In seinem gerade einmal 29 Jahre kurzen Leben hat Hank Williams die Country Music definiert ¬- und sich einen Platz in der Musikhistorie gesichert. Die Höhen und Tiefen des schlaksigen Südstaatlers bieten reichlich Filmstoff. Da ist es kein Wunder, dass das Leben des Sängers nun in ein Kinodrama verpackt wurde.
Der Streifen mit dem Titel "I Saw The Light" aus dem Jahr 2016 zeichnet den rasanten Aufstieg und das traurige Ende des Country Musikers aus Alabama nach. Der gleichnamige Original Soundtrack, erschienen bei Sony Music, bietet einen Querschnitt aus Hank Williams’ stilprägendem Werk ¬- auch wenn er selbst nicht zu hören ist, sondern vor allem sein Film-Alias Tom Hiddleston.
Der 35-jährige Brite ist Schauspieler und kein Sänger, weswegen er den Sänger im logischerweise schauspielert - so gesehen macht er seine Sache gut. Tom Hiddleston klingt und singt nun mal nicht wie Hank Williams. Aber wer tut das schon? Das Country-Lebensgefühl seiner Zeit kommt jedenfalls beim Zuhörer an.
Der Enkel ist von "I Saw The Light" nicht begeistert, Country-Neulingen dürfte es gefallen
Hank Williams III, Enkel des legendären Sängers, sieht das allerdings anders. Auf seiner Facebook-Seite lässt er kein gutes Haar an der Darbietung des Briten Hiddlestons. Der Schauspieler habe keinen Soul in der Stimme, schreibt Hank III. Wenn ein Film über den Country-Star gelingen soll, dann gehe es weit darüber hinaus, Amerikaner als Hauptdarsteller zu engagieren, dann müsste der Protagonist schon zumindest aus den Südstaaten kommen, dort gegessen, gelebt und geatmet haben. Nur dann könne man den Spirit rüberbringen. Jedoch hat nicht nur der Gesang Hiddlestons Hank III erbost. Der gesamte Film bekommt sein Fett weg, schließlich entbehre er einer realistischen Grundlage.
Nun, was soll's – Familienmitglieder sind zweifelsohne emotional involviert. Der Durchschnittszuhörer dürfte sich über Film und Soundtrack freuen. Das Album bietet komprimiert ein Stück Country-Zeitgeschichte. Williams' frühe Hits "Honky Tonkin" und "Move It On Over" finden sich ebenso auf dem Album wie "Jambalaya" und "Why Don't You Love Me". Interpretiert werden die Lieder allesamt von Tom Hiddleston and the Saddle Spring Boys.
Als Zugabe gibt es Hits von Weggefährten des Sängers und Wegbereitern des Country. Etwa Emmett Millers "Lovesick Blues", das Williams 1949 höchst erfolgreich coverte, den "Tennessee Waltz" von Jo Stafford und "Field Hand Man" von den Delmond Brothers.
I Saw The Light fehlt auf dem Soundtrack
Unerwartet und enttäuschend dürfte für viele Fans sein, dass ausgerechnet der Titelsong, "I Saw The Light", auf dem Album nicht zu finden ist ¬- ein Song, der wie eine Headline über dem Leben Williams' stehen könnte. Singt er doch von einem Mann, der in seiner Einsamkeit Jesus begegnete, sich gerettet fühlte und von nun an nicht mehr in der Dunkelheit tappte.
Wer den Soundtrack hört, wird feststellen: Nicht ohne Grund wählte der "Rolling Stone" Hank Williams in die Top-30 der einflussreichsten Sänger aller Zeiten. Der Soundtrack gibt einen Geschmack davon, auch wenn Williams nicht selbst am Mikrofon steht.
Fazit: Hörenswert. Der Original Soundtrack zu "I Saw The Light" ist vor allem für all jene, die noch nicht so tief in der Country Music verwurzelt sind und sich eher einen Überblick verschaffen wollen über die Roots dieses vielfältigen Genres.
Label: Legacy (Sony) | VÖ: 24. März 2016 |
01 | Hey Good Lookin' (Tom Hiddleston and the Saddle Spring Boys) |
02 | Move It On Over (Tom Hiddleston and the Saddle Spring Boys) |
03 | Anytime (Remastered) (Eddy Arnold) |
04 | Field Hand Man (The Delmore Brothers) |
05 | Jambalaya (Tom Hiddleston and the Saddle Spring Boys) |
06 | The Tennessee Waltz (Jo Stafford) |
07 | My Bucket's Got a Hole in It (Tom Hiddleston and the Saddle Spring Boys) |
08 | That's What's Knockin' Me Out (Jimmy Liggins) |
09 | Santa Baby (Eartha Kitt) |
10 | Why Don't You Love Me (Tom Hiddleston and the Saddle Spring Boys) |
11 | Please Don't Let Me Love You (George Morgan) |
12 | Honky Tonkin' (Tom Hiddleston and the Saddle Spring Boys) |
13 | Lovesick Blues (Soundtrack Edit) (Emmett Miller) |