Johnny Cash - The Gospel Music of Johnny Cash

Für das eine oder andere Überraschungsmoment sorgt schon mal das achtseitige Booklet. Nicht gerade künstlerisch wertvoll gestaltet, wartet das schmalbrüstige Heftchen mit wirklich bemerkenswerten, auch skurrilen Fotos auf: Big Johnny als kleiner, Mausezähniger Knirps mit Latzhose; der jungeJohnny im weißen Elvis-Outfit. Und dann: Johnny als High-Society-Liebling, mit Prince Charles und den amerikanischen Ex-Präsidenten Richard Nixon, Gerald Ford und Jimmy Carter. Oder die Fotos gemeinsam mit Jerry Lee Lewis, Carl Perkins und Elvis, oder mit den Statler Brothers, oder mit Prediger Billy Graham ... Ja, das kleine Bilderbuch hat schon was...

Die beiden CDs natürlich auch. Sie bieten, wie es der Titel besagt, gut zwei Dutzend gesungene Gebete vom gläubigen Johnny Cash. Darunter finden sich eigene Kompositionen wie "Belshazzar", "He Turned the Water Into Wine", seine eigene Hymne "Man In Black", "Over the Next Hill We'll Be Home", "Ragged Old Flag" und das bewegend gut gemeinte "My Children Walk In Truth". Die Zusammenstellung zeigt aber auch die gläubigen Momente von einigen Kollegen der Country-Ikone auf. So interpretiert Cash in seiner unnachahmlichen Art beispielsweise "Why Me"- ein Song von Kris Kristofferson über Selbstzweifel, Demut und- ja, durchaus- über den Glauben und der daraus resultierenden Selbstfindung. Ein anderer, nicht weniger eindrucksvoller Titel stammt aus der Feder von Billy Joe Shaver: "I'm Just An Old Chunk of Coal", bei dem Johnny gemeinsam mit June Carter auf der Bühne zu hören ist.

Überhaupt bietet die Doppel-CD einige rare Live-Mitschnitte. Zum Beispiel die Interpretation des Carl Perkins-Songs "Daddy Sang Bass", das unvermeidliche, dennoch launige "When the Saints Go Marching In", das wirklich friedvolle "Peace In The Valley", das offenbar in einem kleinen Saal in der Provinz aufgenommene "The Old Account Was Settled Long Ago" (wieder mit June Carter) und das wesentlich moderner und satter klingende "God's Hands" (falls das live ist). Leider schweigt sich das Booklet darüber aus, wo und wann diese Mitschnitte entstanden.

Insgesamt bietet das Album 25 Songs aus dem Grenzfeld zwischen Gospel, gemäßigtem Rockabilly und Country. Eine hübsche Mixtur für Cash-Fans ist das allemal. Da es sich bei den Aufnahmen allerdings, wie man annehmen darf, um rare, nicht selten ziemlich alte Mitschnitte handelt, kann das Doppelalbum womöglich eine Kataloglücke schließen. Für echte Freunde des großen Sängers sind die dürftigen, um nicht zu sagen, fehlenden Songinformationen allerdings eine echte Enttäuschung. Die bunten Bilder trösten darüber nur bedingt hinweg.

Fazit: 25 Mal gibt sich Johnny Cash auf dieser Doppel-CD streng gläubig. Auffallend dabei ist, dass seine selbst geschriebenen Gospelsongs natürlich trotzdem auch echt Country sind. Es muss ja nicht immer "When The Saints..." sein.