Als Alex Diehl mit "Nur ein Lied" im Februar 2016 bei der Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest antrat, fiel die Entscheidung dann leider doch nicht auf ihn. Doch dies war für den 28-jährigen Songwriter kein Grund, die Gitarre an den Nagel zu hängen. Getrieben vom Stolz auf den 2. Platz widmete er sich ganz der Arbeit an seinem Album "Bretter meiner Welt".
Alex Diehl, der Bodenständige
Vielleicht war es seine Kindheit in einer bayerischen Kleinstadt im Chiemgau, die dazu beitrug, dass Alex Diehl, obgleich auch kreativer Kopf, doch auf dem Boden blieb und vor allem im Grunde ein Macher ist. Die "Bretter" seine Welt sind symbolisch. Er ist, schon rein äußerlich, kein Mann fürs Feine, sondern packt an. Alex Diehls Musik auf " Bretter meiner Welt" ist handgemacht und von ihm dennoch bewusst ausgerichtet, in weite Sphären zu streben. Die Botschaften, die er sendet, kommen an, denn sie sind rein und ehrlich, da selbst erlebt. Aus dem Leben gegriffen und sich nicht scheuend, auch kontroverse Themen anzutasten. Alex Diehl ist ein genauer Versteher, jemand, der auf Reisen geht in die Seelen der Menschen, die ihm begegnen und sich mit jeder Art von Ereignissen befasst, die um und in ihm geschehen. Denn jedes hinterlässt seine Spur. Irgendwie. Immer Stoff für ein Lied.
Poesie und Lyrik in "Bretter meiner Welt"
Nur sehr wenige deutsche Textschreiber sind in der Lage, derart poetisch wohlgeformt mit Worten umzugehen, wie Alex Diehl. Als zustandsverändernder Geschichtenerzähler werden die Hörer seiner Lieder auf "Bretter meiner Welt" Teil seines Erlebens. So erfahren sie vom schmerzhaften Verlust eines Menschen, der jedoch nicht einfach so ausgesprochen, sondern tiefgründig verpackt wird in der kraftvollen Ballade "Silvester". Tatsächlich hat Alex Diehl hier das Verhältnis zu einem verstorbenen Freund und ehemaligen Pianisten in seiner Band niedergeschrieben.
Die Stimmung des Sich-Gehen-Lassens zu durchbrechen, weiter zu gehen, richtige Entscheidungen zu treffen, dazu ermutigt er rockig in "Hör' auf…!" (dein Herz).
Traurig ergreifend trifft Alex Diehl bei "In meiner Seele". Die Worte, welche er hier findet, wenn eine Liebe endet, berühren die tiefste Ebene des Mitgefühls.
Noch viel mehr im vielleicht schönsten Song des Albums "Bretter meiner Welt" - "Bitte werde nie ein Song". Ein Liebeslied, das eben, wie Alex Diehl selbst beschreibt, ausnahmsweise mal kein Abschiedslied ist, sondern ein in die Zukunft blickendes Flehen an die Frau, sich nicht der Unbeständigkeit zu unterwerfen. "Bitte werde nie ein Song, verschwinde nie in einem Lied. Nimm' mir nicht die Melodie, die ich so lieb'. Bitte werde nie ein Song, denn ich lieb' die Melodie, die Du mir gibst". Die Entstehung ist so banal, wie berührend. Wie Alex Diehl erzählte, schrieb er den Text für seine derzeitige Freundin, die vor drei Jahren für ihn aus dem Norden Deutschlands nach Bayern zog und in der Anfangszeit der Beziehung auch in harten Zeiten und, wie er es ausdrückte, "Entbehrungswahnsinn" mit ihm durchs Feuer ging, obwohl sie selbst ihre Familie vermisste, und ihm Kraft spendete. Eines Abends, als er eine tiefe Angst verspürte, sie könne ihn irgendwann wieder verlassen, schickte Alex Diehl ihr von unterwegs aus eine SMS mit genau diesen Worten: "Bitte werde nie ein Song". Der Grundstock für das Lied, das auf "Bretter meiner Welt" neben "Silvester" auch das ist, welches ihm persönlich am meisten bedeutet.
Zeichen setzen und das Aufzeigen von Missständen, ist ein erkennbares Ziel von Alex Diehl auf "Bretter meiner Welt". Wie schon in "Nur ein Song", der natürlich auch auf "Bretter meiner Welt" enthalten ist, vertritt er auch in "Ein Zeichen" eine klare politische Botschaft. Menschlichkeit und Umdenken. Unterstützt wird er hier gesanglich von seinem Musikerfreund Laith Al-Deen.
Alex Diehls Suche
Im Lied "Auf der Suche" beschreibt Alex Diehl, dass es "auf dem Weg zurück zu sich selbst oft nur ein kleines Stück" ist. In seinem Debüt-Album "Bretter meiner Welt" hat sich der Künstler als Ganzes selbst auch auf die Suche gemacht und dabei seine Fähigkeiten als Songschreiber selbst übertroffen. Die des bildhaften Denkens und Beschreibens und vor allem Transportierens von Gefühlen. Doch ist er auch an die Grenzen seines gesanglichen Könnens gestoßen, denn hier investiert er meist mehr Kraft, als nötig. Die Art der Präsentation von Alex Diehl raubt vielen Liedern einiges an Stimmung. Ein ohnehin intensiver Text wird nicht intensiver, wenn man ihn herausplärrt. Schon früher gab es in der Musikgeschichte Künstler, die es zu enormem Erfolg brachten, obgleich ihr Gesangstalent eher wenig ausgeprägt war, man denke nur an Herbert Grönemeyer. Es muss nicht unbedingt gut sein, markant reicht ja vielleicht auch. Doch wünscht man sich die wunderschönen Lieder von "Bretter meiner Welt" eben teilweise einen kleinen Tick weicher und wieder in Beziehung zu ihrem Inhalt gesetzt.
Fazit: Auch wenn sich Alex Diehl auf "Die Bretter meiner Welt" nicht als geborenes Gesangstalent zeigt, hat er als Songwriter den Hörern doch 12 Lieder geschenkt, die inhaltlich die Sinne berühren.
Label: Electrola (Universal) | VÖ: 15. April 2016 |
01 | Bretter meiner Welt |
02 | In meiner Seele |
03 | Nur ein Lied |
04 | Bitte werde nie ein Song |
05 | Hör auf...! |
06 | Auf der Suche |
07 | Silvester |
08 | Hurrikan |
09 | Ein Zeichen (mit Laith Al-Deen) |
10 | Musik |
11 | Lullaby |
12 | Im Jetzt |