Jeremy Camp, ein Star der christlichen Musikszene, verarbeitete das dramatische Schicksal seiner Liebe in seiner Musik. Vor allem in den Songs "I Still Believe" und "Walk By Faith", aus dem im Jahr 2002 erschienenen Album "Stay", setzte er sich schonungslos mit dem erlittenen Schmerz auseinander. Dabei gelang es dem aus Lafayette, Indiana, stammenden Musiker, trotzdem irgendwie Hoffnung zu verbreiten. Mehr noch: Seine Musik macht Mut - und Lust auf das Leben. "Stay” wurde zum Hit und Jeremy Camp zum Musikstar.
"I Still Believe" - ein Soundtrack mit existenziellen Gefühlen
Knapp 20 Jahre nach dem Erscheinen von "Stay" bringen die Erwin-Brüder jetzt das musikalische Rührstück mit dem Titel "I Still Believe" ins Kino. Da die Musik neben Schauspielern wie K.J. Apa, Melissa Henning und - man höre und freue sich! - Shania Twain eine Nebenrolle spielt, beauftragten die beiden Regisseure John Debney für die Soundtrack-Produktion. Ein Filmmusik-Profi, der für seine Arbeit an "Die Passion Christi" bereits eine Oscar-Nominierung aufzuweisen hat. Folgt jetzt die nächste Adelung?
Kann gut sein. Schließlich hält der 17 Tracks umfassende Original Motion Picture Soundtrack eine Vielzahl von gefühlvollen, zu Herzen gehenden Songs und dazu starke Stimmen bereit. Im Mittelpunkt stehen dabei der auch als Sänger überzeugende Hauptdarsteller K. J. Apa, David Leonard, John Debney, der gesamte Cast des Films, sowie - authentischer geht's nicht - Jeremy Camp und seine zweite Ehefrau Adrienne.
Für den Opener sorgt der Titeltrack. Soapstar K. J. Apa erweist sich bei dem sehr ruhigen, sehr tiefgehenden Song als geeigneter Interpret für Gefühle. Er vermittelt in seinem Vortrag den Mut machenden Inhalt des Songs, er leidet, er zweifelt, er hofft und, das ist die Essenz des Songs, er glaubt - an das Leben, an die Liebe, an das Gute im Menschen. Selbst ohne die passenden Kinobilder sollte man bei dem Song eine Packung Taschentücher in Griffweite haben: Schnief, zum Heulen schön!
K. J. Apa ist in der Rolle des traurigen Titelhelden noch öfters zu hören. Und jedes Mal liefert der 23-jährige Musiker und Schauspieler aus Neuseeland eine überzeugende Vorstellung ab: In der wuchtigen Hymne "This Man" (aus "Stay") genauso wie in den ruhigen und nachdenklichen Tracks "Find Me in the River" und "My Desire" und in der vielleicht schönsten Ballade des Soundtracks, "Right Here" (ebenfalls aus dem "Stay"-Album).
"I Still Believe": auch die instrumentalen Passagen überzeugen
Nicht schlechter macht seine Sache David Leonard. Der in der christlichen Musikszene beheimatete Sänger setzt mit seiner etwas raueren Soft-Rock-Stimme einen akustischen Kontrapunkt zur eher weichen und glatten Stimme von K. J. Apa. Er ist somit der Mann für die erdigeren Songs, für Titel, die ohne großes Geigenarrangement auskommen - für angenehme Rock-Balladen wie "Take My Hand" und das Gospel-befeuerte "You Call I'll Answer".
Zwischen den gesungenen Beiträgen sind immer wieder instrumentale Soundtrack-Kompositionen eingestreut: elegische, pathetische Klänge in Breitleinwand-Klangdesign. Debney erweist sich dabei als Meister seines Fachs und findet, passend zu den jeweiligen Filmbildern, mal rhythmisch treibende ("Jeremy Says Goodbye"), mal esoterisch beruhigende ("Melissa Loves Jeremy") und mal herrlich romantische Töne ("Hey, What's Your Name Again?").
Zum Ausklang der CD interpretiert Jeremy Camp höchstpersönlich seine zwei größten Hits: "Walk By Faith" und - natürlich - "I Still Believe", jeweils in einer neuen, modernen und dazu erstaunlich rockigen Fassung. Das Finale des Soundtracks ist indes Adrienne Camp, Jeremys zweiter Ehefrau, vorbehalten: Der Bonus-Track mag zwar mit seinem heftig lärmenden Pop-Rock aus dem gefühlvollen Rahmen fallen, die Ex-"The Benjamin Gate"-Sängerin beweist damit allerdings, dass sie nichts von ihrem gesanglichen Können eingebüßt hat.
Fazit: Der Soundtrack zu "I Still Believe" kommt auch ohne die bewegten Bilder aus und bietet gefühlvolle Unterhaltung auf hohem Niveau. Dass der eine oder andere Beitrag unter argem Kitsch-Verdacht steht, lässt sich bei dem Thema nicht vermeiden.