setzen, erzählt sie von den Sehnsüchten und Ängsten einer Single-Frau - einer Frau, die in der Großstadt nach dem schönen, kleinen Fremden Ausschau hält und sich im Refrain fragt: "I wonder who will be the next fool be". Besonders fröhlich klingt das freilich nicht. Doch Joan Osborne erzählt diese Story augenzwinkernd und mit einer enorm ausdrucksstarken Stimme, so dass man sich als Hörer auf die nachfolgenden Titel freut. Und man wird nicht enttäuscht.

Bis sich Osborne gemeinsam mit ihrem renommierten Nashville-Produzenten allerdings auf lupenreinen Country einlässt, vergehen einige Titel: Das soulige, nachdenkliche, ebenfalls von Osborne geschriebene "Who Divided", das traurig-sperrige "Holy Water" die hinreissende, von Patty Griffin und Craig Ross entworfene Soul-Ballade "What You Are" und die in subtilen Akustik-Farben schimmernde Folk-Perle "Shake The Devil" - ein weiteres Osborne-Original.

Erst beim siebten Titel zeigt die vielseitige Sängerin, dass sie es als Country-Sängerin mit so ziemlich jeder Kollegin aus Nashville aufnehmen kann. So kann man ihre Interpretation des Kris Kirstofferson-Songs "Please Don't Tell Me How The Story Ends", bei dem sie von Dan Tyminski gesangliche Unterstüzung erhält, nur als grandios bezeichnen. Gleiches gilt für den nachfolgenden Track, das von Beth Nielsen Chapman gemeinsam mit Harlan Howard verfasste "Time Won't Tell", mit einem wie immer wundervollen Vince Gill als Ehrengast hinter dem Mikro.

Bis sich Frau Osborne erneut Cowboyboots überzieht, gehen zwei weitere Titel ins Land. Einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt vor allem "Dead Roses" - ein rockig-souliger Song mit einem exzellenten Sonny Landreth an der Slide-Gitarre, geschrieben von Osborne gemeinsam mit Gary Nicholson. Gegen Ende der CD zieht die genauso unangepasste wie talentierte Sängerin nocheinmal alle Country-Register. So klingt das Album mit "Till I Get It Right", geschrieben von Red Lane, Larry Henley, und mit "When The Hour Comes", eine von den drei Größen Rodney Crowell, Roy Orbison und Will Jennings inszenierte Country-Folk-Ballade, einfach sensationell aus.

Fazit: Nicht immer Country - aber immer gut. Der Mitte der 90er Jahre gefeierten Singer/Songwriterin gelingt ein großartiges Comeback.

Label: Sugar Hill (rough trade) VÖ: 2. November 2006

  • Titelliste

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01 Pretty Little Stranger 07 Please Don't Tell Me How the Story Ends
02 Holy Waters 08 Who Divided
03 Brokedown Palace 09 Till I Get It Right
04 What You Are 10 Dead Roses
05 Shake That Devil 11 After Jane
06 Time Won't Tell 12 When the Blue Hour Comes


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