Auf dem Cover ist Sheryl Crow, fotogen wie immer, in einem braven Spitzen-Kleidchen in der grünen Wiese zu bewundern. Auch die weitere grafische Aufmachung verspricht: Country. Nachdem die Sängerin, die einst mit Michael Jackson auf Tour war und mit Don Henley gemeinsame Sache machte, außerdem jetzt bei Warner Bros. Nashville unter Vertrag ist, darf man auf eine Country-Tendenz hoffen.
Nun ja, sie löst das Versprechen schon irgendwie ein. Auch wenn Crow natürlich keinen lupenreinen, traditionsbewussten Country anbietet. Rock, Blues und Folk sind für sie unverzichtbare Begleiter - und das ist auch alles andere als schlecht.
Schon mit dem Opener "Shotgun" - eine Co-Produktion von vier Songwriter-Assen, darunter Crow und John Shanks - dreht die zierliche Lady mächtig auf: ein countryfizierter Blues-Rock mit einem mitreißenden Gitarren-Riff, wuchtigem Beat, ins Ohr gehenden Refrain - aber auch inklusive Mandoline und Dobro.
Nach dem feurigen Intro schaltet Sheryl Crow gleich mal ein paar Gänge zurück. "Easy" hält ruhigen, aber herzhaften Country-Folk bereit; das im langsamen Dreiviertel-Takt angelegte "Give It To Me" wartet mit balladesken Tönen und einem opulenten Geigen-Arrangement auf. Ein Arrangement übrigens, das an Balladen von Martina McBride erinnert. Und auch stimmlich finden sich einige Parallelen zur niedlichen Martina - vor allem wenn Sheryl Crow gelegentlich ihre Kopfstimme mit Geschmack und Können einsetzt.
So ganz eindeutig gibt das Album keinen Aufschluss darüber, wo die eigentliche Stärke der Sängerin liegt: im hemdsärmeligen, rockigen, bluesigen Fach? Oder doch in den ruhigen, nachdenklichen und Folk-orientierten Tönen. Mehr oder weniger kommen beide Pole gleichberechtigt im Verlauf der zwölf Titel zur Geltung. Ob so oder so - sie überzeugt. Und mit ihr die Crew an Studiomusikern. Darunter finden sich Drummer Greg Morrow, Bassist Glenn Worf, Paul Franklin an der Steel Guitar und eine ganze Reihe an Gitarristen. Mit dabei: Mega-Star Brad Paisley. Bei "We Oughta Be Drinkin‘" (eine lässige Referenz an Crows ersten Hit "All I Wanna Do") steuert Paisley virtuos wie immer einige schöne Slide-Gitarren-Melodien bei.
Bei der etwas zu dick aufgetragenen Ballade "Waterproof Mascara" war Paisley überdies als Co-Autor tätig. Wie beliebt Sheryl Crow in Nashville ist, zeigt sich wohl auch in der Liste ihrer Gesangspartner: Zac Brown säuselt beim leisen Folk von "Homesick" so einfühlsam wie selten zuvor, Vince Gill ist beim erwähnten "Give It to Me" mit von der Partie und Ashley Monroe steht ihr bei dem an die guten, alten Rolling Stones erinnernden "Crazy Ain't Original" zur Seite.
Die Stones lassen übrigens auch beim strammsten Titel der CD grüßen: "Nobody’s Business", ein knochentrockener Blues-Rock. Mehr noch als die Stones standen dafür aber wohl Bad Company Pate. Na ja, sind ja Brüder im Geiste...
Fazit: Mit "Feels Like Home" präsentiert Shery Crow einen sehr soliden Mix aus Country-Pop-Balladen und strammen Country-Rock-Blues-Titeln. Nicht innovativ, aber unterhaltsam – und perfekt inszeniert.
Label: Warner Bros. Nashville (Warner) | VÖ: 24. Januar 2014 |
Titelliste
01 | Shotgun | 07 | Crazy Ain't Original (mit Ashley Monroe) |
02 | Easy | 08 | Nobody's Business |
03 | Give It to Me (mit Vince Gill) | 09 | Homesick (mit Zac Brown) |
04 | We Oughta Be Drinkin' | 10 | Homecoming Queen |
05 | Callin' Me When I'm Lonely | 11 | Best of Times |
06 | Waterproof Mascara | 12 | Stay At Home Mother |