Die Aufnahmen entstanden bei Sessions 1981 und 1984. Es war nicht gerade eine besonders gute Zeit in der langen Karriere von Johnny Cash: Nashville tendierte in Richtung Mainstream und Pop - und Big Johnny blieb stur seinem Stil treu. Er war: out. Deshalb wollte sein damaliges Label Columbia das Dutzend Songs auch nicht veröffentlichen. Aus heutiger Sicht unvorstellbar. Doch vor 30 Jahren war Johnny Cash eben noch nicht die unantastbare Ikone, sondern musste sich - wie alle anderen Künstler - an Marktzahlen und Hit-Prognosen messen lassen.
Im Gegensatz zu mancher gewinnbringenden Archiv-Stöberei handelt es sich bei "Out Among The Stars" um ein echtes vollständiges Johnny-Cash-Album. Billy Sherrill, damaliger A&R-Chef von CBS, produzierte die Titel; legendäre Session-Musiker wie Pianist Hargus "Pig" Robbins, Drummer Kenny Malone und der junge Gitarrist Marty Stuart sorgten für authentische Klänge. Um heutigen Klang-Ansprüchen gerecht zu werden, überarbeiteten John Carter Cash und Steve Berkowitz die Bänder - und engagierten einige der aktuell besten Musiker Nashvilles für die Sessions. Darunter: Buddy Miller, Jerry Douglas, Sam Bush und - der Kreis schließt sich für ihn - Marty Stuart.
Das Dutzend Songs (plus Bonus-Track) bietet - Überraschung! - Country vom Feinsten. Mehr noch: Pure Cash. Die meisten Titel sind in jenem Grundton und in jenem entspannten, stolpernden Rhythmus eingefärbt, der für Johnny Cash typisch ist - und der zur Blaupause der Country Music avancierte. Tracks wie "Out Among The Stars", "If I Told You Who It Was", die von ihm selbst geschriebenen Titel "Call Your Mother" und "I Came To Believe" klingen vertraut. So als ob man sie schon seit langem kennen und lieben würde.
Doch das Album bietet auch einige hübsche Überraschungen an. Die beiden herrlich beschwingten Duette mit June Carter Cash ("Baby Ride Easy" und "Don’t You Think It’s Come Our Time") und der Klassiker von Hank Snow "I'm Movin’ On", bei dem er sich mit seinem Buddy Waylon Jennings das Mikrofon teilt.
Musikalisch aus dem Rahmen fällt die Fender-Rhodes-Klavierballade "After All". Man kann sich nicht erinnern, den düsteren Johnny jemals so hingebungsvoll schmachten gehört zu haben. Dunkelschwarze Weltuntergangsstimmung blitzt dagegen bei der Single-Auskopplung "She Used to Love Me A Lot" auf. Ein Knaller, der seinem ikonenhaften Ruhm mit jeder Note zur Ehre gereicht. Die neue, auf modern getrimmte Sound-Bearbeitung des Titels von Elvis Costello im Bonus Track ist allerdings so überflüssig wie eine siebte Saite an einer Westerngitarre.
Fazit: Das verschollene Album aus den frühen 80er Jahren bietet vor allem eines: Johnny Cash pur. Mehr muss man über die CD kaum sagen.
Label: Columbia Nasville / Legacy (Sony) | VÖ: 21. März 2014 |
Titelliste
01 | Out Among the Stars | 08 | I Drove Her Out of My Mind |
02 | Baby Ride Easy (mit June Carter Cash) | 09 | Tennessee |
03 | She Used to Love Me a Lot | 10 | Rock and Roll Shoes |
04 | After All | 11 | Don't You Think It's Come Our Time (mit June Carter Cash) |
05 | I'm Movin' On (mit Waylon Jennings) | 12 | I Came to Believe |
06 | If I Told You Who It Was | 13 | She Used to Love Me a Lot - JC/EC Version |
07 | Call Your Mother |