Desperate Housewife läuft seit Mitte April 2005 um kurz nach 21:00 Uhr auf ProSieben. Die in Amerika höchst erfolgreiche und mit etlichen Branchen-Awards ausgezeichnete Serie sollte, so das Vorhaben der ProSieben-Programm-Macher, die Lücke schließen, die sich nach dem Ende von "Sex and the City" auftat. Und siehe da: Der Plan ging glatt auf. Tatsächlich erreicht der Münchener Privatsender mit der frechen Frust-und-Lust-Soap um vier nicht mehr ganz taufrische, aber noch höchst appetitlichen Damen die Herzen der zumeist weiblichen Fernsehzuschauer. Neben den hervorragenden Darsteller(innen) und den knisternden Dialogen punktet der ironische TV-Renner stets auch - großes Lob! - mit dem Soundtrack. Neben gängigem Pop- und R&B-Futter servieren Hauptdarstellerin Teri Hatcher & Co. regelmäßig auch gehaltvolle Countryklänge. Zumeist dargeboten, verständlicherweise, von weiblichen Nashville-Acts.
Dass die Serienmachter tatsächlich einen guten Musikgeschmack haben, wird auf der jetzt erschienenen CD "Music From and Inspired By Desperate Housewifes" klar. Von 14 Songs kann man knapp die Hälfte dem Country-Lager zurechnen. Ohne Wenn und Aber natürlich Shania Twain, die gleich nach dem von SHeDAISY gesungenen Eröffnungssong mit "Shoes" ins Rennen stöckelt. Und wie! Bei dem in Teamwork entstandenen Song - fünf Songautoren mischten dabei mit, unter aanderem Shania Twain auch ihr Gatte Robert "Mutt" Lange - gibt die bildhübsche Kanadierin wieder einmal als stimmgewaltige, selbstironische, sexy Mega-Zicke. Cowboyhut ab!
Nach Anna Nalick ("Band Of Gold") und einer unterkühlt-spröden Interpretation des Stones-Klassikers "Mother's Little Helper" von Liz Phair holen die unverwechselbaren Indigo Girls den Simon & Garfunkel-Klassiker "Mrs. Robinson" aus der Song-Schmuckschatulle. Sehr gelungen! Und weiter geht's mit einer der größten Stimmen Nashvilles, mit Martina McBride. Sie bleibt auch hier ihrem eingeschlagenen Retro-Kurs treu und reanimiert mit "Harper Valley PTA" einen der schönsten alten Songs des Genres. Wie immer stilecht und überzeugend interpretiert und von Ehemann John McBride perfekt authentisch aufs digitale Band gezaubert. Und weil wir schon mal in der Music Row verweilen, kreuzt im nächsten Track auch schon LeAnn Rimes auf: "We're Running Out of Time", ein Song aus der Feder von Tera Rix Clark und Tim Heintz lässt leider befürchten, dass das vielleicht größte Bluegrass-Talent der letzten 20 Jahre ihr Herz wohl endgültig an den Pop verloren hat. Nichts desto trotz: Ein schöner Song mit prächtigem Slide-Gitarrensolo und packendem Groove. Wer für diese musikhandwerklichen Glanzlichter sorgt? Sorry, keine Ahnung. Das mit vielen bunten Serienbildern ausgeschmückte Booklet gibt über derlei Details Auskunft. Schade. Und so bleibt man auch über den famosen Gitarristen beim nächsten Track - "Treat Me Right (I'm Yours For Life)", gesungen von der jungen Soulsängerin Joss Stone - im Unklaren.
Weiter geht's mit Countryklängen von Sara Evans: "One's On The Way", ein solider, netter Gute-Laune-Song. Das letzte Drittel der CD hält neben den R&B-, Latino-, und Rock-Sängerinnen Macy Gray, Gloria Estefan und Idina Menzel noch die zartbittere Kanadierin k.d. lang parat. Ihr gut gemeintes "Dream of The Everyday Housewife" lässt, bevor Danny Elfan die Serien-Erkennungsmelodie anstimmt, wohl temperiert ausklingen.
Fazit: Musik, die nicht nur verzweifelten Hausfrauen Laune macht - neben Pop, Soul und R&B auch mit viel Country Music auf dem Soundtrack zu "Desperate Housewives".