Johnny Cash - Bear's Sonic Journals: Live at the Carousel Ballroom, April 24 1968

CD Cover: Johnny Cash - Bear's Sonic Journals: Live at the Carousel Ballroom, April 24 1968

Mit "Bear's Sonic Journals: Live at the Carousel Ballroom, April 24 1968" wird ein kleines Johnny Cash Jewel veröffentlicht

Seit 18 Jahren ist Johnny Cash schon nicht mehr unter den Lebenden, doch sein Nachlass gibt immer noch einiges her. Zum Beispiel den gelungenen Live-Mitschnitt "Bear's Sonic Journals: Live at the Carousel Ballroom, April 24 1968".

Es ist ja immer so eine Sache mit der Nachlassverwaltung. Schließlich liegt die Vermutung ja nahe, dass geschäftstüchtige Nachkommen nur zu gerne unveröffentlichtes Tonmaterial versilbern möchte. Die Kuh wird gemolken, selbst wenn sie schon lange tot ist. Dabei sollte man bedenken, dass es gute Gründe gab, warum diese, sagen wir mal "verschollenen" Werke nicht zu Lebzeiten des Acts das Licht der Öffentlichkeit erblickten. So manche posthum veröffentlichte CD erinnert deshalb schon an Rudis Resterampe.

Kein Fall von Resterampe: "Bear's Sonic Journals: Live at the Carousel Ballroom, April 24 1968"

Nicht so im Falle von "Bear's Sonic Journals: Live at the Carousel Ballroom, April 24 1968" aus dem Johnny Cash-Vermächtnis. Der unvergleichliche Man in Black war an jenem Frühlingsabend im Jahr 1968 vielleicht sogar noch um einen Tick unvergleichlicher als sonst. Er stand voll im Saft, er war auf der Höhe seiner Schaffenskraft und seine treue Begleitband - Gitarrist Luther Perkins, Bassist Marshall Grant und Drummer W.S. Holland - spielte wie aus einem Guss. Dazu kommt, dass sein Songkatalog auch schon Anno '68 ein paar jener Signature-Sound-Songs umfasste, mit denen der knorrige Kerl aus Arkansas später zur Legende werden sollte.

Johnny Cash hatte 1968 ohnehin einen Lauf. Er nahm seine überragenden und dazu kommerziell grandios erfolgreichen Alben "At Folsom Prison" und "At San Quentin" auf und sein Charisma machte alle seine Live-Shows zu Erlebnissen – zu Events, bei denen auch mal improvisiert wurde. So auch bei dem Auftritt im Carousel Ballroom, bei dem er - cool und selbstbewusst - von der Setlist abwich und lässig mit seiner neuen großen Liebe June Carter charmant flirtete. Mehr noch: Er stellte an diesem Abend einen Dialog mit dem Publikum her. Eine Sache, für die er später nicht unbedingt berühmt werden sollte und eher an Hippie-Bands wie Grateful Dead erinnerte.

Johnny Cash war auf der Höhe seiner Schaffenskraft

Was die gut um ein halbes Jahrhundert nach der Aufnahme verzögerte Veröffentlichung zusätzlich reizvoll macht, ist die erstklassige Klangqualität der CD. Dafür verantwortlich: Owsley "Bear" Stanley. Zu jener Zeit einer der angesagtesten und vielfach bewunderten Klangzauberer. Ihm ist es zu verdanken, dass der Sound von "Bear's Sonic Journals: Live at the Carousel Ballroom, April 24 1968” wohl noch besser ist, als von den "At Folsom Prison"- und "At San Quentin"-Mitschnitten. Ob der CD-Nachzügler aber einen ähnlichen Kult-Charakter erlangen kann, muss bezweifelt werden. Das Werk kommt dafür leider einfach: zu spät.

Doch egal. Cash-Jünger, und davon gibt es auch heute noch genug, werden sich an den 28 Songs von "Bear's Sonic Journals: Live at the Carousel Ballroom, April 24 1968” garantiert erfreuen. An der düsteren Koks-Ode "Covaine Blues" beispielsweise, an dem coolen "The Long Black Veil", an dem superrasanten "Orange Blossom Special" und – natürlich – an den späteren Signature-Sound-Songs des Country-Übervaters: "Ring Of Fire" und "I Walk The Line". Einen besonderen Stellenwert genießen in der Setlist aber auch die zwei Bob-Dylan-Coversongs "Don´t Think Twice It´s Alright" iund "One Too Many Mornings". Sie erinnern daran, dass die beiden so unterschiedlichen Musik-Genies einst eine tiefe Freundschaft und künstlerische Seelenverwandtschaft verband.

Fazit: Johnny Cash war an jenem Abend voll im Saft und dazu bestens gelaunt. "Bear's Sonic Journals: Live at the Carousel Ballroom, April 24 1968” darf deshalb in keiner CD-Sammlung von jedem Fan des Man in Black fehlen.

Label: BMG (Warner) VÖ: 29. Oktober 2021
01 Cocaine Blues
02 Long Black Veil
03 Orange Blossom Special
04 Going to Memphis
05 The Ballad of Ira Hayes
06 Rock Island Line
07 Guess Things Happen That Way
08 One Too Many Mornings
09 Don't Think Twice, It's All Right
10 Give My Love to Rose
11 Green, Green Grass of Home
12 Old Apache Squaw
13 Lorena
14 Forty Shades of Green
15 Bad News
16 Jackson
17 Tall Lover Man
18 June's Song Introduction
19 Wildwood Flower
20 Foggy Mountain Top
21 This Land Is Your Land
22 Wabash Cannonball
23 Worried Man Blues
24 Long Legged Guitar Pickin' Man
25 Ring of Fire
26 Big River
27 Don't Take Your Guns to Town
28 I Walk the Line
vgw
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Monticellofan antwortete auf das Thema:
2 Jahre 10 Monate her
Monticellofans Avatar
Ich habe das Album heute bekommen und kann die Rezi. nur bestätigen. Ein sehr gutes Konzert in sehr guter Soundqualität.
Johnny Cash Fans dürften begeistert sein. Auch die Aufmachung in Buchform ist sehr gelungen.
Harald antwortete auf das Thema:
2 Jahre 6 Monate her
Haralds Avatar
heute ist die CD auch bei mir angekommen. Für Cash Fans fast ein Muss.
Die CD ist mit den Livemitschnitten in Folsom und San Quentin nicht zu vergleichen.
Das Ganze ist sehr einfach aufgenommen. Und gerade deswegen authentisch. Man merkt hier, dass bis auf Carl Perkins und June Carter der Rest (incl. Johnny) nicht wirklich die Instrumente beherrscht. Das soll aber kein Tadel sein. Im Gegenteil!! Genau das ist das tolle an dieser CD. Da wurde nichts am Mischpult herumgepfuscht. Und für mich vor allem der Zusammenschnitt von mehreren Songs, vorgetragen von June Carter, grandios.
Die Buchform ist wirklich toll. Vor allem für diejenigen, die perfekt Englisch können. Der Rest schaut halt in die Röhre.
Harald

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