The Broken Circle

The Broken Circle

"The Broken Circle" (auch bekannt als "The Broken Circle Breakdown" oder "Alabama Monroe") ist ein belgisches Filmdrama aus dem Jahr 2012 unter der Regie von Felix van Groeningen mit einem Drehbuch von Carl Joos und van Groeningen. Er basiert auf dem gleichnamigen Bühnenstück von Johan Heldenbergh und Mieke Dobbels.

Der Film wurde von der Kritik hoch gelobt, als belgischer Beitrag für den besten fremdsprachigen Film bei der 86. Oscar-Verleihung ausgewählt und stand auf der Nominierungsliste. Der Film gewann den Preis für den besten fremdsprachigen Film bei der 39. Verleihung des César. Er war der Gewinner des Lux-Preises 2013.

Filmplakat: The Broken Circle
 

Unverhofft kommt oft, so sagt der Volksmund. Fürs Kino müsste man das "oft" vielleicht durch ein "immer mal wieder" ersetzen. Aber ohne Frage gibt es gelegentlich überraschende Filme, die sich nicht schon von weitem als Meisterwerk ankündigen und die im Vorfeld niemand wirklich auf der Rechnung hat. So wie nun "The Broken Circle", dessen Regisseur Felix van Groeningen wusste zwar bereits mit "Die Beschissenheit der Dinge" zu überzeugen. Doch unter einem belgischen Film über Bluegrass-Musik und den Tod eines Kindes konnte man sich auf dem Papier einfach nicht sonderlich viel vorstellen.

Das Sterben der kleinen Maybelle (Nell Cattrysse), benannt nach der Country-Sängerin Maybelle Carter, steht im Zentrum des Films. Er beginnt damit dass ihre Eltern Didier (Johan Heldenbergh) und Elise (Veerle Baetens) ihre Tochter ins Krankenhaus bringen für Wochen der Chemotherapie und man ahnt früh, dass es das Schicksal allem Optimismus der Ärzte zum Trotz in diesem Fall keine Gnade kennt. Immer wieder springt die Erzählung dabei zurück. Wir erleben, wie der Musiker und die Tätowiererin sich kennen lernen, wie sie als Sängerin zu seiner Band stößt, sie gemeinsam ein altes Landhaus auf Vordermann bringen, heiraten, von der ungeplanten Schwangerschaft erfahren und sich zwischen Musik und Natur ihr ganz eigenes kleines Glück schaffen.

Doch der Kreislauf des Glücks zerbricht, als zur Mitte des Films schließlich der Krebs die Oberhand behält. Maybelles Tod reißt ein Loch in das Leben von Didier und Elise, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint. Während er sich an sein Banjo und seine Band klammert, um so viel Normalität wie möglich aufrecht zu erhalten, gibt sich Elise ihrer Trauer mit Haut und Haar hin. Der Weg zurück in die unbeschwerte Vergangenheit ist - auch auf der Erzählebene des Films - versperrt. Aber der in eine gemeinsame Zukunft scheint sich nirgends aufzutun.

Berlinale Publikumspreis für "The Broken Circle"

All das mitanzusehen ist noch trauriger und bitterer als es sich hier liest. In "The Broken Circle" keine Tränen zu vergießen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Trotzdem wurde der Film auf der vergangenen Berlinale mit dem Publikumspreis ausgezeichnet - und man versteht nur zu gut, warum, denn van Groeningen hat die Geschichte, die übrigens auf einem von Hauptdarsteller Heldenbergh geschriebenen Theaterstück basiert, nicht nur sehr klug strukturiert und ihre Geradlinigkeit durch ineinander greifende, brüchige Kreiserzählungen ersetzt. Er legt in seiner Inszenierung, die die Balance hält zwischen der Schönheit und der Tragik des Lebens, auch enormes Feingefühl an den Tag.

Für die Figurenzeichnung gilt das gleiche. Der für Bill Monroe und Hank Williams schwärmende Didier und seine Elise mögen so lässig und unkonventionell sein, dass sie - er mit Vollbart, sie mit Tattoos - auch im Nachtleben von Berlin-Kreuzberg nicht fehl am Platz wären. Aber sie sind vor allem etwas, das es im Kino letztlich viel zu selten gibt: echte, glaubwürdige und sehr komplexe Menschen, die nie wirken wie das Konstrukt eines Drehbuchautors. Heldenbergh, der auch schon in "Die Beschissenheit der Dinge" dabei war, und Baetens (zuletzt in "Hasta la Vista" zu sehen) verkörpern sie mit einer Hingabe, die ihresgleichen sucht. Und sie tun es übrigens noch nach Drehschluss: gemeinsam mit der Filmband The Broken Circle Breakdown Bluegrass Band, die es in Belgien mit ihren famosen Songs des Soundtracks sogar an die Spitze der Albumcharts schaffte.

Fazit: Dank der Hauptdarsteller, der Musik und eines hochtalentierten Regisseurs ist "The Broken Circle" ein kleines, ganz unverhofftes Meisterwerk, so wunderschön und Herz zerreißend, wie es nur die ehrlichsten Filme sind.

 
vgw
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