Mit Vince Gill und Justin Niebank hat sich die blonde Sängerin zwei fachkundige Roots-Country-Experten an die Seite geholt. Die beiden produzierten das 13 Songs starke Album - und das ist schon mal ein gutes Zeichen. Dass den Dreien aber ein derartiger Wurf gelingt, war nicht unbedingt zu erwarten. Nicht nur künstlerisch wohlgemerkt, auch kommerziell: Das Album landete auf Platz zwei der Billboard Country Album Charts, bei der Pop-Hitparade sprang ein beachtlicher 30. Rang heraus. Damit markiert "The Blade" ihr bislang erfolgreichstes Album.
Das Spektakuläre an dem Erfolg ist das unspektakuläre Sound-Konzept von "The Blade". Keine hippen Sounds, keine schlagzeilenträchtigen Duette, keine auf Skandal gebürsteten Textzeilen. Nichts davon. Sondern nur: starke, runde, in sich geschlossene Songs mit extrem entspannter Atmosphäre und einer Sängerin, die großartig moduliert, die genau weiß, was sie tut. Natürlich eignen sich mehrere Tracks ausgezeichnet für das amerikanische Autoradio: der aufgekratzte Opener "On to Something Good" zum Beispiel oder das etwas geheimnisvolle, bluesrockige und nicht nur im Songtitel düstere "I Buried Your Love Alive" und natürlich das kleine Ensemble an wohlklingenden, nicht selten an beste Fleetwood-Mac-Zeiten erinnernde Country-Pop-Songs wie "Bombshell", "Weight of The Load" oder das harmonisch großartig ausgeschmückte "From Time to Time". Mehr Pop als Country serviert sie eigentlich nur in der Breitleinwand-Ballade "If Love Was Fair" - um großes Gefühlskino zu bieten.
Je länger der Silberling im CD-Player rotiert, desto mehr offenbart Ashley Monroe ihr traditionelles Country-Gesicht. Es kann sich sehen beziehungsweise hören lassen. Und wie! Vor allem in den ruhigen Country-Songs und Balladen läuft die erst 28-jährige Sängerin aus Knoxville, Tennessee, zur Höchstform auf. In Titeln wie dem sehr an Vince Gill erinnernden Rührstück "If The Devil Don't Want Me", dem 70er-Jahre-Old-School-Country von "Mayflowers" oder dem noch mehr in der Vergangenheit verorteten Walzer "I’m Good At Leavin'", bei dem Pistol-Annies-Bandmate Miranda Lambert ihr Songwriter-Händchen mit im Spiel hatte.
Um was für eine talentierte Musikerin es sich bei Ashley Monroe handelt, wird letztendlich beim Studium der Credits deutlich: Alle Songs stammen als Co-Autorin aus eigener Feder. Ausnahme: der Titelsong. Für die auf etwas moderner getrimmte Country-Pop-Ballade ist das Songwriter-Trio Marc Beeson, Allen Shamblin und Jamie Floyd verantwortlich. So stark sie diesen Titel auch interpretiert - man wird den Eindruck nicht los, dass ihr das Einsingen von grundtraditionellen Songs wie "Dixie" oder dem flotten Rockabilly/HonkTonk "Winning Streak" besser liegt. Was ein Kompliment sein soll...
Fazit: Es glitzert und funkelt im Honkytonk - Ashley Monroe gelingt mit dem größtenteils im Vintage-Sound angelegten Album der große Wurf. Sie dürfte ihre Emanzipation als Solo-Künstlerin damit abgeschlossen haben.
Label: Warner Bros. Nashville (hier nicht veröffentlicht) | VÖ: 24. Juli 2015 |
Titelliste
01 | On To Something Good | 08 | If Love Was Fair |
02 | I Buried Your Love Alive | 09 | Has Anybody Ever Told You |
03 | Bombshell | 10 | Dixie |
04 | Weight of The Load | 11 | If The Devil Don't Want Me |
05 | The Blade | 12 | Mayflowers |
06 | Winning Streak | 13 | I'm Good At Leavin' |
07 | From Time to Time |