I Still Believe

I Still Believe

"I Still Believe" ist die Schicksalsgeschichte des US-Singer-Songwriter Jeremy Camp.

Vor Jahren begann Jeremy Camp seine Karriere. Nur wenige wissen über den Schicksalsschlag, den der christliche Musiker erleiden musste. Anfang 2001 starb seine Ehefrau Melissa an Krebs. Ein Jahr zuvor hielt er um ihre Hand an. Da war sie bereits im Krankenhaus. Camp wusste also um ihren Zustand und stand bis zuletzt zur ihr. Seine Trauer verarbeitete mit seinem Debüt-Album "Stay", das 20002 erschien und den Song "I Still Believe" hervorbrachte. "I Still Believe" ist auch Titel des Kinofilms, in dem die rührende Lovestory von Melissa und Jeremy Camp nacherzählt wird. Seine Mutter wird im Film von Country-Star Shania Twain gespielt. In den deutschen Kinocharts ist das Drama dennoch sogleich auf den ersten Platz gelandet.

Filmplakat: I Still Believe
 

Liebe auf den ersten Blick

Mit dem Segen seiner Eltern Tom (Gary Senise) und Terry (Shania Twain), die beide als Pfarrer in Indiana predigen, macht sich Jeremy Camp (K.J. Apa) auf den Weg zum Calvary Chapel Bible College in Kalifornien. Hier lernt er den Rocksänger Jean-Luc La Joie (Nathan Parsons) kennen, der sofort sein musikalisches Talent erkennt, und die hübsche Melissa (Britt Robertson), in die sich Jeremy Hals über Kopf verliebt. Die beiden werden ein Paar, doch dann wird bei ihr Gebärmutterkrebs im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert.

Ihr Glaube gibt ihnen Kraft und Hoffnung für die bevorstehende Chemotherapie. Trotz aller Warnungen von Freunden und Familie heiraten sie. Wie durch ein Wunder gesundet Melissa. Doch in den Flitterwochen klagt die Braut plötzlich über Schmerzen. Der Krebs ist zurück und nicht mehr aufzuhalten. Melissa stirbt, Jeremy fängt an, an Gott zu zweifeln. Letztlich ist es die Musik, die ihm aus einem dunklen Loch wieder herausholt und der Sänger kommt zu der Erkenntnis, dass sein christlicher Glaube stärker ist als alles andere.

"I Still Believe" - Ein Erbauungsdrama mit Mut zum Kitsch

Bereits mit "I Can Only Imagine: Der Song meines Lebens" drehten die Regie-Brüder Andrew Erwin und Jon Erwin 2018 einen Film über einen christlichen Rockmusiker. Nach Bart Millard folgt zwei Jahre später nun ein Porträt über Jeremy Camp, mit dem die beiden in die genau gleiche Kerbe schlagen: Ein schicksalsgebeutelter junger Mann, der durch den Glauben und die Musik zu wahrer Größe kommt. Im "I Still Believe" lernen wir jedoch zunächst das harmonische Umwelt des Protagonisten kennen, damit Camp-Darsteller K.J. Apa ("Riverdale") alle Sympathiepunkte zufliegen. Man wünscht ihm also nur das Beste als er das Mädchen seiner Träume trifft, gespielt von der 30-jähigen Britt Robertson ("A World Beyond"), die damit sieben Jahre älter ist als Apa.

Mit der Krankheit wendet sich das Blatt und ab dem Punkt muss dann ordentlich gelitten werden. Dabei werden auch immer wieder die Grenzen zum Kitsch überschritten. Besonders zartbesaitete Zuschauer werden diese Szenen ohne Taschentücher nicht durchstehen. Die Erbauung findet statt, indem nebenbei viel Propaganda für die christliche Kirche betrieben wird. Da wird viel gebetet oder permanent dem Herrn gepriesen. Gläubige Menschen werden sich bestätigt fühlen, Atheisten indes nicht selten manipuliert. Insofern hilft es, vorher zu wissen, worauf man sich einlässt. Einig kann man sich jedoch in Bezug auf die Darsteller werden. Den beiden Hauptdarsteller nimmt man den emotionalen Kraftakt ab.

Ein neuseeländischer Newcomer und eine kanadische Country-Königin

Was von der genommenen Liebe schließlich für Jeremy Camp übrigbleibt, ist die Musik. Erst nach dem Tod seiner Frau, die er Tag und Nacht begleitete, fand er die Zeit, durchzustarten. Mit Alben wie "Restored", "Reckless" oder "The Story’s Not Over" hat Camp regelmäßig die christlichen US-Charts angeführt. Im Film werden neben "I Still Believe" auch weitere Songs auf dem Original Soundtrack von ihm angespielt, etwa "Walk by Faith", "Right Here" und "My Desire" - stets hervorragend interpretiert von K.J. Apa. Der neuseeländische Newcomer griff schon als 14-Jähriger zur Gitarre und nahm ein ganzes Solo-Album auf. Nur eine darf ihr musikalisches Talent im Film nicht unter Beweis stellen: Shania Twain ("I [Heart] Huckabees").

Als fürsorgliche Mutter hat sie im Film nur eine Nebenrolle und dient doch eher als Stichwortgeberin. Die größeren Szenen hat der von Gary Senise ("Forrest Gump") gespielte Vater mit dem Sohn. Twain geht dabei ein bisschen unter, macht aus ihrem Part aber das Beste. 2019 stand die Country-Königinneben John Travolta in dem Rennfahrerfilm "Trading Paint" als Schauspielerin vor der Kamera. Glaubt sie nun an eine ebenso erfolgreiche Filmkarriere? Zu wünschen wäre es ihr.

Fazit: Die wahre Geschichte des Musikers Jeremy Camp entpuppt sich als religiöses Rührstück. Da wird immer wieder kräftig auf die Tränendrüse gedrückt - oft zu viel des Guten.

vgw
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