Der Film "The Broken Circle" lebt von seinen großartigen Protagonisten, von der Sehnsucht nach Amerika, dem "Land der Freiheit", und natürlich von dem gefühl- und temperamentvollen Soundtrack. Die Film-Band um die singenden und musizierenden Hauptdarsteller hat sich 15 Tracks vorgenommen - und erstaunlich kompetent und authentisch interpretiert. Meist ist traditioneller Bluegrass und Folk ihr Ding. Traditionals wie der von A.P. Carter komponierte Titeltrack oder Songs wie "The Boy Who Wouldn’t Hoe Corn", "Wayfaring Stranger", "Rueben's Train" oder das finale Instrumental "Blackberry Blossom".
Die europäische Bluegrass-Version klingt - verglichen mit amerikanischen Genre-Acts - eindeutig rauer und sperriger. Obwohl man sich der weitgehend gleichen Harmonien und Arrangements bedient, wirken die gut abgehangenen Traditionals in diesen Versionen frisch, nicht selten richtig cool. Das gilt sogar für den überstrapazierten Standard "Over In The Gloryland". Veerle Baetens, Johan Heldenbergh & Co. machen aus dem Ü-60-Partyknaller etwas völlig Neues: einen ruppigen, temperamentvollen und auf eigentümliche Art berührenden Bluegrass-Track.
Bei anderen Titeln ging die Umformatierung in das Bluegrass- und Folk-Format natürlich leichter: "Country in my Genes" von Larry Cordle, Larry Shell und Betty Key war schon als Vorlage auf Kurs und "If I Needed You" vom großen Townes Van Zandt sowieso. Beide Versionen müssen sich nicht gegenüber dem Original verstecken. Das gilt auch für "Further On Up The Road", das "Boss" Bruce Springsteen mit Wortwitz und Feingespür meisterhaft erfand. Weniger glücklich fällt dagegen die Version des grandiosen Lyle-Lovett-Songs "Cowboy Man" aus. Doch nur wer das Original im Ohr hat, wird Lovett zum Vergleich heranziehen - und Sänger Johan Heldenbergh ein "nicht ganz auf Augenhöhe" bescheinigen. Sängerin Veerle Baetens muss man allerdings absolut internationales Format bescheinigen. Sie brilliert vor allem in den einfühlsamen, ruhigen Titeln. Im Gegensatz zu mancher Nashville-Country-Queen kauft man ihr jede gesungene Phrase, jedes Wehklagen und Leiden ab. Die Dame ist die Entdeckung der CD!
Drei Mini-Titel steuert Dobro-Spieler Björn Eriksson bei: Der Mann erweist sich bei den nur gut einminütigen Instrumentals als Experte für eingängige Melodien und melancholische Stimmungen.
Fazit: Auch ohne die bewegten Film-Bilder funktioniert dieser exzellente Soundtrack: 15 moderne, bisweilen ungeschliffene Folk-Songs - aber auch eine Definition von europäischem Bluegrass.